Die ja auch im Artikel vorgestellte Variante mit Bohemiam Rhapsody und "Wayne's World" scheint sich ja hier als recht weit verbreitet und bekannt zu etablieren. Daher mal die Frage, welchen Einfluss diese Assoziation beim Schauen von "Bohemian Rhapsody" (dem Film) hatte? Wenn man sieht, wie Freddie Mercury am Text feilt oder wie die Band die komplexen Toneffekte und Stimm-Doppelungen einspielt. So liebevoll die Szene in WW auch gedacht sein mag, aber es ist eben WW und untergräbt da - empfinde ich jedenfalls - die innere Stimmung eines so ernsthaften und ernst erzählten Films wie BR. Oder nicht? Oder doch?
@Clive
Also "Make your own kind of music" ist auch bei mir vermutlich DER musikalische "Lost" Moment. Auch in der bildlichen Präsentation. Aber ich habe das Lied außerhalb von "Lost" noch kaum gehört. Und mit "kaum" meine ich im Prinzip "gar nicht". Zumindest kann ich mich nicht bewusst erinnern. Vielleicht heißt das aber auch nur, dass die Erinnerung an diesen "Lost" Moment alle weiteren Film- und TV-Momente mit diesem Lied überlagert.
Was deinen zweiten Kommentar betrifft, ist das wohl leider auch in Zukunft immer wieder exakt die gewünschte Vorlage. Sei es vom Publikum, die immer das Interesse haben wissen zu wollen, was die wichtigsten Sachen im Leben von berühmter Person X waren (ohne die im Film gezeigten beispielsweise im Nachhinein zu hinterfragen und selbst nachzulesen, ob das gezeigte wirklich so war oder gezielt etwas verändert/ausgelassen wurde, um ein Bild zu schönigen)(man will halt STAR: DER FILM, mit allen wichtigen Stationen und nicht nur 2-3 besonderen Tagen), sei es von den Lizenzinhabern, die gerade bei verstorbenen noch die nächsten Dekaden am Vermächtnis verdienen und entsprechend keinerlei Interesse haben, die Schattenseiten von Künstler X zu beleuchten. Vor allem nicht, wie bei Queen zuletzt geschehen, wenn es auch sie schlecht zeigen würde.
Meiner Meinung nach sollte kein Star sein eigenes Musik Biopic mitproduzieren. Man sieht es selbst bei einem Film wie "Green Book", der eben (u.a.) über seine einseitige realweltliche Produktionsverbindung stolpert. Grundsätzlich halte ich diese Verbindungen bei realen Geschichten aus dem soziopolitischen, historischen, kriminellen Bereich für wichtiger, wenn nicht gar essentieller. Aber Biopics sollten sich davon lösen, denn nur die wenigsten Stars sind mir einer künstlerischen Weitsicht (in einem fremden Medium) und einer Selbstkritik ausgestattet, wie z.B. ein Bob Fosse, der "All That Jazz" machte. Und selbst Fosse "wagte" es nicht, seine Figur nach ihm selbst zu benennen.
Ich will damit nicht sagen, dass ein Biopic seine Hauptfigur durch den Dreck ziehen muss, aber ich denke, ein spannender, kreativer, unterhaltsamer und noch dazu wahrhaftiger(er) Film kann fast nur dann entstehen, wenn der porträtierte Star nicht selbst eitel dazwischen funkt bzw. durch seine Anwesenheit falschen Respekt und damit einhergehende Feigheit auslöst. Die Darstellung der Queen Bandmitglieder sollte in Sachen Lächerlichkeit allen eine Lehre sein.
Ich weiß auch nicht, ob du es dir mit deiner "das Publikum will es so" Auslegung nicht zu einfach machst, Jay. Ich würde argumentieren, dass das anerzogen ist. Genauso wie der Umgang mit Superhelden- und Spektakelfilmen als zentraler Grund für einen Kinobesuch anerzogen ist. Würden die großen Studios in den nächsten Jahren ordentlich Geld in die Hand nehmen, (halbwegs) große Stars als populäre Musiker casten und dabei drei, vier, fünf Filme irgendwo zwischen "I'm not there", "All that Jazz", "Amadeus" und "Mishima" machen (und diese auch noch vermarkten, wie sie ihre sonstigen großen Titel vermarkten würden), ich würde schätzen, dass sich das Erwartungsspektrum des Publikums in Bezug auf Biopics grundlegend erweitern würde.
Du verweist ja auch auf andere Dinge, über die wir andernorts oder privat schon mal gesprochen haben. Der Unterschied zwischen Best Of Filmen und "Ausschnittfilmen". Und ja, tendenziell bevorzuge ich Letztere, aber nicht ausschließlich. Daher kam mir das Beispiel mit "Amadeus" so gelegen, denn der ist ja auch ein großes "Best Of" Biopic, nahezu vom kompletten Leben Mozarts. Aber selbst wenn wir Dinge wie Laufzeit, Budget, Regie usw. ausklammern, macht "Amadeus" immer noch eine Sache super interessant und damit besser als 95% aller Musik Biopics: die Erzählperspektive. Es ist nicht einfach nur Mozarts Leben, sondern es ist Salieri, der von Mozarts Leben erzählt, der sein eigenes Talent und seine Lebensleistung abwägt, die er im Schatten eines "von Gott begnadeten" Jahrhundertgenies verbringen musste und verbringen durfte. Allein dadurch erhält die gesamte Erzählleistung von Mozarts Leben einen thematischen Unterbau, eine emotionale Ebene und eine narrative Zweckdienlichkeit, die einfach fast allen anderen Musik Biopics vollkommen abgeht.