Clive77
Serial Watcher
Eine ungewohnte Unruhe machte sich bei Jacques bemerkbar. Seit Tagen waren sie nun schon in den Tiefen des Pazifiks unterwegs und hatten nebenbei eine Vielzahl neuer Spezies ausmachen können, die nie zuvor ein Mensch zu Gesicht bekommen hatte. Für ihn ging gerade ein Traum in Erfüllung. Seit er als Kind auf die Werke von Jules Verne aufmerksam geworden war und diese geradezu verschlungen hatte, stand sein weiterer Werdegang fest. Inzwischen alt geworden - er ging bereits auf die sechzig Lenze zu - war er heute einer der anerkanntesten Meeresbiologen und hatte sich dieses Forschungsprojekt an Land gezogen. Mit der neuesten Technik ausgestattet, war die „Explorer Six“ (zu gerne hätte er dem U-Boot den Namen „Nautilus“ verpasst) fähig, dem gigantischen Druck der Untiefen stand zu halten. Der Trick dabei war ein neuartiger Kunststoff, dessen Härtegrad den nötigen Widerstand lieferte, der Voraussetzung für diese Erkundungstour war und das gesamte Tauchboot umgab. Mehr noch, es war überhaupt kein Problem, Sichtfenster, Kameras und Scheinwerfer damit zu überziehen, ohne die er und die Mannschaft lediglich auf Sonarortung hätten zurückgreifen können und somit nichts von der Welt da draußen wirklich mitbekommen hätten.
Ihre Route führte sie in die Nähe des „Point Nemo“, dem sogenannten Pol der Unzugänglichkeit bei 48° 52’ 31,75’’ südlicher Breite und 123° 23’ 33,07’’ westlicher Länge. Pah, Unzugänglichkeit, dachte Jacques, nun nicht mehr. Nun können wir alles erforschen, was die Ozeane zu verbergen haben. Auf seinem Laptop hatte er bereits zig neue Dateien angelegt, sauber geordnet und mit den kartografischen Daten der Entdeckungen versehen, dokumentiert mit zahlreichen Bildern und kleinen Filmchen und seine einzige Sorge war momentan, wie er die ganzen neuen Arten benennen sollte, die der Pazifik ihm gezeigt hatte.
Plötzlich wurde er durch ein Klopfen aus seinen Gedanken gerissen. „Herein.“, sagte er und sah sich anschließend dem Kapitän gegenüber. René war etwas jünger als Jacques und bot ein großes Maß an Erfahrung mit Tiefseefahrten. Seine berufliche Laufbahn hatte er zum Großteil bei der Marine absolviert und erst kürzlich hatte er seinen Job dort an den Haken gehängt, um dem Schicksal eines Schreibtischtäters zu entgehen. Durch Zufall hatte er von Jacques’ Forschungsprojekt erfahren und sich damit ebenfalls einen Traum erfüllt.
„Ja, bitte?“ - „Jacques? Wir haben da etwas entdeckt, was wir nicht einordnen können.“ - die beiden duzten sich bereits seit ihrer ersten Begegnung. „Ah, was denn?“, fragte Jacques.
„Ich glaube, es ist besser, wenn Du es Dir selbst ansiehst. Wir sind uns nicht sicher. Vielleicht eine Form von Leuchtpflanzen. Wir können einen grünlichen Schimmer durch das Sichtfenster beobachten. Das Komische daran ist nur, nun, es sieht aus als ob sich dort am Meeresgrund eine grünliche Halbkugel befindet.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging Jacques beschleunigten Schrittes zum Observationsraum, der sich am Bug des U-Boots befand. Verschiedene Erklärungen spukten dabei durch seinen Kopf. Biolumineszenz war bei vielen Lebewesen der Tiefsee verbreitet und sie hatten bereits einige bekannte und unbekannte Spezies mit dieser Eigenschaft beobachtet. Am beeindruckendsten dabei war nach wie vor ein riesiger Vampirtintenfisch gewesen - das größte Exemplar, was jemals ein Mensch gesehen hatte. Aber in Form einer Halbkugel auf dem Meeresgrund? Er musste selbst einen Blick darauf werfen. Am Sichtfenster angekommen, sah er die Ausmaße der grünlich schimmernden Halbkugel. Sie war riesig.
„Nun?“, fragte René, der Jacques gefolgt war, „was hältst Du davon?“ - „Ich glaube, das ist einen näheren Blick wert. Was sagt das Sonar?“ - „Nichts. Laut Sonar gibt es dort keine Halbkugel. Die einzigen Signale, die wir von dort bekommen, gleichen dem Meeresgrund, wie wir ihn momentan unter uns haben. Ohne das grünliche Schimmern hätten wir keinerlei Anhaltspunkt, dass sich dort etwas befindet.“ - „Hmm, merkwürdig. Warum die geometrische Form? Wenn es sich um die üblichen Verdächtigen handeln würde, sollten wir einen Schwarm oder ähnliches vor uns haben. Aber in Kugelform? René, lass’ uns das aus der Nähe begutachten.“
René schnappte sich das Funkgerät und gab dem Steuermann neue Koordinaten durch. Kurz darauf hielt das U-Boot auf 47° 9' südlicher Breite und 126° 43' westlicher Länge zu - genau auf das Zentrum der Halbkugel. Je näher sie dem grünlichen Schimmer kamen, desto verschwommener wurde die Sicht. Das Sonar lieferte weiterhin keinerlei Anzeichen. Das Schimmern kam näher und näher. Kurz bevor sie in das grüne Geschehen eintauchen würden, gab René den Befehl zum Stopp. Das Sichtfenster war nun ausgefüllt von einer verschwommenen aussehenden grünlichen Masse, die laut Sonar nicht existieren sollte. Leuchtbakterien?, dachte Jacques, das wäre eine Möglichkeit. Zu klein, um vom Sonar erfasst zu werden und je nach Leuchtintensität vielleicht nur verschwommen mit dem menschlichen Auge wahrnehmbar. „René, wir sollten eine Probe davon nehmen.“
Mit Hilfe einer speziellen Schleuse war das Tauchboot in der Lage, Wasserproben während der Fahrt aufzunehmen.
„Bist Du Dir sicher? Wir können nicht sehen, was sich hinter diesem, diesem, äh, Grünschimmer verbirgt.“ - „Vertraust Du dem Sonar nicht? Was soll dort schon sein, außer mehr Wasser natürlich? Falls dort ein Hindernis wäre, würde uns das angezeigt.“ - „Hmm, wie Du meinst. Aber ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.“ - „Schlimmer als beim Riesenkalmar?“, fragte Jacques und grinste.
Vor zwei Tagen waren sie in gut 3000 Metern Tiefe auf ein großes Exemplar von etwa 15 Metern Länge gestoßen. Jacques war begeistert gewesen und hatte René gebeten, das Tier zu verfolgen, damit er seinem japanischen Kollegen Tsunemi Kubodera eine lange Nase machen und den Kalmar ausgiebig filmen konnte. Tsunemi hatte in den letzten Jahren immer wieder durch spektakuläre Unterwasseraufnahmen von Riesenkalmaren auf sich aufmerksam gemacht. René hatte selbstverständlich Bedenken gezeigt. Was, wenn der Kalmar das Boot in Angriff nahm? Er war als Kapitän für die Sicherheit der Besatzung verantwortlich. Aber Jacques hatte ihm versichert, dass selbst im Falle eines Angriffs der Kalmar wohl kaum Geschmack am Tauchboot finden würde. Und er sollte Recht behalten, auch wenn er dazu auf einen Trick zurück griff: Als das Tier plötzlich Kurs auf die „Explorer Six“ nahm, ließ Jacques die komplette Scheinwerferfront einschalten und das lichtempfindliche Tier suchte geblendet das Weite.
„Erinnere mich bloß nicht daran. Bei dem Viech habe ich Blut und Wasser geschwitzt. Da hättest Du ruhig vorher erwähnen können, dass die dank ihrer riesigen Glupschaugen leicht durch Licht zu verschrecken sind.“, entgegnete René schließlich. „Also gut, nehmen wir eine Probe von diesem grünen Zeugs. Aber schön vorsichtig und langsam.“ Mit diesen Worten gab er dem Steuermann die nötigen Anweisungen und die Explorer setzte sich mit langsamer Fahrt in Bewegung, direkt auf die grünlich schimmernde Halbkugel zu.
Die grüne verschwommene Masse kam näher und näher, geriet schließlich in Kontakt mit dem Tauchboot. Kaum war der Kontakt hergestellt, erfuhr das U-Boot plötzlich eine enorme Beschleunigung. Die Crew wurde von den Füßen gerissen. Alles, was nicht fest montiert war, erlag den Beschleunigungskräften und flog durch die Kammern. Zuerst machte das Schiff einen Satz in die Halbkugel hinein. Anschließend fühlte es sich für Jacques an, als wenn das Boot fallen würde. Doch bevor er diesen Gedanken zu Ende denken konnte, kam schon der Aufschlag und das Letzte, was Jacques sehen konnte bevor er das Bewusstsein verlor, war das Sichtfenster, das sich seinem Gesicht näherte.
„Jacques! Jacques! Komm’ zu dir!“, rief René und rüttelte vorsichtig an Jacques Schulter. Jacques schlug die Augen auf. „Was ist passiert?“ - „Das wollte ich dich auch gerade fragen. Alles in Ordnung bei dir? Bist Du verletzt?“ - „Mein Kopf schmerzt und ich werde wohl die nächsten Tage einige blaue Flecken mit mir rumtragen. Sonst ist alles o.k., scheint nichts gebrochen zu sein.“ René half Jacques auf die Beine. Das Schiff hatte eine leichte Schlagseite und der Observationsraum sah chaotisch aus. Die penibel sortierten Papiere - hauptsächlich Notizen und Bilder zu den Entdeckungen der Explorer - lagen quer verstreut über dem Boden und gesellten sich zu zersplitterten Kaffeetassen, zerbrochenen Laptops und weiteren Gegenständen der Forschungsexpedition, die nicht fest an Bord montiert waren. Die Notbeleuchtung machte darauf aufmerksam, dass die Bordsysteme Schaden genommen haben mussten. Durch das Sichtfenster ließ sich nichts erkennen, es hätte genau so gut eine schwarze Wand sein können. Jacques und René machten sich daran, nach dem Rest der Besatzung zu sehen. Zusammen mit ihnen waren insgesamt 15 Leute an Bord gewesen. Jacques hatte drei Assistenten dabei - Jean-Pierre, Andrea und Kevin - die ähnlich wie der Rest der Besatzung in mehreren Schichten arbeiteten. Kevin war mit ihnen im Observationsraum gewesen und sie fanden ihn stöhnend in einer Ecke sitzend vor. Sein linker Arm war gebrochen, aber davon ab schien er in Ordnung zu sein. Auch der Rest der Besatzung schien den Vorfall abgesehen von Prellungen gut überstanden zu haben. Neben Kevin hatte sich nur der Koch Steven schwerer verletzt - die Tür zur Kombüse war durch den Ruck zugefallen und der arme Kerl hatte versucht, sich währenddessen mit einer Hand am Rahmen festzuhalten. Als sie ihn fanden, hatte er die Hand bereits provisorisch verbunden und war gerade dabei, seine vier sauber abgetrennten Finger auf Eis zu legen.
...
Ihre Route führte sie in die Nähe des „Point Nemo“, dem sogenannten Pol der Unzugänglichkeit bei 48° 52’ 31,75’’ südlicher Breite und 123° 23’ 33,07’’ westlicher Länge. Pah, Unzugänglichkeit, dachte Jacques, nun nicht mehr. Nun können wir alles erforschen, was die Ozeane zu verbergen haben. Auf seinem Laptop hatte er bereits zig neue Dateien angelegt, sauber geordnet und mit den kartografischen Daten der Entdeckungen versehen, dokumentiert mit zahlreichen Bildern und kleinen Filmchen und seine einzige Sorge war momentan, wie er die ganzen neuen Arten benennen sollte, die der Pazifik ihm gezeigt hatte.
Plötzlich wurde er durch ein Klopfen aus seinen Gedanken gerissen. „Herein.“, sagte er und sah sich anschließend dem Kapitän gegenüber. René war etwas jünger als Jacques und bot ein großes Maß an Erfahrung mit Tiefseefahrten. Seine berufliche Laufbahn hatte er zum Großteil bei der Marine absolviert und erst kürzlich hatte er seinen Job dort an den Haken gehängt, um dem Schicksal eines Schreibtischtäters zu entgehen. Durch Zufall hatte er von Jacques’ Forschungsprojekt erfahren und sich damit ebenfalls einen Traum erfüllt.
„Ja, bitte?“ - „Jacques? Wir haben da etwas entdeckt, was wir nicht einordnen können.“ - die beiden duzten sich bereits seit ihrer ersten Begegnung. „Ah, was denn?“, fragte Jacques.
„Ich glaube, es ist besser, wenn Du es Dir selbst ansiehst. Wir sind uns nicht sicher. Vielleicht eine Form von Leuchtpflanzen. Wir können einen grünlichen Schimmer durch das Sichtfenster beobachten. Das Komische daran ist nur, nun, es sieht aus als ob sich dort am Meeresgrund eine grünliche Halbkugel befindet.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging Jacques beschleunigten Schrittes zum Observationsraum, der sich am Bug des U-Boots befand. Verschiedene Erklärungen spukten dabei durch seinen Kopf. Biolumineszenz war bei vielen Lebewesen der Tiefsee verbreitet und sie hatten bereits einige bekannte und unbekannte Spezies mit dieser Eigenschaft beobachtet. Am beeindruckendsten dabei war nach wie vor ein riesiger Vampirtintenfisch gewesen - das größte Exemplar, was jemals ein Mensch gesehen hatte. Aber in Form einer Halbkugel auf dem Meeresgrund? Er musste selbst einen Blick darauf werfen. Am Sichtfenster angekommen, sah er die Ausmaße der grünlich schimmernden Halbkugel. Sie war riesig.
„Nun?“, fragte René, der Jacques gefolgt war, „was hältst Du davon?“ - „Ich glaube, das ist einen näheren Blick wert. Was sagt das Sonar?“ - „Nichts. Laut Sonar gibt es dort keine Halbkugel. Die einzigen Signale, die wir von dort bekommen, gleichen dem Meeresgrund, wie wir ihn momentan unter uns haben. Ohne das grünliche Schimmern hätten wir keinerlei Anhaltspunkt, dass sich dort etwas befindet.“ - „Hmm, merkwürdig. Warum die geometrische Form? Wenn es sich um die üblichen Verdächtigen handeln würde, sollten wir einen Schwarm oder ähnliches vor uns haben. Aber in Kugelform? René, lass’ uns das aus der Nähe begutachten.“
René schnappte sich das Funkgerät und gab dem Steuermann neue Koordinaten durch. Kurz darauf hielt das U-Boot auf 47° 9' südlicher Breite und 126° 43' westlicher Länge zu - genau auf das Zentrum der Halbkugel. Je näher sie dem grünlichen Schimmer kamen, desto verschwommener wurde die Sicht. Das Sonar lieferte weiterhin keinerlei Anzeichen. Das Schimmern kam näher und näher. Kurz bevor sie in das grüne Geschehen eintauchen würden, gab René den Befehl zum Stopp. Das Sichtfenster war nun ausgefüllt von einer verschwommenen aussehenden grünlichen Masse, die laut Sonar nicht existieren sollte. Leuchtbakterien?, dachte Jacques, das wäre eine Möglichkeit. Zu klein, um vom Sonar erfasst zu werden und je nach Leuchtintensität vielleicht nur verschwommen mit dem menschlichen Auge wahrnehmbar. „René, wir sollten eine Probe davon nehmen.“
Mit Hilfe einer speziellen Schleuse war das Tauchboot in der Lage, Wasserproben während der Fahrt aufzunehmen.
„Bist Du Dir sicher? Wir können nicht sehen, was sich hinter diesem, diesem, äh, Grünschimmer verbirgt.“ - „Vertraust Du dem Sonar nicht? Was soll dort schon sein, außer mehr Wasser natürlich? Falls dort ein Hindernis wäre, würde uns das angezeigt.“ - „Hmm, wie Du meinst. Aber ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.“ - „Schlimmer als beim Riesenkalmar?“, fragte Jacques und grinste.
Vor zwei Tagen waren sie in gut 3000 Metern Tiefe auf ein großes Exemplar von etwa 15 Metern Länge gestoßen. Jacques war begeistert gewesen und hatte René gebeten, das Tier zu verfolgen, damit er seinem japanischen Kollegen Tsunemi Kubodera eine lange Nase machen und den Kalmar ausgiebig filmen konnte. Tsunemi hatte in den letzten Jahren immer wieder durch spektakuläre Unterwasseraufnahmen von Riesenkalmaren auf sich aufmerksam gemacht. René hatte selbstverständlich Bedenken gezeigt. Was, wenn der Kalmar das Boot in Angriff nahm? Er war als Kapitän für die Sicherheit der Besatzung verantwortlich. Aber Jacques hatte ihm versichert, dass selbst im Falle eines Angriffs der Kalmar wohl kaum Geschmack am Tauchboot finden würde. Und er sollte Recht behalten, auch wenn er dazu auf einen Trick zurück griff: Als das Tier plötzlich Kurs auf die „Explorer Six“ nahm, ließ Jacques die komplette Scheinwerferfront einschalten und das lichtempfindliche Tier suchte geblendet das Weite.
„Erinnere mich bloß nicht daran. Bei dem Viech habe ich Blut und Wasser geschwitzt. Da hättest Du ruhig vorher erwähnen können, dass die dank ihrer riesigen Glupschaugen leicht durch Licht zu verschrecken sind.“, entgegnete René schließlich. „Also gut, nehmen wir eine Probe von diesem grünen Zeugs. Aber schön vorsichtig und langsam.“ Mit diesen Worten gab er dem Steuermann die nötigen Anweisungen und die Explorer setzte sich mit langsamer Fahrt in Bewegung, direkt auf die grünlich schimmernde Halbkugel zu.
Die grüne verschwommene Masse kam näher und näher, geriet schließlich in Kontakt mit dem Tauchboot. Kaum war der Kontakt hergestellt, erfuhr das U-Boot plötzlich eine enorme Beschleunigung. Die Crew wurde von den Füßen gerissen. Alles, was nicht fest montiert war, erlag den Beschleunigungskräften und flog durch die Kammern. Zuerst machte das Schiff einen Satz in die Halbkugel hinein. Anschließend fühlte es sich für Jacques an, als wenn das Boot fallen würde. Doch bevor er diesen Gedanken zu Ende denken konnte, kam schon der Aufschlag und das Letzte, was Jacques sehen konnte bevor er das Bewusstsein verlor, war das Sichtfenster, das sich seinem Gesicht näherte.
„Jacques! Jacques! Komm’ zu dir!“, rief René und rüttelte vorsichtig an Jacques Schulter. Jacques schlug die Augen auf. „Was ist passiert?“ - „Das wollte ich dich auch gerade fragen. Alles in Ordnung bei dir? Bist Du verletzt?“ - „Mein Kopf schmerzt und ich werde wohl die nächsten Tage einige blaue Flecken mit mir rumtragen. Sonst ist alles o.k., scheint nichts gebrochen zu sein.“ René half Jacques auf die Beine. Das Schiff hatte eine leichte Schlagseite und der Observationsraum sah chaotisch aus. Die penibel sortierten Papiere - hauptsächlich Notizen und Bilder zu den Entdeckungen der Explorer - lagen quer verstreut über dem Boden und gesellten sich zu zersplitterten Kaffeetassen, zerbrochenen Laptops und weiteren Gegenständen der Forschungsexpedition, die nicht fest an Bord montiert waren. Die Notbeleuchtung machte darauf aufmerksam, dass die Bordsysteme Schaden genommen haben mussten. Durch das Sichtfenster ließ sich nichts erkennen, es hätte genau so gut eine schwarze Wand sein können. Jacques und René machten sich daran, nach dem Rest der Besatzung zu sehen. Zusammen mit ihnen waren insgesamt 15 Leute an Bord gewesen. Jacques hatte drei Assistenten dabei - Jean-Pierre, Andrea und Kevin - die ähnlich wie der Rest der Besatzung in mehreren Schichten arbeiteten. Kevin war mit ihnen im Observationsraum gewesen und sie fanden ihn stöhnend in einer Ecke sitzend vor. Sein linker Arm war gebrochen, aber davon ab schien er in Ordnung zu sein. Auch der Rest der Besatzung schien den Vorfall abgesehen von Prellungen gut überstanden zu haben. Neben Kevin hatte sich nur der Koch Steven schwerer verletzt - die Tür zur Kombüse war durch den Ruck zugefallen und der arme Kerl hatte versucht, sich währenddessen mit einer Hand am Rahmen festzuhalten. Als sie ihn fanden, hatte er die Hand bereits provisorisch verbunden und war gerade dabei, seine vier sauber abgetrennten Finger auf Eis zu legen.
...