Sehr guter Artikel, Wood. Da ist viel wahres dran.
Ich erlebe das oft, dass gesagt wird, Film X sei hauptsächlich schlecht weil er unlogisch ist. Aber wie schon gesagt wurde ist das gar nicht das primäre Problem. Die meisten Filme haben kleine oder größere Logiklöcher, ergeben bei näherem Hinsehen wenig Sinn oder setzen zu sehr auf Zufälle. So lange das im Rahmen bleibt ist das alles okay, aber manche Fehltritte sind wirklich zu groß. Das mit dem Biologen in Prometheus ist ein super Beispiel. Der reist zu einem fernen Planeten und kann zumindest die Möglichkeit erahnen, dass es dort Zeichen einer anderen Kultur zu sehen gibt. Dann wird er unterwegs schon darauf aufmerksam gemacht, dass da Gebäude stehen - das müsste seine wissenschaftliche Neugier explodieren lassen. Dann finden sie ein versteinertes Alien und urplötzlich ist er desinteressiert, hat Angst. Weite Wende, aber nun gut, das wäre auch noch verschmerzbar. Die Realisation anderer Kulturen kann extrem ängstigen. Aber dass er dann kurz darauf eine Schlange anfasst, ist ein absoluter Aufreger. Das ist too much, das ist blödeste Drehbuchforcierung. Wir brauchen ein erstes Opfer, also wird der Charakter so sehr verbogen um erwischt zu werden. Ich weiß es gewiss nicht besser als Damon Lindelof, aber viel glaubwürdiger und weniger brechend wäre es gewesen, der Wissenschaftler wäre ganz im Gegenteil high von den vielen Fünden und wolle unbedingt dableiben. Er bleibt zurück und forscht entgegen des Captain Befehls weiter, die anderen gehen schon mal.
Jeder Film, vor allem die mit fremden Welten, neuen Technologien oder auch nur mit aufregenden Nichtalltagsmomenten wie in Bourne Identität erschafft eine gewisse Magie der Erzählung, wie der Opa, der Kindern am Lagerfeuer Rotkäppchen vorliest. Wenn Opa gut genug erzählt, interessiert sich kein Kind dafür, wie genau der Wolf die Großmutter frisst oder wie er mit Rotkäppchen spricht oder wie er sich glaubwürdig als Großmutter verkleiden kann. Wenn Opa aber plötzlich einwirft, dass Hänsel nebenbei Boxpromoter von Axel Schulz war, bricht das die Magie.
Ich mags auch nicht, wenn eine Geschichte zu tode analysiert wird. Meistens läufts dann nämlich darauf hinaus, dass es zu viele Zufälle gibt und vieles was on screen unterhaltsam ist, durch rationaleres oder logischeres Verhalten der Figuren gar nicht erst aufkäme. Andererseits liegt es in der Verantwortung der Drehbuchautoren, das möglichst natürlich in der Geschichte unterzubringen und nicht einfach Random Awesome Action Sequence weil sich das gut in nem Trailer verkauft. Transformers 2 und 3 sind Idealbeispiele. Völlig verrückte Handlungen, denen kein Mensch folgen kann, unlogisches Verhalten auf jeder Menschen- und Roboterseite und kontinuierliche Effektshow, als würde jemand zwanghaft vor die schnippen um deine Aufmerksamkeit zu erhalten. Score und Effekte sind jedes Mal Bombe, aber es ist so lieblos zusammengeschmissen.
Wood, was die Blockbustergeschichte betrifft seh ichs eher wie Joel. Es wird zu oft hart unterschieden zwischen Anspruch und Hirnaus. Anspruch ist nicht nur ein iranisches Beziehungsdrama und Hirnaus muss nicht nur Explosionen und Brüste sein. Ja, definitiv haben sich die großen Spektakelmomente in den Effektfilmen geändert. Es gibt sehr viel mehr Money Shots als noch vor 10 Jahren. Das forciert das Marketing, denn es ist nun mal Fakt, dass es in einem 30 Sekunden Spot mehr Aufmerksamkeit schafft wenn ein haushoher Roboter ein haushohes Alien mit einem Tanker haut, als wenn ein paar Kids in Attack the Block gewitzt an Aliens vorbeischleichen. Ich würde die Allgemeinheit auch sogar ein bisschen in Schutz nehmen, weil sie nicht nur plump dummes wollen. Die Transformers Filme sind jedes Mal wieder Ausnahmen, aber RIPD, Battleship, Green Lantern, I Frankenstein, After Earth und Das gibt Ärger beispielsweise hätten in einer anspruchsfeindlicheren Welt sehr viel mehr Geld einspielen müssen.
Viele wollen leichte Unterhaltung, aber das schließt auch Filme wie Jurassic Park oder Raiders mit ein. Was sie nicht wollen ist sowas wie John Carter, wo es stundenlang Exposition und Erklärungen gibt. Oder Stimmungskiller. Wenn ich mit meiner neuen Freundin im Kino bin und sie nicht gerade Arthouse-Fan ist und Spaß haben will, dann schauen wir natürlich nicht unbedingt Shame oder Hunger. Dann kann man aber Grand Budapest Hotel schauen, das geht auch.
Wieso viele in so einer Situation aber zu Transformers greifen? Weil der die meiste Werbung kriegt, wahrscheinlich in mehr als einem Saal läuft und zig andere Kollegen und Freunde schon erzählt haben, dass sie den gesehen haben oder noch vorhaben zu sehen. Für uns ist das vielleicht unvorstellbar, aber viele entscheiden echt erst in der Schlange vor der Kasse was sie überhaupt sehen wollen. Und dann greift man natürlich lieber zu etwas bekannterem als zu gefühltem No Name Material. Und das kann man doch auch verstehen. Wie viele Filme laufen derzeit in euren Kinos, die ihr echt nicht sehen wollen würdet? Was ich sagen will: ich will die Allgemeinheit etwas in Schutz nehmen, dass sie eben nicht am liebsten hirnloses Bumbumkino schauen und sowas wie Raiders schon zu hoch ist. Frag den durchschnittlichen 20-40jährigen ob er Indiana Jones 1 mag und die meisten werden ihn sogar als einen ihrer Lieblingsfilme nennen. Die gleichen werden fast alle Prometheus und Transformers gesehen haben, aber nicht viel für übrig haben. Aber trotzdem im Sommer in TF4 sitzen. Vielleicht auch, weil richtig gute gute Blockbuster wie Raiders halt große Seltenheit sind.