Oi, oi, oi, diese Serie. Ganz ehrlich, ab dem Finale in der fünften Folge habe ich mich konstant gefragt, ob bei den Autor:innen da Gras oder andere Drogen im Spiel waren.
Aber von vorne. Anfangs fand ich die Serie recht langweilig. Zu viele Subplots um die persönlichen Problemchen und zu wenig Detektivarbeit und pointierte Dialoge während langen Autofahrten. Meiner Ansicht nach, hat man viel zu viel in diese Serie reingequetscht, insbesondere bei bloss sechs Episoden. Gesellschaftskritik, Rassismus, Trauer, Idenitätssuche, Tradition vs. Moderne, Übersinnliches, Einsamkeit, Familienprobleme, Umwelt, etc. etc. und irgendwann noch der eigentliche Fall.
Nicht, dass ihr mich falsch versteht. Alles durchaus kompetent inszieniert und gespielt. Ab und zu auch mit der einen oder anderen richtig starken Idee. Wie krass war denn Bitte die "Erwachen-Szene"? Alles i.O. Und ab Folge vier wurde es dann doch auch zunehmend spannend.
Aber dann kommt das Finale von Folge fünf und alles entgleiste!
Hank lässt sich überzeugen, Otis verschwinden zu lassen. Ok, wieso genau? Wegen ner Beförderung? Ich meine wirklich viel Gegenwehr legt Hank da nicht an den Tag. Aber gut, schlucken wir das mal runter. Er will ihn heimlich verschwinden lassen, ein kleiner Mord, von dem niemand je was erfährt. Also was macht er. Er taucht in der Wohnung seiner Vorgesetzten, Liz Danvers, auf, bedroht sie und schiesst vor ihren Augen Otis erst hinterrücks in den Rücken und dann in den Kopf. Wow, das nennt man mal unauffällig. Aber gut, auch das kann ja mal in der Hitze des Gefechts passieren. Dumm nur, dass genau an diesem Abend, Zufälle gibts, sein Sohn bei Liz Danvers untergekommen ist und nun den Schuss gehört hat. Natürlich kommt der gute Prior nachschauen und zückt gleich mal seine Knarre. Und was macht Prior, der etwa zwei Armlängen von seinem Vater entfernt steht, als dieser seine Waffe auf Danvers richtet? Klar, Prior schiesst seinem Vater in den Kopf. Typische Reaktion in so einem Fall. Aber hey, wie gesagt, Hitze des Gefechts und so. Wer will da schon richten. Er meinte es gut. Aber die Situation ist ja noch nicht ausgestanden. Denn jetzt taucht Danvers Partnerin Navarro auf und hat eine grossartige Idee. Sie sollen die beiden Leichen verschwinden lassen, denn sonst würde man ihnen einen Strick draus drehen und ihnen die beiden Toten anhängen. Anstatt das mal auszudiskutieren, finden Prior und Danvers, das ist ne klasse Idee. Und Navarro hat noch mehr klasse Ideen. Da sie und Danvers ja eigentlich auf dem Weg zu einer mysteriösen Höhle sind und die Staffel nur noch eine Folge hat, soll Prior beide Leichen alleine entsorgen. Prior, also der Sohn, der gerade eben seinem Vater in den Kopf geschossen hat. Macht Sinn, oder? Vor allem, wenn man bedenkt, dass den Autor:innen die Zeit davon läuft, um den eigentlichen Kriminalfall noch aufzuklären. So Ende Episode 5. Episode sechs war dann schon fast wieder in weiten Teilen nachvollziehbar, wenn man mal die komischen und äusserst konstruierten Wendungen akzeptiert. Die beiden erfahren nun also, was es mit den Arbeiten der verschwundenen Wissenschaftlern auf sich hatte, wer die junge Frau ermordete und warum. Dabei werden sie in der Foschungseinrichtung aufgrund eines heftigen Schneesturms eingesperrt. Genausolange, bis sie den letzten Hinweis gefunden haben, den sie brauchen, um den Tod der Wissenschaftler aufzuklären. Danvers hat nämlich, wie so auch immer, ne tolle Eingebung und findet mit einem die nötigen Fingerabdücke. Schnitt - Danvers und Navarro sitzen gemütlich einem Auto und fahren über die Landstrassen. Die Auflösung dann also, die Putzfrauen haben herausgefunden, dass die Wissenschaftler das Mädchen ermordet haben, bewaffnen sich, holen die Wissenschaftler und setzen sie nackig im Schneegestöber aus, wo sie dann ihrem Schicksal (bzw. der Rache der Ermordeten) überlassen wurden. Danvers und Navarro hören sich das an, und finden, joa ok, gibt schlimmers, Schwamm drüber. So ein bisschen indigene Selbstjustiz kann man ja nix gegen haben. Ende gut alles gut.