Clive’s Crazy Corner: Zeitreisen im Film = Schmerzen im Kopf?

11. April 2015, Christian Schäfer

Zeitreisen sind toll. Wer Science-Fiction Filme mag, wird früher oder später auf Filme stoßen, in denen Zeitreisen vorkommen. Sei es als zentrales Thema oder als schlichtes Mittel, was hier und dort mal eingesetzt wird. Als Zuschauer zerbricht man sich dann oft den Kopf, ob das Gezeigte auch wirklich Sinn ergibt oder stimmig ist. Nur: Wie weit kommt man mit der eigenen Logik bei dem Thema überhaupt?

Vorweg: Bevor es an verschiedene Beispiele und Vorstellungen von Zeitreisen (speziell in Filmen) geht, muss man sich eines vor Augen führen: Zeitreisen sind (noch?) keine Realität und speziell Reisen in die Vergangenheit wird es für uns nie geben können. Ja, es gibt zwar spekulative und umstrittene Theorien, wonach es vielleicht möglich wäre, eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen, aber eine praktische Umsetzung dieser Theorien – sollten sie sich tatsächlich als richtig erweisen – ist nach heutigem Stand der Wissenschaft und auch in absehbarer Zeit nicht möglich. Und in nicht-absehbarer Zeit?

Theorie
Schauen wir uns mal ein paar dieser Theorien an, die allesamt mit der Allgemeinen Relativitätstheorie in Einklang stehen müssen. Denn die Allgemeine Relativitätstheorie beschreibt (grob und laienhaft zusammengefasst) die Wechselwirkung zwischen Materie einerseits und Raum und Zeit andererseits:

1) Kurt Gödel präsentierte 1949 eine Lösung der Allgemeinen Relativitätstheorie, die ein sogenanntes „R-Universum“ (auch als „Gödeluniversum“ bezeichnet) beschreibt, bei der das Zurückkehren eines Objekts in dessen eigene Vergangenheit möglich ist. Problem für uns, wollten wir auf diese Weise Zeitreisen unternehmen: Unser Universum ist kein „R-Universum“. Wollten wir diese Lösung nutzen, müssten wir erst Gott spielen und uns ein solches Universum erschaffen.

© Paramount / Warner Bros.

2) Wurmlöcher oder auch Einstein-Rosen-Brücken. Diese Gebilde, die eine Brücke zwischen zwei verschiedenen Bereichen der Raumzeit (und damit auch zwei unterschiedlichen Zeiten wie Gegenwart und Vergangenheit) herstellen könnten, ergeben sich rein theoretisch und wären nach der Allgemeinen Relativitätstheorie vorstellbar. Allerdings zeigen Rechnungen, dass diese Wurmlöcher nicht stabil wären und derart schnell wieder zusammenbrechen würden, dass sie unpassierbar wären. Wollte man sie stabilisieren oder gar bauen, bedürfte es der sogenannten „Exotischen Materie“ – einer rein hypothetischen Materie mit negativer Energiedichte (was das genau ist, sei hier mal dahingestellt – wir wollen ja nicht jetzt schon Kopfschmerzen bekommen). Problem dabei: Schätzungen zufolge bräuchte man sehr viel Exotische Materie (ungefähr eine Jupitermasse = 1,9 x 10 hoch 27 kg), wollte man auch nur ein Wurmloch von einem Meter Durchmesser herstellen. Und dabei ist noch nicht einmal bekannt, ob es das Zeug überhaupt gibt.

3) Schwarze Löcher. Nach der Allgemeinen Relativitätstheorie verformt eine ausreichend kompakte Masse die Raumzeit so stark, dass sich ein Schwarzes Loch bilden kann. Diese astronomischen Objekte besitzen eine derart hohe Gravitationskraft, dass aus deren Raumbereich nichts – nicht einmal Licht – nach außen gelangen kann. Eventuell wäre es auf einer speziellen Flugbahn in der Umgebung eines schnell rotierenden Schwarzen Lochs möglich, eine Reise in die Vergangenheit anzutreten. Allerdings wird angenommen, dass es derart schnell rotierende Schwarze Löcher nicht gibt – ganz zu schweigen davon, dass man sich einem extrem hohen Risiko aussetzen würde, wollte man überhaupt in die Nähe eines Schwarzen Lochs gelangen.

4) Weitere Überlegungen beschäftigen sich mit kosmischen Strings oder dem sogenannten „Superluminaren Tunneln“. Die Existenz ersterer ist jedoch umstritten (und ebenfalls wieder rein theoretisch) und beim Superluminaren Tunneln bezieht sich der Zeitreise-Effekt lediglich auf Photonen (= Lichtteilchen) und geht obendrein noch mit einem Informationsverlust einher – wollte man also mit der Superluminalität bloß ein Signal in die Vergangenheit senden, käme es dort nicht unbeschadet an. Wieder ganz zu schweigen davon, dass Zeitreisen für einen Menschen auf diesem Weg nicht möglich sind, da es sich um einen rein quantenmechanischen Effekt handelt, wir aber aufgrund unserer Größe den Gesetzen der klassischen Physik unterliegen.

Hoffentlich wurde jetzt noch niemand erschlagen, auch wenn ich versucht habe, nur wenige Fachbegriffe zu verwenden. Man könnte natürlich bei allen Theorien viel mehr in Detail gehen, aber mir geht es hier erstmal nur darum, dass es rein theoretisch möglich wäre, irgendwann Zeitreisen in die Vergangenheit durchzuführen. Aber die Mittel, die dazu benötigt werden, gibt es bisher nur in der Theorie und sind praktisch selbst auf nicht-absehbare Zeit unmöglich zu beschaffen.

Kausalitätsprinzip
Abseits der ganzen Theorien, die praktisch unmöglich umzusetzen sind, ergibt sich aber ein großes Dilemma, sollte es uns tatsächlich – wie auch immer – gelingen, in die Vergangenheit zu reisen. Unser ganzes Leben, unsere ganze Existenz basiert auf dem Ursache / Wirkung Prinzip. Führe ich jetzt eine Reise in die Vergangenheit durch, könnte ich aber (egal ob gewollt oder ungewollt) Ursache und Wirkung vertauschen. Bei dieser Gelegenheit wird oft das Großvater-Paradoxon angeführt: Reise ich in die Vergangenheit und töte (bewusst oder unbewusst) einen meiner Vorfahren (Großvater), bevor er mich zeugt, dann verhindere ich meine eigene Existenz, kann die Reise in die Vergangenheit nicht mehr durchführen und Großvater lebt wieder, womit ich doch in die Vergangenheit reise, ihn töte, nicht mehr existiere, usw. Mit anderen Worten: Es besteht die Gefahr, einen existenziellen Widerspruch herbeizuführen. Ich verursache mit der Zeitreise eine Wirkung (Großpapa stirbt), die die Ursache meiner eigenen Existenz (die Wirkung, die Großvater auf mich hatte) auslöscht.

Dieses Problem, was Reisen in die Vergangenheit mit sich bringen, lässt sich nicht einfach verhindern. Selbst wenn ich nur eine Kleinigkeit verändern möchte, kann ich nämlich nicht die Folgen meiner Zeitreise abschätzen – egal, wie vorsichtig ich meine Reise plane und ausführe. Hier kommt der Schmetterlingseffekt ins Spiel, der dafür sorgt, dass nur kleine Abweichungen (in diesem Fall in der Vergangenheit) langfristig ein ganzes System (in diesem Fall die Gegenwart) vollständig und unvorhersagbar verändern können. Ich könnte mir also nie sicher sein, dass ich nicht durch eine minimale Kleinigkeit verhindere, dass ich (in der Gegenwart) meine Zeitreise überhaupt durchführe – und das würde erneut zu einem Paradoxon führen.

Soviel also zu Zeitreisen in die Vergangenheit und den Problemen, die es dabei gibt beziehungsweise geben kann. Realistisch betrachtet sind solche Reisen also entweder Murks oder aber viel zu gefährlich, als dass man sie unternehmen sollte. Denn was für Konsequenzen ein solches Paradoxon hätte, lässt sich nicht abschätzen. Oder doch?

© Columbia Pictures

Viele Welten Theorie und Selbstkonsistenz
Für die oben angeführten Paradoxa könnte es durchaus einfache Lösungen geben. Statt einen möglicherweise zerstörerischen Widerspruch in der eigenen Zeitlinie oder Existenz herbeizuführen, wenn Großpapa (bleiben wir einmal bei diesem Beispiel) stirbt, könnte mich die Zeitreise möglicherweise in ein Paralleluniversum (Viele Welten) der Vergangenheit versetzen. Dort könnte ich dann agieren, wie ich wollte und ganz ohne Konsequenzen für mein jetziges Ich alle Vorfahren auslöschen, die mir begegnen. Ist dann ja nicht meine „Original-Vergangenheit“, sondern bloß eine Alternative, die ich da verändere – bliebe für mich selbst also ohne Folgen. Ich hätte allerdings ein Problem, wenn ich anschließend wieder in meine Gegenwart zurückkehren wollte: Denn die Veränderungen in der Vergangenheit der Parallelwelt würden sich auch nur dort auswirken. Ich müsste dann schon in der Lage sein, gezielt die Gegenwart genau der Welt bei meiner Rückreise anzusteuern, die ich da verändert habe, um meine Mission (wie auch immer die aussehen sollte) erfolgreich zu beenden. Ich bräuchte also nicht nur eine Zeitmaschine, sondern auch die Möglichkeit, damit gezielt und direkt eine der „Vielen Welten“ anzusteuern.

Eine andere Lösung basiert auf dem Konzept der Selbstkonsistenz. Will heißen, dass alle Taten, die ich in der Vergangenheit begehe, quasi von selbst dazu führen, dass ich unbeschadet aus dem Geschehen wieder herauskomme. Meine Zeitlinie würde sich in dem Fall von selbst „heilen“, um Widersprüche zu verhindern. Töte ich Großvater, könnte ich beispielsweise automatisch zum Nachfahren eines anderen werden, ohne mich zu sehr zu verändern oder gar zu verhindern, dass ich die ursprüngliche Zeitreise antrete (womit es keinen Widerspruch gäbe). Aber auch hier gibt es einen Knackpunkt: Die Veränderungen blieben ohne große Folgen, denn die Welt würde konsistent (die gleiche) bleiben. Ich kann also noch so sehr versuchen, Dinge zu verändern, die Konsequenzen blieben in etwa die gleichen wie zu dem Zeitpunkt als ich die Reise angetreten habe. Womit die Zeitreisen hinfällig wären, sofern man nicht nur die Vergangenheit beobachten möchte.

Die perfekte Lösung
Es gibt noch eine weitere Lösung für Zeitreisen in die Vergangenheit, mit der ich sämtliche Probleme außer Acht lassen könnte. Die ist allerdings recht abstrakt. Statt selbst eine Zeitreise zu unternehmen, würde ich mit Hilfe einer Maschine nicht mich, sondern das gesamte Universum in einen früheren Zustand zurückversetzen. Mich selbst allerdings ausgeschlossen, sonst könnte ich keine Veränderungen herbeiführen beziehungsweise würde mich nicht mehr daran erinnern, weshalb ich überhaupt die Maschine einsetzen wollte. Sämtliche Ereignisse nach besagtem früheren Zustand wären dann noch nicht passiert (inklusive dem Bau der Maschine, der sich aber auch nicht wiederholen müsste – es wäre quasi ein Neustart zu einem früheren Zeitpunkt, die alte Gegenwart würde ausgelöscht werden) und ich könnte machen, was ich wollte. Denn ich selbst wäre dann unbeeinflusst geblieben, stünde außerhalb des Systems und könnte probieren, die neue Entwicklung zu meinen Gunsten zu steuern. Wie gesagt, sehr abstrakt.

Problem dabei: Um das gesamte Universum irgendwie in einen früheren Zustand zu versetzen, bräuchte ich mehr Energie als überhaupt im Universum vorhanden ist. Diese Methode bleibt somit nur eine Wunschvorstellung, auch wenn sie die sicherste und vielversprechendste (in Bezug auf Veränderungen) für angestrebte Zeitreisen in die Vergangenheit wäre.

© Pinnacle Films / Stage 6 Films

Von Linearität und Kreisen – Zeitschleifen
Nehmen wir jetzt einmal an, Zeitreisen in die Vergangenheit wären möglich und lassen die oben angeführten Probleme einmal beiseite. Von außen betrachtet könnte sich dann folgende Situation ergeben: Ein Zeitreisender bringt eine Kurzgeschichte unbekannter Herkunft in die Vergangenheit. Von dort gelangt die Kurzgeschichte in die Zukunft, wo der Zeitreisende sie erst findet und (wieder) in die Vergangenheit transportiert, usw.
Das ist ein sehr einfaches Beispiel für eine Zeitschleife. Wo die Kurzgeschichte herkommt, bleibt zwar offen (und stellt für den Betrachter von außen beziehungsweise uns als Zuschauer vielleicht ein logisches Problem dar), aber für alle Beteiligten innerhalb der Zeitschleife gibt es keinerlei Widersprüche. Die Kurzgeschichte wandert auf einem ewigen Kreis zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und her, es lässt sich zu jedem Zeitpunkt ins Geschehen einsteigen und sich aufgrund dieses Kreislaufs weder Ursache noch Wirkung definieren.

Was dem Zuschauer / Betrachter von außen hier Probleme bereitet, ist die Unfähigkeit, sich vom linearen Denken beziehungsweise vom oben angeführten Kausalitätsprinzip zu lösen. Wir brauchen eine Ursache (jemand muss die Kurzgeschichte irgendwie in den Kreislauf hineingebracht haben), sonst stempeln wir schnell einen solchen Vorgang als Quatsch oder unlogisch ab – obwohl es wie gesagt keinerlei Widersprüche gibt. Das einzige, was hier fehlt, ist der Anfang (wo kommt die Kurzgeschichte ursprünglich her?) Dabei haben wir aber übersehen, dass die Geschichte überhaupt keinen Anfang benötigt – denn wir schauen uns einen Kreis an.

Was ich damit sagen will: Es mag uns zwar vor Probleme stellen, eine solche Zeitschleife zu akzeptieren, denn wir sind aus unserem Alltag gewohnt, dass es immer irgendwo eine Ursache geben muss. Aber der Alltag sagt uns auch, dass es Zeitreisen (in die Vergangenheit) nicht gibt und wenn wir uns trotzdem auf derartige Zeitreise-Geschichten oder -Filme einlassen, müssen wir manchmal unsere Denkweise an das Geschehen anpassen und in diesem Fall die Kurzgeschichte als das akzeptieren, was sie ist: Ein MacGuffin. Es spielt für das Beispiel keine Rolle, wer die Kurzgeschichte geschrieben oder irgendwann einmal in den Kreislauf hineingebracht hat (und den Kreis damit erst zeichnete). Sie ist vielmehr ein Aufhänger der Handlung und die kommt gänzlich ohne zusätzliche Informationen aus (jedenfalls, solange sich nicht irgendwelche Widersprüche innerhalb der Handlung finden lassen, aber das wäre wieder ein anderer Fall).

Zeitreisen in die Zukunft
Bevor es jetzt an ein paar Beispiele geht, gibt es noch ein paar Worte zu den Zeitreisen in die Zukunft. Da fallen nämlich schon mal die ganzen (möglichen) Widersprüche weg, die sich für das Reisen in die Vergangenheit ergeben. Und auch ohne Zeitmaschine lässt sich eine Reise in die Zukunft vergleichsweise einfach bewerkstelligen – selbst heute schon (wenn auch nicht in der Größenordnung, die uns vielleicht vorschwebt).
Der Schlüssel dazu findet sich wieder in der Relativitätstheorie. Der Begriff, den wir uns dazu etwas näher ansehen müssen, ist die sogenannte „Zeitdilatation“. Dabei gibt es im Großen und Ganzen zwei Sorten: Zeitdilatation durch relative Bewegung(en) und Zeitdilatation durch Gravitation. Wenn man es denn wollte, könnte man hier viele Formeln anführen und zahlreiche Beispiele durchrechnen – aber davon verstehe ich zu wenig, als dass ich Leute damit verschrecken und mich möglicherweise in Rechenfehlern verlaufen wollte.

1) Zeitdilatation durch relative Bewegung: Der Knackpunkt, der sich durch die Relativitätstheorie ergibt, besagt (grob umschrieben), dass die Zeit relativ betrachtet für ein sich bewegendes Objekt langsamer vergeht als für ein ruhendes Objekt (wenn man beide miteinander vergleicht – was eine wichtige Grundvoraussetzung ist, Stichwort: Relation). Statte ich zwei Leute mit je einer sehr genauen Uhr (Atomuhr) aus und schicke Person A auf eine Reise mit hoher Geschwindigkeit, während Person B am gleichen Ort verweilt, lässt sich hinterher feststellen, dass die Uhr von Person A im Vergleich zur Uhr von Person B nachgeht. Je höher die Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung von A, desto größer wird dabei die Differenz der beiden Uhrzeiten sein.
Moment, werden da jetzt einige sagen, diesen Effekt habe ich noch nie bemerkt. Das ist richtig, denn alltägliche Geschwindigkeiten und Beschleunigungen beeinflussen die Zeitdifferenz nur so minimal, dass sich das kaum bis garnicht wahrnehmen lässt. Anders wird das allerdings, wenn Person A sich mit einem Prozent (oder mehr) der Lichtgeschwindigkeit (die hat einen Wert von 299.792.458 Metern pro Sekunde) bewegt und/oder enorme Strecken zurücklegt. Um mal ein konkretes Beispiel zu geben: Ein Raumschiff mit Person A an Bord startet von der Erde und fliegt mit der anfänglichen Beschleunigung von 1 g (das sind 9,81 Meter pro Quadratsekunde, so gewählt, damit wir ähnliche Gravitationsverhältnisse an Bord des Raumschiffs wie auf der Erde haben und uns nicht um die gravitative Zeitdilatation kümmern müssen) zu einem 28 Lichtjahre (1 Lichtjahr = 9,46 x 10 hoch 15 m) entfernten Stern.

Auf halber Strecke ändert das Raumschiff das Vorzeichen der Beschleunigung und bremst mit 1 g wieder ab. Nach Abschluss einer sechsmonatigen Aufenthaltsdauer auf dem fernen Stern kehrt das Raumschiff auf gleiche Weise zur Erde zurück. Die vergangenen Zeiten ergeben sich für den Reisenden A dann zu 13 Jahren, 9 Monaten und 16 Tagen. Auf der Erde sind bei der Rückkehr des Raumschiffes für Person B dagegen 60 Jahre, 3 Monate und 5 Stunden vergangen. (Wer sich dafür interessiert, wie man das ausrechnet, muss schon einen Blick in die gängige Literatur werfen – hier soll auf Formeln und dergleichen verzichtet werden, um die Sache übersichtlich und weniger abschreckend zu halten.) Anmerkung: Bei dem Beispiel wurde außer Acht gelassen, dass die Lichtgeschwindigkeit vom Raumschiff während der Reise überschritten wird – was im Realfall nicht möglich wäre.

Die Konsequenzen sollten aber deutlich werden. Durch die lange 13jährige Reise mit dem Raumschiff ist Person A (nehmen wir mal glatte Zahlen von 13 und 60 Jahren) in einer 47 Jahre entfernten Zukunft der Erde gelandet. Wären A und B Zwillinge und hätten zum Start der Reise ein Alter von je 20 Jahren gehabt, so wäre A bei seiner Rückkehr 33 Jahre alt, während B bereits 80 Jahre auf dem Buckel hätte. Klingt verrückt, wäre aber wirklich so.

© Warner Bros.

2) Zeitdilatation durch Gravitation: Die gravitative Zeitdilatation beschreibt den relativen Zeitablauf von Systemen, die in verschiedenen Entfernungen eines Gravitationszentrums (beispielsweise unserer Erde) relativ zu diesem ruhen. Nehmen wir wieder Person A und B, die sich in unterschiedlicher Entfernung zur Erde befinden (sich aber nicht bewegen, sonst müssten wir zusätzlich wieder die andere Zeitdilatation berücksichtigen). Würden beide einen Vorgang (z.B. die Reise einer Raumfähre von der Erdoberfläche zum Mond) beobachten, so würden sie unterschiedliche Zeiten für die Dauer dieses Vorgangs messen. Für denjenigen, der sich weiter vom Gravitationszentrum der Erde weg befindet, würde der Flug der Raumfähre weniger lange dauern, während die Uhr der anderen Person eine längere Zeit für den Vorgang anzeigen würde.

Die Zeitdilatation ist dabei übrigens nicht bloß eine Theorie, sondern wurde bereits in mehreren Experimenten nachgewiesen und bestätigt (siehe z.B. Hafele-Keating-Experiment). Wollten wir folglich in die Zukunft reisen, könnten wir diesen Effekt – sofern uns diverse Mittel wie ein schnelles Raumschiff zur Verfügung stehen würden – ohne weiteres nutzen.

Mit Blick auf Science-Fiction Filme, in denen Raumschiffe lange Strecken zwischen fernen Planeten zurücklegen, können wir jetzt also stets darüber meckern, wenn die Zeitdilatation nicht berücksichtigt wird (was in fast allen Filmen der Fall ist). Man denke nur an die Konsequenzen, die sich für beispielsweise „Star Trek“ ergeben würden, wo sich die Enterprise zu verschiedenen Planeten begibt – bei der Rückkehr zur Erde wären selbst bei kürzeren Missionen der Crew mehrere Jahrzehnte, Jahrhunderte oder gar Jahrtausende auf dem Heimatplaneten vergangen. Interstellare Reisen wären also generell ein sinnloses Unterfangen, sofern man nicht in Kauf nehmen möchte, von sämtlichen Daheimgebliebenen Abschied zu nehmen. Denn bei der Rückkehr würde man in der Zukunft des Planeten landen. Ups, obwohl es hier um Zeitreisen gehen soll, haben wir gerade so ziemlich jeden Film, der von interstellaren Reisen handelt, als unlogischen Quatsch abgestempelt. Sorry.

Ein Film, der die Zeitdilatation korrekt nutzt, fällt mir aber auch ein: „Planet der Affen“ (1968). Obwohl die Astronauten dort 1972 von der Erde starteten und nur 18 Monate mit ihrem Raumschiff unterwegs waren, landen sie im Jahr 3978 und dürfen erleben, wie sich unser Planet bis dahin verändert hat – ohne überhaupt zu wissen, dass sie wieder zurück auf der Erde sind. Toller Film, der keinen Anlass gibt, über die Zeitreise in die Zukunft zu meckern. (Die Reise in die Vergangenheit bei einer der Fortsetzungen sorgt hingegen wieder für Kopfzerbrechen und macht damit auch die Gesamtgeschichte der Filmreihe ein wenig kaputt.)

So, wer bis hierhin durchgehalten hat: Glückwunsch. Die Grundlagen und Probleme von Zeitreisen wären nun geklärt und wir können uns mal ein paar Beispiele rauspicken, die sich mit Zeitreisen beschäftigen.

© Universal Pictures

Zurück in die Zukunft I – III
Wer diese Trilogie mit Michael J. Fox und Christopher Lloyd nicht kennt, sollte sie schleunigst nachholen. Doc Brown (Lloyd) hat darin eine Zeitmaschine entwickelt, deren Herz der sogenannte „Flux-Kompensator“ ist. Dieser wurde in einen DeLorean eingebaut und macht Zeitreisen in die Vergangenheit oder Zukunft möglich, wenn man das Auto auf eine Geschwindigkeit von etwa 140 km/h (88 Meilen pro Stunde) bringt. Tolle Sache. Und Marty (Fox) tritt auch gleich eine Zeitreise ins Jahr 1955 damit an und bringt schnurstracks seine eigene Existenz in Gefahr, als er seinen Vater – jetzt noch im Teenager-Alter – vor einem Unfall bewahrt.

Vorweg: Die Trilogie ist toll und eignet sich für die ganze Familie. Wenn wir jetzt gleich einmal auf die Zeitreise(n) schauen und wild rumkritisieren, ändert das nichts daran, dass es sich hier um drei ausgezeichnete Unterhaltungsfilme handelt, die auch heute noch sehenswert sind (auch wenn die Zukunft aus dem zweiten Teil sich mittlerweile als nicht ganz richtig herausgestellt hat).

Fangen wir mit dem ersten Teil an: Marty verhindert zunächst, dass sein Vater George und seine Mutter Lorraine sich näher kennenlernen und gerät stattdessen selbst in das Visier von Lorraine. Das hat natürlich Auswirkungen auf Marty selbst, der nun alles versuchen muss, um seine Eltern doch noch zusammen zu bringen. Denn sollte er das nicht schaffen, wird es ihn niemals geben, er hätte somit nie die Reise in die Vergangenheit angetreten, seine Eltern hätten sich doch kennengelernt und ihn doch gezeugt, usw. – das Szenario dürfte uns nach der obigen Einleitung bekannt vorkommen, denn es ist nichts anderes als das bekannte Großvater-Paradoxon in leicht abgeänderter Form. Des Weiteren wird im Film deutlich gemacht, dass es sich hier nicht um eine parallele Vergangenheit handelt, sondern Marty in seine eigene Zeitlinie eingreift. Soweit, so gut.

Vom logischen Standpunkt lässt sich nun beanstanden, dass Marty die Chance erhält, seinen Fehler vom Anfang der Zeitreise wieder auszubügeln, indem er weiterhin im Jahr 1955 agieren und seine Eltern wieder zusammenbringen kann. Das ginge nämlich nur, wenn seine eigene Existenz unangetastet bleiben würde und er quasi immun gegen die Veränderungen wäre. Stattdessen sehen wir aber, wie seine Geschwister und schließlich er selbst von einem Familienfoto verschwinden, welches er aus der Zukunft beziehungsweise seiner Gegenwart mitgebracht hat. Folglich ist es widersprüchlich – spätestens gegen Ende als er sich während des Konzerts aufzulösen scheint – wenn uns die Geschichte einmal glauben lässt, dass er die Dinge wieder hinbiegen kann, uns aber andererseits zeigt, dass er dazu nicht unbegrenzt Zeit hat. Zumal seine Auflösung gegen Ende überhaupt nicht mehr hätte auftreten können, weil es zu dem Zeitpunkt nicht einmal mehr in seiner Hand lag, ob Lorraine und George zusammenfinden – es ist nämlich George, der schließlich allen Mut zusammen nimmt und Lorraine zurückgewinnt. Marty hatte seine Mission also bereits erfüllt, als er auf der Bühne stand und anfing, davon zu schwinden.

Zum Schluss gibt es ein weiteres Kuriosum: Marty kann sich an alles erinnern, was er bei der Zeitreise durchgeführt hat (was ja o.k. wäre) und auch daran, wie er vor seinen Veränderungen aufgewachsen ist – was nicht o.k. ist, denn er hat ja durch die Zeitreise in seine eigene Vergangenheit eingegriffen und sie leicht abgeändert. Er sollte sich somit nicht darüber wundern, dass beispielsweise Biff nun für seinen Vater Autos putzt. Schließlich sollten seine Erinnerungen ebenfalls verändert worden sein.

Mit dem zweiten Teil ergeben sich gleich mehrere zeitreisetechnische Probleme, die keinen Sinn ergeben. Der größte Faux Pas liegt dabei in der Zeitreise vom alten Biff, der heimlich das zeitreisende Auto benutzt, um seinem jüngeren Selbst eine bessere Zukunft durch einen Sport-Almanach zu verschaffen. Da hat man uns im ersten Teil also gezeigt, dass die Veränderungen in der Vergangenheit direkte Auswirkungen auf den Zeitreisenden (in diesem Fall müsste das der alte Biff sein) haben und Doc Brown erklärt uns im zweiten Teil sogar, dass man anschließend nicht mehr in der Lage ist, in die ursprüngliche Zeitlinie zurückzukehren (weil es die nicht mehr gibt, sondern sie erst wiederhergestellt werden müsste). Wie aber kann dann der alte Biff überhaupt wieder in genau die Zukunft zurückkehren, in der Marty und der Doc sich noch befinden? Kann er nicht. Widerspruch. Er hätte in einer anderen Zukunft landen müssen, Marty und der Doc hätten ihre Zeitmaschine in der ursprünglichen Zukunft nie wiedergesehen. Ferner wäre Doc Brown im Jahr 1985 in der Anstalt gelandet (wie gezeigt), hätte niemals eine Zeitmaschine bauen können, der alte Biff hätte damit seine Reise nie antreten können, usw. – seht ihr die Probleme? Biffs kleiner Trip ist zwar der Aufhänger für eine weitere tolle Geschichte, aber wenn man näher und auch im Rahmen der im Film vorgestellten „Gesetze“ für Zeitreisen darüber nachdenkt, bleibt einem nichts anderes übrig als kurz den Kopf zu schütteln und die Widersprüche zu ignorieren.

Der dritte Teil befasst sich dann nur am Rande mit Zeitreisen und spielt hauptsächlich im Wilden Westen. Hier hätte ich auch fast nichts zu beanstanden. Lediglich eine Kleinigkeit: Nach dem Abenteuer gibt es die Grabsteininschrift von Doc Brown nicht mehr und Marty hat seine Mission erfüllt. Aber: Gibt es die Inschrift nicht mehr, dann hätte Marty zu Beginn des Films im Jahr 1955 keinen Grund gehabt, in den Wilden Westen zu reisen. Er hätte Doc Brown nie gerettet, die Grabinschrift wäre wieder vorhanden gewesen, usw. – womit sich erneut ein Paradoxon ergibt. Verdammte Zeitreisen.

© Universal Pictures

© Universal Pictures

12 Monkeys
Basierend auf dem Kurzfilm „La Jetée“ (1962) filmte Terry Gilliam 1995 den Film „12 Monkeys“ mit Bruce Willis als Zeitreisenden James Cole. Cole soll eine Probe des Virus besorgen, welches einst den größten Teil der Menschheit auslöschte. Dazu wird er aus einer dystopischen Zukunft in unsere Gegenwart geschickt und macht sich daran, Hinweisen zu folgen, um seinen Auftrag zu erfüllen. „12 Monkeys“ wird von vielen als ein Film angesehen, der die Zeitreise-Thematik perfekt und logisch behandelt. Ein Meisterwerk in so ziemlich allen Belangen. Aber lassen sich tatsächlich keine Widersprüche finden?

Nun, die Geschichte wird gut verschachtelt erzählt und bedient sich dabei an diversen Zeitschleifen. Nehmen wir zum Beispiel die Armee der zwölf Affen. Cole erhält die Information, dass diese Armee etwas mit dem Virus zu tun hat, von einer aufgezeichneten Nachricht aus der Vergangenheit. Später stellt sich aber heraus, dass diese Aufzeichnung erst durch sein Zutun zustande kam. Es fehlt somit – wie bei Zeitschleifen üblich – ein Anfang. Für Cole und Dr. Railly ergeben sich daraus keinerlei Widersprüche, denn der Kreislauf ist eine geschlossene Sache. Aber für den Zuschauer stellt sich die Frage nach einer Ursache für diese Information und das kann Kopfschmerzen bereiten.

Es gilt also, die Denkweise an die Figuren anzupassen und sich nicht davon irritieren zu lassen, dass man ein kreisförmiges Geschehen vor sich hat. Das gilt übrigens für sämtliche Zeitschleifen, die im Film vorkommen. Ob man die Zeitreise-Thematik als perfekt umgesetzt betrachtet, liegt folglich daran, ob man die Zeitschleifen als konsistent ansieht. Sucht man hingegen nach einer Linearität der Vorgänge – entsprechend des Ursache-Wirkung Prinzips – wird man nicht mit dem Gezeigten klarkommen.

© Orion Pictures

Terminator
Wollte man das Terminator-Franchise anhand seiner Zeitreise-Thematik detailliert untersuchen, ließe sich gewiss ein großes Buch darüber schreiben. Zunächst einmal müsste man sich sämtliche Zeitreisen sowie die Konsequenzen daraus auflisten, in eine übersichtliche Reihenfolge bringen und dann mal schauen, was alles falsch oder richtig gemacht wurde. So weit will ich hier aber nicht gehen. Das grobe Schema (zumindest der ersten drei Teile) sah schließlich immer gleich aus: Ein Terminator wird in der Zeit zurück geschickt, um jemanden zu töten und dem zukünftigen Skynet damit zum Sieg über die Menschheit zu verhelfen. Der menschliche Widerstand in der Zukunft bleibt aber nicht untätig und schickt seinerseits jemanden durch eine Zeitreise hinter dem Terminator her, um die tödliche Mission zu vereiteln. Soweit, so Standard. Der erste Teil verkompliziert die Geschichte noch einmal dadurch, dass Kyle Reese sich als John Connors Vater entpuppt und die Entwicklung von Skynet erst durch die Ankunft des Terminators in der Vergangenheit in Gang gesetzt wird (letzteres stellt sich aber erst im zweiten Teil heraus).

Somit befinden sich sowohl Connor als auch Skynet in einer Zeitschleife, bei der sich – wie immer – kein Anfang definieren lässt. Hat man sich diese beiden Zeitschleifen erst einmal vor Augen geführt und akzeptiert, ergibt sich folgende Erkenntnis: Es darf weder die Entwicklung von Skynet, noch die Entwicklung von John Connor bis zu den Einsätzen der Zeitmaschine verhindert werden. Im Grunde genommen wird also festgelegt, dass die Attentate auf einen jüngeren John Connor (oder auch dessen Mutter vor seiner Geburt) nicht von Erfolg gekrönt sein dürfen und auch der Aufbau von Skynet bis zum Einsatz der Zeitmaschine in Stein gemeißelt ist. Würde auch nur einer der beiden Fälle eintreten, bricht die gesamte Geschichte logisch betrachtet in sich zusammen. Genauer:

1) John stirbt / existiert nicht mehr, bevor er Reese zurück schickt: In diesem Fall hätte Skynet es nicht mehr nötig, die Zeitmaschine einzusetzen und einen Terminator loszuschicken, um den Widersacher auszuschalten. Ergo überlebt John, Skynet benutzt doch die Zeitmaschine, John stirbt, usw. – klassisches Paradoxon, Großvater lässt wieder grüßen.

2) Skynets Entwicklung wird durch Warnungen von Reese, dem guten T-800 oder wie auch immer gestoppt: Keine Zeitmaschine in der Zukunft, niemand kann in der Vergangenheit vor Skynet warnen. Ergo stoppt auch niemand die Entwicklung, die Zeitmaschine wird doch gebaut, Zeitreise, Skynet wird verhindert, usw. – klassisches Paradoxon.

Alles, was die ersten drei Teile erreicht haben, hat diese beiden Zeitschleifen zwar leicht verändert (verzögerter Bau von Skynet zum Beispiel), aber nicht außer Kraft gesetzt. Insofern bleiben die bisherigen Ereignisse im Großen und Ganzen stimmig. (Den vierten Teil lassen wir mal außen vor, denn der schlägt eine andere Richtung ein und benutzt ohnehin keine Zeitreisen.)

Interessant wird es aber, wenn demnächst der fünfte Teil (der auch als Reboot bezeichnet wird) in den Kinos anläuft. Es wurde bereits im Vorfeld bekannt, dass man hier erneut im ersten Film ansetzen und Dinge verändern wird. Da besteht natürlich das Risiko, dass die Veränderungen zu Widersprüchen führen, die mit den Zeitschleifen nicht vereinbar sind. Warten wir es mal ab.

Alternativ ist es übrigens auch möglich, sich hier bei der Viele Welten Theorie zu bedienen. Dann würden die Zeitreisenden stets in einer Parallelwelt der „echten“ Vergangenheit landen und die Zeitschleifen wären überhaupt keine Zeitschleifen. In dem Fall wären alle möglichen Ausgänge denkbar, ohne dass es zu Widersprüchen kommt. Würde man diese Alternative aber aufgreifen und in kommenden Filmen als die richtige festlegen, dann wäre der Einsatz der Zeitmaschine genau so sinnlos, wie oben weiter in der Einleitung beschrieben. Denn was bringt es beispielsweise Skynet, John Connor in einer Parallelwelt zu töten? Richtig, gar nichts. Denn das Problem in der aktuellen Zukunft würde weiterhin bestehen.

© TriStar Pictures

Looper
„Looper“ (2012) ist ein schönes Beispiel dafür, wie man Zeitreisen nicht angehen sollte. Dabei ist die Grundidee gar nicht mal so verkehrt. Was aber deutlich stört, sind die Dinge, die den jüngeren Loopern passieren, wenn ihre älteren Versionen ins Geschehen kommen. Nehmen wir einmal Seth als Beispiel, der seine ältere Version entkommen lässt und damit „seinen Loop nicht abschließt“: Durch die Flucht von Old Seth wird er im weiteren Verlauf des Films verstümmelt, was sich auch direkt auf die ältere Version auswirkt. Dabei wird aber nicht bedacht, dass der jüngere Seth nun einen ganz anderen Zukunftsverlauf aufgrund dieser Verstümmelungen haben wird. In dem Moment, der Seths ursprüngliche Zeitlinie verändert, muss eine ganz andere Entwicklung stattfinden als hier gezeigt. Beispielsweise hätte die ältere Version von Seth das Auto überhaupt nicht mehr benutzen können, nachdem der jüngeren Version der Fuß abgetrennt wurde. Old Seth wäre folglich nie irgendwo hin gefahren oder gar beim anvisierten Abschluss des Loops abgehauen. Ganz zu schweigen von anderen Dingen, die Old Seth womöglich nicht hätte machen können und ihn erst in seine prekäre Lage brachten.
Die Macher messen hier mit zweierlei Maß. Denn wenn die Verletzungen sich erst dann bei der älteren Version auswirken, wenn sie der jüngeren zugefügt werden, hätte man Young Seth auch einfach erschießen können. Aber nein, da hat man ja Angst vor den Konsequenzen.

Unlogisch wäre im Übrigen beides. Egal, ob Young Seth verstümmelt oder direkt erschossen wird – der Eingriff in die Zeitlinie führt direkt zu einem Widerspruch, weil der weitere Werdegang von Young Seth so oder so drastisch genug verändert wird, dass vorherige Geschehnisse absurd erscheinen.

Dieser bittere Beigeschmack der Unlogik zieht sich leider durch den gesamten Film, wobei das Ende dem Ganzen noch die Krone aufsetzt. Ein solcher Ausbruch aus einer Zeitschleife dürfte auch der größte Quatsch sein, den es überhaupt mal in einem Film gegeben hat, der sich mit dem Thema Zeitreisen beschäftigt – schließlich wird hier fast die gesamte Handlung im letzten Akt zerschossen. Abschließend sei noch angemerkt, dass man auch mit der Viele Welten Theorie hier nicht weiter kommt. Würde die angewendet, hätten die älteren Ichs der jungen Looper überhaupt keine Konsequenzen zu spüren bekommen, da sie ja aus einer Parallelwelt stammten.

© Pandora Cinema / Newmarket Films

Donnie Darko
Dieser Film passt zwar nicht so richtig zum Thema, sollte aufgrund seiner Idee aber trotzdem hier kurz angeführt werden. Erst durch das Ende des Films wird deutlich, dass sich die Handlung um eine (mögliche) Parallelwelt dreht, deren Schicksal in Donnies (Jake Gyllenhaal) Händen liegt. Fast der gesamte Film zeigt uns (und Donnie), was passieren würde, wenn er den Sturz eines Flugzeugtriebwerks in sein Zimmer überlebt (weil er zu dem Zeitpunkt nicht im Zimmer ist). Dabei läuft ein rätselhafter Countdown, der das Ende der Welt ankündigt. Thematisch fällt des Öfteren der Begriff „Schicksal“ und alle Hinweise und merkwürdigen Vorgänge, die Donnie erlebt, deuten darauf hin, dass wir uns (und er sich) „auf festgelegten Bahnen“ bewegen müssen, sofern wir nicht den Weltuntergang herbeiführen wollen. Ein interessantes Gedankenspiel darüber, ob unsere Zukunft festgelegt ist oder nicht und was alles passieren kann, wenn wir versuchen, sie zu verändern.

Warum erwähne ich den Film hier? Nun, in gewisser Weise lassen sich Parallelen zur Zeitschleifen-Problematik entdecken. Genau so, wie Donnie sich am Ende opfern muss, damit die Welt weiter besteht (und diverse andere Figuren überleben), lassen sich Zeitschleifen nicht aus dem Weg schaffen. Wer in einer Zeitschleife feststeckt (und diese möglicherweise als solche erkennt), hat keine Chance, den Kreislauf zu durchbrechen oder gar auszuschalten (denn der Kreis gehört zum Schicksal desjenigen, der in der Zeitschleife steckt). Jedenfalls nicht, ohne verheerende Folgen heraufzubeschwören. Wir haben das oben weiter schon bei anderen Beispielen gesehen: Existente Zeitschleifen sind trotz fehlendem Kausalitätsprinzip konsistent und bieten aus logischer Sicht keine Widersprüche. Die treten erst auf, wenn diese Schleifen durchbrochen werden. Denn sobald ich den sinnbildlichen Kreis irgendwo unterbreche, gibt es wieder einen Anfang und ein Ende.

Eine Ursache und eine Wirkung. Problem dabei: Die Durchbrechung der Zeitschleife wird dadurch verursacht, dass sie existiert (hat). Nehme ich die Schleife weg, verläuft alles anders und ich käme aus zeitreisetechnischer Sicht nie an dem Punkt an, wo ich sie unterbrechen würde. Lässt sich der Gedankengang nachvollziehen? Vielleicht noch einmal zurück zum Beispiel „Looper“, wo am Ende eine Zeitschleife durchbrochen wird: Joe erschießt sich selbst, um damit zu verhindern, dass Cid / der „Regenmacher“ sich in Zukunft an den Loopern rächen wird. Wenn aber der spätere „Regenmacher“ nie dafür sorgt, dass die Looper ihre Loops beenden, fanden sämtliche Ereignisse (die zuvor im Film gezeigt wurden) nicht statt. Und gerade die führten dazu, dass Joe sich erschießt. In gewisser Weise wäre das Ende somit die Mutter aller Zeitreise-Widersprüche.

© Columbia Pictures

Edge of Tomorrow, Source Code und täglich grüßt das Murmeltier
Ups. Ich merke gerade, dass dieser Text schon wieder viel länger geworden ist, als ich eigentlich vorhatte. Dabei wollte ich doch noch ein paar andere Filme hier aufzählen. Naja, beeilen wir uns ein wenig. Die drei Filme aus diesem Abschnitt sind sehr unterschiedlich (und bestimmt nicht die einzigen dieser Sorte), verfolgen bei den Zeitreisen aber ein ähnliches Motiv. Die Protagonisten bekommen die Gelegenheit, eine beziehungsweise mehrere Situationen mehrfach zu durchleben. Bei jedem Zeitsprung erfolgt ein Neustart und der Reisende kann das zuvor erlernte Wissen ausnutzen, lernt also mit jedem Reset dazu, um schließlich auf eine Lösung zu kommen, die ihn aus der Situation befreit (oder auch nicht). Dieses Motiv ließe sich mit dem obigen Abschnitt „Die perfekte Lösung“ vereinbaren. Einziger Unterschied wäre, dass die Protagonisten dabei nicht auf sich selbst treffen, was mit der Methode im obigen Abschnitt durchaus möglich wäre.

Logische Mängel in Sachen Zeitreisen lassen sich da – abgesehen davon, dass diese Form von Zeitreisen ziemlich unmöglich erscheint – nicht finden. Von daher rauchen hier auch nicht die Köpfe. Mängel finden sich höchstens in der zeitlichen Abfolge der Situationen, die bei jedem Trip stattfinden und manchmal etwas inkonsistent sind. So scheint es für Bill Murray zum Beispiel keine Rolle zu spielen, ob er sich länger oder kürzer in seinem Hotel aufhält – er trifft jedes Mal auf der Straße auf seinen ehemaligen Schulkameraden. Aber solche Dinge sind im Vergleich zu den ganzen Widerspruch-Geschichten der andern Beispiele eher Lapalien.

Allgemeines zu Zeitreisen in Filmen
Es ließen sich noch jede Menge Beispiele für Zeitreise-Filme finden und auch diverse Serien könnte man dazu nehmen. Aber bevor dieser Artikel ein Buch wird, belassen wir es mal bei den genannten. In den Kommentaren dürfen natürlich gerne weitere Filme aufgezählt und diskutiert werden.
Hier jetzt noch ein wenig Allgemeines: In jedem Film funktionieren die Zeitreisen ein wenig anders und im Endeffekt liegt es natürlich an der Geschichte, die uns ein Film erzählen will, ob und wie Zeitreisen eingesetzt werden und sinnvoll zum Geschehen beitragen. Wir müssen dazu nicht wissen, wie eine Zeitmaschine genau funktioniert – das wird uns ohnehin niemand verraten können. Aber es ist immer schön, wenn der wissenschaftliche Teil dabei glaubwürdig gehalten wird, so dass sich tatsächlich von Science-Fiction und nicht von „Fantasy“ reden lässt. Zudem ist es am angenehmsten, wenn sich die Ereignisse logisch nachvollziehen lassen – gerne auch unter Einsatz von Kopfzerbrechen. Es verstimmt bloß etwas, wenn sich dabei Widersprüche finden lassen.
Ich habe hier jetzt vieles kritisiert, einiges gelobt und hoffentlich verständlich gemacht, wo es Probleme geben kann und worin die begründet liegen. Das ist natürlich nur meine Sichtweise und die aufgezeigten (möglichen) Logiklöcher mancher Beispiele sollen keineswegs die Filme schmälern – ich habe hier auch nur den Zeitreise-Aspekt betrachtet und das ganze Drumherum außen vor gelassen.

Jeder Mensch hat gewiss seine eigenen Vorstellungen davon, wie eine Zeitreise und mögliche Widersprüche ausfallen können. Ob jemand wie Rian Johnson mit „Looper“ richtig liegt oder nicht, lässt sich auch nicht beweisen – schließlich fehlt uns die Technik, so etwas zu überprüfen. Dennoch fällt es mir schwer, eine „Denkweise“ zu finden, mit der ich das Gezeigte in „Looper“ (oder auch anderen Filmen) logisch nachvollziehen könnte. Mit Zeitschleifen habe ich hingegen keine Probleme mehr. Aber noch mal zurück zu Zeitreise-Filmen: Der wichtigste Punkt für mich ist, dass ein Film in seiner Behandlung der Zeitreisen konsistent bleibt und nicht wild verschiedene Theorien durcheinander mischt, um die Geschichte zurecht zu biegen. Wenn das geschafft wird und dazu noch auf Paradoxa verzichtet werden kann, dann bin ich glücklich.

© Karbo Vantas Entertainment

© Karbo Vantas Entertainment

Ein paar weitere Filme, die Zeitreisen beinhalten und meines Erachtens gut umgesetzt sind, wären der mit einfachen Mitteln gestaltete „Timecrimes“ (2007) aus Spanien oder der neuere „Predestination“ (2014) mit Ethan Hawke. Beide beschäftigen sich mit Zeitschleifen, wobei letzterer die Dinge gekonnt auf die Spitze treibt (auch wenn die Inszenierung vielleicht etwas ungeschickt gestaltet ist und sich hier schon zu Beginn (zu)viel erahnen lässt). Erwähnt werden sollte vielleicht auch Christopher Nolans „Interstellar“ (2014), der das Thema Zeitdilatation gut aufgreift. Einen faden Beigeschmack hinterlassen dort allerdings die „fünfdimensionalen Wesen“, durch die letzten Endes sämtliche Dinge erklärt werden, die es eigentlich nicht geben sollte und die die Story am Ende recht absurd erscheinen lassen (wenn die tatsächlich Wurmlöcher stabilisieren und Schwarze Löcher für ihre Zwecke benutzen können, hätten sie alles auch ganz anders angehen können).

Außerdem gehören der erste „Butterfly Effect“ (2004) und der südkoreanische „2009 Lost Memories“ (2002) zu meinen Lieblings-Zeitreisefilmen. Dort wird wunderbar gezeigt, was kleinere Veränderungen in der Vergangenheit für Auswirkungen auf die Zukunft haben können.

Und wie sieht das bei euch aus? Gibt es einen Zeitreise-Film, der euch so richtig vom Hocker gehauen hat? Oder einen, wo ihr euch ständig an den Kopf gefasst habt? Könnt ihr euch für das Thema begeistern und wie wichtig ist es für euch überhaupt, ob ihr das (Zeitreise-)Geschehen nachvollziehen könnt oder nicht?

Bitte hinterlasst eure Kommentare in diesem Thread!

Autor: Christian Schäfer

Der Serienjunkie der Redaktion. Geboren in einer kleinen Stadt im Bielefelder Raum, aufgewachsen mit Filmen und Serien, die auch während des Studiums und der anschließenden Promotion (Chemie) nicht vernachlässigt wurden. Zwei Jahre in Frankreich und vier Jahre in Italien konnten das nicht ändern. Heute trifft man "Clive" regelmäßig beim BG Kultkino oder virtuell auf BG im Forum - oft in der Serienecke, wenngleich da noch andere Rubriken sind, die er sehr aufmerksam verfolgt.

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