Er wird von seinen "Fans" oder Kennern überschätzt und das im Bezug auf seine Relevanz.
Wer sind denn seine Fans? Hier zum Beispiel im Thread. Du schreibst ja weiter unten, dass er x-Seiten hier füllt. Aber wo sind da jetzt Fans? Vielleicht haben wir ja auch eine unterschiedliche Definition des Wortes Fan.
Und Kenner? Wenn du das da also separieren willst durch diese Trennung. Wo schreiben die ihm welche Relevanz zu?
Meine Meinung das er überschätzt wird, zeigt sich schon alleine dadurch das er einen eigenen Thread mit 38 Seiten, 749 Beiträgen und 99000 Aufrufe hat. Danach kommt der Thread über Shia LeBouf mit 173 Beiträgen und neun Seiten und danach kommt Steven Seagal mit acht Seiten. Es ist zwar schön, dass ein Deutscher diese Liste anführt, aber muss es Uwe Boll sein?
Gegenfrage: Warum nicht?
Ich verstehe, was du meinst, aber aus irgendeinem Grund scheint der Typ ja von Interesse zu sein, sonst würde das ja nicht passieren. Erst recht bei einem, der seit mehreren Jahren aus dem Geschäft ist und auch davor seine beste Zeit - bezogen auf Kino-Releases und Budgets seiner Filme - hinter sich hat.
Es muss doch, unabhängig von Geschlecht und Herkunft, wenigstens einen Regisseur, Produzent, Autor oder Schauspieler geben, der relevanter ist als Uwe Boll.
Da gibt es Dutzende. Aber vielleicht ist es eben doch das Zweifelhafte, das Unangepasste, was die Leute dann reizt. Und wenn das dafür sorgt, dass jemand im Gespräch bleibt ... hm, dann hat er zumindest einerseits alles richtig gemacht. Das "andererseits" ist dann eine andere Geschichte. Aber dann sind wir im Umkehrschluss da, wo wir u.a. bei den Video-Adaptionen waren. Wenn er vor allen anderen erkannt hat, dass die Lizenzen damals günstig zu haben waren und das global aus offensichtlichen Gründen gut funktioniert, dann war er in geschäftlicher Hinsicht einfach cleverer als die anderen. Eine andere Möglichkeit sehe ich da nicht.
Und wenn sein Auftreten dafür sorgt und sorgte, dass er über Jahre hinweg offensichtlich erfolgreich - im Sinne von, er hat von immer denselben Partnern Geld für seine nächsten Projekte bekommen, weil es sich für sie rechnete - dann ist das erst einmal nicht verkehrt. Er darf sich dann nur nicht über die Reaktion darüber wundern und echauffieren. Jede Münze hat zwei Seiten, und da macht er es sich eben zu einfach.
Seine Filme sind nun wirklich keine Meisterwerke
Was wohl auch nicht behauptet würde, ansonsten müsstest du mir das kurz zeigen, damit ich es besser einordnen kann.
und meist fern von solide. Sie sind maximal eine Fußnote in der deutschen Filmgeschichte und seine Person selbst genießt auch nur eine fragwürdige Vorbildfunktion.
Das mag für dich ein Grund sein, mir geht es völlig am Poppes vorbei, ob ein Schauspieler, Regisseur, Autor oder whatever ein Vorbild ist oder nicjht, wobei das auch noch einmal zu definieren wäre. Es gibt da sicherlich Grenzen und Grauzonen, aber wenn wir etwaiges Fehlverhalten wirklich als Argument für Erfolg oder Relevanz nehmen, dann wäre das eine gänzlich neue Baustelle.
Ich verstehe ja, dass Kontroverse Interesse nach sich zieht, aber Boll hat doch schon vor langer Zeit bewiesen, dass er hauptsächlich davon lebt zu provozieren und dann nichts nachkommt. Das ist mir zu wenig. Seine Filme sind weder tiefgründig, noch thematisch relevant, seine Charaktere kann man getrost ignorieren und technisch schön ist nichts daran.
Das ist deine persönliche Meinung, die ich gar nicht anzweifeln möchte, aber eben nicht komplett teile.
Schließlich kann auch eine Tragödie technisch schön inszeniert sein aber das kriegt er nicht hin. Besser gesagt, er will es nicht.
Er wirkte anfangs für mich faul und mittlerweile, bin ich fest davon überzeugt. Er kriegt es hin die Filme zu produzieren aber er hat kein Verständnis für den kreativen Prozess, der damit einhergeht.
Was denn nun? Will oder kann er nicht?
Bei vielen Filmen bin ich sogar deiner Meinung, häufig die seelenslosen DtD-Sequels zu BLOODRAYNE z.B.
Er besitzt eine Technik aber er besitzt keine Stimme. Seine Werke haben keine Seele. Er ist wie ein Autor, der eine Idee hat aber keine wirkliche emotionale Bindung zum Schaffensprozess besitzt. Er muss es ja nicht lieben, es darf ihn frustrieren und er darf es hassen. Irgendeine eine Emotion ist willkommen aber seine Geschichte ist trocken und fast wie eine Inventarliste nach Schema-F heruntergeschrieben. Er spielt weder mit seinen Worten, noch mit Metaphern, Vergleichen oder Allegorien. Es fehlt einfach die Seele. Und das ist Boll für mich.
Das kann er ja auch für dich sein. Für mich ist Boll ein zweischneidiges Schwert, da er viel Belangloses, viel schlechtes und bisweilen sogar absolute Verbrechen abgeliefert hat. Dazu hat er aber tatsächlich auch Filme abgeliefert, die in meinen Augen eben auch andere Qualitäten zeigten und in dieser Form damals schon selten waren und es heute noch mehr sind. Diese Meinung musst du wiederum nicht teilen, auch klar.
Am Ende des Tages ändert aber weder deine grundsätzlich ablehnende noch meine wankende Meinung über ihn etwas an den reinen Fakten. Und die reinen Fakten sagen weit über 20 Regie-Arbeiten zwischen 2003 und 2016, davon die meisten selbst produziert und häufig selbst geschrieben. Kein Filmemacher, kein Produzent hält sich 13 Jahre in Amerika in der Position, wenn er einen Flop nach dem anderen produziert, sich die Dinger nicht weltweit verkaufen und am Ende des Tages Kohle machen. Da kann man noch sehr an seinen Fähigkeiten mäkeln, sein Auftreten scheiße finden oder nach anderen Gründen suchen. Da hat ein Deutscher in Hollywood mit einer One-Man-Show über 20 Filme hinbekommen und Geld Verdient - für sich, für die Verleiher. Ich sehe nicht so viele Deutsche, die das geschafft haben, erst recht nicht in dieser Form über diese Zeit. Und dann muss er irgendwas richtig gemacht haben.
Das sagt nichts über die Qualität der Filme aus, da müsste man jeweils die Titel betrachten und die Stück für Stück auseinandernehmen, und das haben die meisten nicht verdient. Aber in einer Diskussion über Boll kommen doch immer wieder dieselben Argumente:
Der hat nur Spieleverfilmungen.
Nope. Hat er nicht.
Die waren auch noch scheiße.
Mag sein, sie brachten aber Kohle.
Kein Mensch schaut sich Boll-Filme an, weil sie so scheiße sind.
Hm, offensichtlich schon, siehe oben.
Und irgendwann wird das müßig, weil man das einfach mal beiseite lassen kann.
Deswegen ist es erfreulich dass da gerade, wenn auch nicht komplett und für mich (noch?) nicht ganz nachvollziehbar etwas andere Facetten ins Spiel kommen.