Ich kenne mich mit der Geschichte Apples und Steve Jobs recht gut aus, habe auch das Buch gelesen (bzw. mehrere Bücher) und kenne auch "Pirates of Silicon Valley".
Ich kann mir einen Film nach diesem Konzept sehr gut vorstellen. Zum einen, weil ich "The Social Network" sehr gut fand (wenn man ihn nicht dokumentarisch versteht) und weil ich die Auswahl der drei biografischen Highlights gut finde. Die Jobs-schen Präsentationen wirken bekanntlich locker und spontan, sind aber durchchoreografiert und durchgeprobt. Es saß immer mindestens ein Mensch hinter dem Vorhang, der jeden Klick von Jobs nachmacht, damit Jobs den Video-Input umschalten kann, falls sein eigener Vorführrechner ein Problem hat.
An der Vorstellung des ersten Macs ist interessant, dass Jobs aus kommerziellen Gründen eigentlich den Apple weiter entwickeln wollte, anstatt das Risiko einzugehen, mit dem Macintosh eine neue Produktlinie aufzubauen. Das manchmal zu lesende Gerücht, Jobs sei gegen den Mac gewesen, stimmt so aber nicht. Er war mehr als alle anderen begeistert von der Demo eines grafischen User Interfaces bei Xerox Systems in Palo Alto. Die Präsentation des Mac 1984 war in der Tat motiviert von einem "Hippies-gegen-IBM" Kampfgefühl, welches Jobs selbst in seiner Präsentation in Anschlag bringt und von Ridley Scott verfilmen ließ. Die Reaktionen der Apple Angestellen während der Präsentation von Jobs sind echt: Da die Mac-Gruppe wie immer bei Apple isoliert und geheim arbeitete, waren die andern genauso überrascht wie der Rest der Welt.
Später meinte er ironisch, er hätte bei der Xerox-Demo noch ein wenig länger im Raum bleiben sollen. Sonst hätte er die nächsten beiden Highlights nicht vertrieft: Eine übers Netzwerk abfragbare Datenbank und eine object-orientierte Programmiersprache.
Und damit sind wir bei NeXT: Die Crew um John Scully, der von Pepsi zu Apple kam, hatte Jobs als Hippie aus der Firma gedrängt. Der gründete - unter anderem mit einigen Unzufriedenen aus der Mac-Abteilung und einem damals unwahrscheinlich teuren Corporate Design - NeXT und entwickelte die oben genannten Konzepte. Im Rückblick muss man sagen, dass die Technologien von NeXT ihrer Zeit weit voraus waren. Man kann sich auf YouTube diverse Produktpräsentationen von NeXT anschauen (von Steve Jobs und anderen) und erkennt viele Konzepte von heute wieder, wenn auch oft unter anderem Namen: Teamsoftware, Workgroup-Server, objektorientierte Datenbanken, visuelles Skripten. Wie später aber auch beim (bei Jobs ungeliebten) "Newton"-Apple-PDA muss man hier sagen: Too much, too early. Die teuren NeXT Workstations gingen an hoch spezialisierte Kunden, u.a. Tim Burners Lee und John Carmack. Letzterer programmierte Quake auf einem NeXT Cube.
Und tja, zum iPod muss man nicht viel sagen. Anstatt den Fehler des "too much, too early" zu begehen, fuhr Apple hier eine Strategie, die eigentlich bis heute, zum Beispiel beim Thema Smart Watches or Smart TVs bei Apple Bestand hat: Stufenweise Entwicklung. Den iPod gab es erst exklusiv für Mac und nur für iTunes als Synchronisationssoftware. Später die Ausweitung auf Windows und die Einführung des iTunes Music Stores. Die Kombination aus Player und Ökosystem ist heute nicht mehr trennbar, war damals aber neu.
Ein Segment in Jobs Biografie, das ich allerdings gerne lieber verfilmt sehen würde, ist seine Rückkehr 1996/97. Apple schrieb damals tiefrote Zahlen und war eigentlich pleite. Die Frage damals war nicht, ob Apple aufgekauft würde, sondern nur, von wem: Adobe oder Sony. Jobs jedenfalls wurde von Apple CEO Gil Amelio als Berater hinzugeholt und wurde auf Präsentationen vor Apple Angestellten als Erlöser beklatscht. Jobs scharte dann im Apple Aufsichtsrat Getreue um sich (vermutlich mit einer bis ins Jahr 1998 reichenden Strategie) und putschte Amelio und den halben Aufsichtsrat weg. Danach ging Jobs auf eine "Slasher Tour" und killte diverse interne Projekte und 80% des Produktportfolios.
Bei allem was ich gelesen habe, ist diese bestimmte Phase nie ganz beleuchtet worden: Was hat Jobs gedacht und gesehen, als er bei Apple ankam? Überliefert ist, dass er u.a. entsetzt war von Apples Marketingabteilung. Es gibt auf YouTube ein Video, wie CEO Gil Amelio Steve Jobs und Steve Wozniak zum 20jährigen Firmenjubiläum zu einer Wiedervereinigung auf die Bühne holt. Standing Ovations im Raum, beide offensichtlich gerührt. Zu dieser Gelegenheit wird der eigentlich revolutionäre Highend-Rechner "20th Anniversary Macintosh" vorgestellt. Zu Jobs Entsetzen ohne großes Tamtam - so würde ich jedenfalls seinen Gesichtsausdruck in dem Video interpretieren.
Ich würde auch meinen, dass er entsetzt gewesen muss von Apples nicht vorhandener Betriebssystemstrategie - doch eigentlich Apples Stärke und Verkaufsargument. Es sollte sechs Jahre dauern, von 1997 bis 2003, bis Mac OS X als Nachfolger des "klassischen Mac OS" nach einem Zick-Zack-Kurs endlich eine gewisse Stabilität und Benutzbarkeit erreicht hatte. In der IT eine unendlich lange Zeit, in der Jobs und andere die Apple Entwickler Gemeinde immer wieder hingehalten hat. Viele Klassen in Mac OS Xs API haben heute noch das NX-Präfix.
Diego de la Vega schrieb:
Anders als der Ashton Kutcher Film "Jobs", soll der Film von Fincher kein so stringentes Biopic werden, sondern sich mehr um drei Highlights drehen. Diese seien der erste Mac, NeXT und der iPod.
Joel.Barish schrieb:
Keine Ahnung ob das stimmt, aber angeblich geht es nicht nur um die drei von Diego genannten "Highlights" in Jobs' Schaffen, sondern der Film fokussiert sich in drei Abschnitten auf die Momente kurz vor der ersten öffentlichen Präsentation dieser Entwicklungen.