Sony expandiert das Spidey Universum mit Kraven und Spider-Woman

22. August 2020, Christian Westhus

Tom Hollands Spider-Man ist ein Avenger, klar, doch am Ende des Tages gehört er noch immer zu Sony, die ihre ganz eigenen Franchise-Wege gehen. Im Sinne von „Venom“ soll nun weiter expandiert werden, mit einem Einzelfilm zu Spidey-Schurke Kraven und einem Spider-Man Spin-Off mit weiblicher Hauptfigur, der sich höchstwahrscheinlich um Spider-Woman drehen wird.

© Sony Pictures

„Venom“ (unsere Kritik) war 2018 ein großer und überraschender Erfolg für Sony, nicht zuletzt da sich der Film über belächelte Trailer und durchwachsene Kritiken hinwegsetzen konnte. Grund genug für das Studio, weitere Spin-Off Pläne zu schmieden. Die „Venom“ Fortsetzung „Venom: Let there be Carnage“ mit Woody Harrelson als Cletus Kasady alias Monster-Schurke Carnage ist unter der Regie von Andy Serkis offenbar abgedreht und wird 2021 erwartet. Ähnlich sieht es bei „Morbius“ aus, mit Jared Leto als Spider-Mans vampirischer Comic-Widersacher Morbius, der bereits im März 2021 erwartet wird.

Diese Filme waren natürlich nur der Anfang. Deadline.com berichtet nun von zwei separaten Projekten, die sich beide in Sonys eigenem Spider-versum befinden, dessen Verbindung zu Tom Hollands Spider-Man noch immer nicht widerspruchsfrei geklärt ist. Da wäre zunächst Schauspielerin und Regisseurin Olivia Wilde, die einer Spider-Heldin einen eigenen Film bescheren soll. Noch ist nicht genau mitgeteilt, um welche Figur es sich wirklich handeln soll. Alles deutet auf Spider-Woman hin, doch unter diesem Namen agierten auch in den Comics mehrere verschiedene Personen, darunter Mary Jane, Gwen Stacy und Jessica Drew. Aus der Hauptfigur wird also noch ein kleines Geheimnis gemacht, doch das Script ist weit fortgeschritten, kommt von Katie Silberman und Sonys Superproduzentin und Spidey-Chefin Amy Pascal. Für Olivia Wilde wird es der dritte Spielfilm als Regisseurin. Die Schauspielerin („Tron: Legacy“, „Rush“, „Vinyl“) hatte erst 2019 ihren Regie-Durchbruch mit dem gefeierten Teen-Drama „Booksmart“, löste mit ihrem kommenden Thriller „Don’t worry Darling“ einen Verleiher-Bieterkrieg aus. „Don’t worry Darling“ soll u.a. mit Dakota Johnson, Florence Pugh, Chris Pine und Wilde selbst in Kürze zuerst vor die Kamera gehen, ehe sich Wilde um Spider-Woman (oder Spider-Gwen oder Black Cat?) kümmert.

Das zweite Sony-Projekt widmet sich Kraven, dem Jäger. Kraven alias Großwildjäger Sergei Kravinoff ist einer der beliebtesten klassischen Spidey-Schurken und wurde in der Vergangenheit vielfach von Fans gewünscht und gefordert, als mal wieder ein Reboot oder Spin-Off anstand. Ob persönliche Rache oder die Jagd nach Spider-Man als erlegte Trophäe, Kraven ist trotz seiner größtenteils natürlich-menschlichen Fähigkeiten immer wieder eine immense Herausforderung für die freundliche Spinne. Doch in diesem ersten Solofilm für Kraven dürfte Peter Parker höchstens eine Ahnung im Hintergrund bleiben. Deadline.com berichtet, dass J.C. Chandor für den Regieposten ausgewählt wurde. Chandor („Der große Crash“, „A Most Violent Year“) etablierte sich in seiner Karriere anfänglich als politisch-motivierter Thrillerfachmann, demonstrierte mit dem Ben Affleck Netflix-Thriller „Triple Frontier“ (2019) aber jüngst auch größere und gröbere Talente. Ein Script von „The Equalizer“ Autor Richard Wenk soll die Grundlage für das „Kraven“ Projekt bilden, mit dem aber natürlich nicht vor 2022 zu rechnen ist.

Quellen:
Spider-Woman (Deadline)
Kraven the Hunder (Deadline)

Die noch ungeklärte Position von Spider-Man selbst in all diesen Quasi-Spider-Man Filmen mag noch immer reichlich verwirrend sein, doch diese neuerlichen Versuche seitens Sony, ein eigenes Franchise-Universum zu kreieren, wirken vernünftiger und ordentlicher als noch zu „Amazing Spider-Man“ Zeiten, als schwammig und unüberlegt die Sinister Six aufbauen wollte. Doch es stellt sich die Frage: was tut ein Kraven, wenn er nicht gerade Spidey jagt? Schadet Sony vielleicht Schurkenfiguren wie Venom, Morbius und Kraven, wenn sie in Solofilmen als semi-sympathische Antihelden gezeigt werden? Und um welche weibliche Spider-Figur sollte sich Olivia Wildes Film drehen? Wird diese vielleicht die zentrale Heldenfigur, die das Sony-Universum zusammenführt? Wäre das eine gute Idee? Darüber kann man sicherlich ausgiebig diskutieren…

Autor: Christian Westhus

Ein echter Ostwestfale. Gebürtig aus einer kleinen Doppelstadt, die niemand kennt, studierte Literatur in einer Stadt, die es angeblich nicht gibt (Bielefeld). Arbeitet seit 2006 für BereitsGesehen, schreibt Kritiken und Kolumnen, gehört zum Podcast Team und ist einmal im Monat beim KultKino in Lippstadt zu sehen.

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