An Tag 4 des Lockdowns wird die Tür zum Dach aufgerissen und vier Personen zerren einen sich wild wehrenden Dr.Drooper heraus. Sofort peitscht ihnen der kalte Maiwind ins Gesicht.
"Jetzt hör schon auf, dich zu wehren!", schreit Manny Dr.Drooper ins Gesicht. "Du verzögerst es nur!"
"Ich war es nicht! Ihr Narren! Ihr habt den Falschen!"
"Als ob!", entgegnet ihm Raphiw, der sich kurzerhand die Beine des Beschuldigten schnappt. "Squizo, halt doch mal seinen Arm still!"
Squizo packt zu. Zusammen mit Xeranos tragen die drei Dr.Drooper näher zur Dachkante, gefolgt von Manny. Dort angekommen lässt Raphiw die Beine fallen und tritt einige Schritte zurück, während die beiden anderen ihr Opfer über die Kante baumeln lassen.
"Irgendwelche letzte Worte?", ruft squizo.
Dr.Drooper schafft es, squizo ins Gesicht zu spucken.
"Fahrt zur Hölle!"
Squizo nickt Xeranos zu. Sie geben Dr.Drooper einen letzten Schubs. Lautlos verschwindet Drooper in der Tiefe. Squizo und Xeranos schauen ihm unbeeindruckt hinterher. Endlich hat der Spuk ein...
*PENG*
Beide zucken zusammen. Sie blicken zurück zum Dach. Und sehen Manny, der mit Loch im Kopf und erschrockenem Blick auf dem Boden liegt. Neben ihm steht Raphiw mit rauchender Pistole und blickt sie finster an. Squizo fasst sich erschrocken an die Seite, doch er bekommt nur seinen leeren Halfter zu fassen.
"Du?", flüstert Xeranos.
"Ja, ich", erwidert Raphiw. "Es war die ganze Zeit ich".
"Du Schwein!", schreit squizo und stürmt auf Raphiw zu. Dieser schlägt ihn mit einem raschen Schlag mit der Pistole nieder. Squizo bleibt regungslos liegen. Raphiw geht mit gezogener Pistole auf Xeranos zu. Dieser weicht zurück, bis er stolpert und rückwärts fällt. Panisch blickt er hinter sich und genau in den Abgrund. Dann zurück, genau in die Mündung von Raphiws Pistole. Sein Blick sucht Raphiws. Sekundenlang sehen sie sich stumm in die Augen. Sehen sich gegenseitig in den Spiegelungen. Die Zeit bleibt um sie herum stehen.
Die Pistole in Raphiws Hand beginnt zu zittern.
"Ich....ich kann nicht", stammelt er und lässt die Waffe die sinken. Beschämt blickt er zu Boden, nur um sofort wieder die Augen Xeranos' zu suchen. "Was ist aus mir geworden?"
Xeranos streckt wortlos seine Hand aus, die Raphiw sofort ergreift.
"Es tut mir Leid!", flüstert Raphiw.
"Ich weiß", erwidert Xeranos.
Beide teilen noch einige letzte Sekunden miteinander, dann weicht Raphiw langsam zurück. Am Boden liegend greift squizo nach ihm. Raphiw packt ihn am Kragen und zerrt ihn mit sich. "Du kommst mit!"
Zusammen verschwinden sie durch die Tür. Der Lift führt sie nach unten, vorbei an Etagen voller Leichen, leerer Wohnungen, verbrannter Appartments, Misstrauen und Gewalt. Unten angekommen stößt Raphiw den benommenen squizo durch die Tür nach draußen. Geräuschvoll saugt er die Luft ein.
"Endlich raus aus diesem Drecksloch!"
Während er squizo weiter auf die Straße zieht, kommt ein Panzerwagen um die Ecke gefahren und hält direkt vor ihnen. Raphiw richtet die Waffe auf squizo. Aus der Dachluke des Wagen erscheint ein Polizist mit gezogenem Gewehr.
"Lassen Sie die Waffe fallen!"
Raphiw lächelt schwach.
"Dafür ist es wohl schon lange zu spät".
Er drückt ab. Squizo fällt auf der Stelle tot zusammen. Aus dem Gewehr des Polizisten lösen sich mehrere Schüsse, die Raphiws Brust durchlochen. Er fällt rückwärts zu Boden. Seine Augen blicken leer nach oben.
Die Seitentür des Wagens öffnet sich. Einige Personen in förmlicher Kleidung (und keinerlei Schutzkleidung) steigen aus dem Gefährt und blicken entsetzt auf die beiden Leichen. In ihren Gesichtern ist deutlich der Schock zu sehen.
Im Frühjahr des Jahres 2020 kam es in Folge einer Virenpandemie zu einem landesweiten Lockdown. Viele Gebiete wurden völlig abgeschottet und sich selbst überlassen. So auch in "Modern Settlement", einer Ansammlung hochmoderner Hochhäuser, gelegen idyllisch am Stadtrand Sittichfields. Jedes dieser Gebäude wurde unter völlige Selbstautonomie gestellt und die Bewohner ihrem Schicksal überlassen.
In den meisten Häusern verlief die Zeit ohne größere Vorkommnisse. Doch als die verständigten Behörden schließlich das MS Nr. 71 betraten, erwartete sie ein Bild des Grauens...
Vom Dach aus blickt Xeranos in die toten Augen von Raphiw. Langsam richtet er sich auf. Aus den umliegenden Häusern sieht er zögerlich Menschen kommen. Einige umarmen sich, andere laufen erleichtert zu ihren Freunden aus anderen Häusern. Der Lockdown ist überstanden.
Doch im MS71 ist nichts mehr, wie es mal war.
ENDE
Und damit Glückwunsch an den Mörder Raphiw und Xeranos, dem dieser Sieg gewidmet ist.