Für mich eine der größten Überraschungen des Kinojahres. Hatte erst vor, den im Kino zu umgehen, aber nachdem der so spaltend aufgenommen wurde, war ich doch neugierig. Und siehe da, JOKER ist ein exzellentes Psychodrama. Zwar ein eher deprimierend langweiliger Nerdfilm, weil er bis auf Ansätze, Verbindungskleinigkeiten wie Arkham und den Waynes und die titelgebende Figur im Grunde nicht wirklich viel mit dem Typischen zu tun hat - das ist ein Film, der The Dark Knight missbilligend als zu bunt und unrealistisch bezeichnet - aber das, was er stattdessen versucht, erreicht er mit Bravour. Beziehungesweise, die Mischung aus Todd Phillips bemerkenswerter Regie (das vom Hangover 3 Regisseur!) und Joaquin Phoenix' alles zermalmenden Schauspiels lassen alles andere gleichgültig erscheinen. Wen interessiert, dass die Waynes mit drin sind, das Arkham das gleiche sein soll, in dem Killer Croc, Mr Freeze und der Riddler hausen, oder dass dieser Typ auf einen anderen treffen mag, der sich als Fledermaus verkleidet. Klar, man kann schulterzuckend sagen, dass das hier nur eine Geschichte mit einem Aspekt des DC Universums ist und nichts anderes dazu gehören muss - aber wenn man das alles eigentlich mag, fehlts schon irgendwie. Es ist auch nicht so, dass ich Batmans mehr mag als Taxi Drivers, aber ich argumentiere, dass ein JOKER auch genau so gut ohne die Franchiseverbindung funktioniert hätte.
Dennoch, JOKER ist ein ungemein wichtiger Film. DC kann Marvel nicht kopieren, deswegen sollten sie eine andere Schiene efahren, und hier trauen sie es sich endlich mal deutlich mehr als vorher. Hier haben wir ein spektakelloses Drama ohne Action oder Humor, und das Ding wird eine Milliarde einspielen. Es zeigt, dass Filme immer noch ziehen können, obwohl sie bloß Story und Charaktere haben, dass es eben nicht Dwayne Johnson und CGI sein muss, um Leute anzulocken.
Dass irgendwelche Spaten den Film missverstehen und als Anarchievorbild sehen... da fehlt hat die größere Beobachtung. Der Film sagt nicht, dass Anarchie sinnig ist - der Joker sagt es. Und der ist, die 2 Stunden Schaubild sollten es zu genüge illustrieren, ein völlig verstörter Mann mit schweren geistigen Problemen, der einsam, gewaltbereit und von Ärzten im Stich gelassen ist. Wer sich so jemanden als Vorbild nimmt, hat selbst einen an der Pfanne. Und ja, ich bin auch der Meinung, dass nicht jeder Film moralische Verantwortung hat und mit Fingerzeig drauf aufmerksam machen muss, was richtig und was falsch ist. Es müsste viel mehr Fillme über böse, gefährliche Menschen geben, die mit ihren Taten davon kommen und eben nicht belehrt werden. Nicht, um weitere Bösartigkeiten anzustacheln oder zu entschuldigen, aber einfach auch um aufzuzeigen, dass es sowas gibt. Gerade bei diesem Film kann man glaube ich recht gut nachvollziehen, wieso der Joker so handelt und denkt. Heißt ja nicht, dass es der Film gutheißt, aber das zu beobachten ist doch interessant.
Jared Leto muss so sauer sein. Der wäre für so eine Art Film sicher auch bereit gewesen, auch wenn er vermutlich nicht an Phoenix' Detailverliebtheit und Intensität herangereicht hätte.
Dem Film gebe ich 9 von 10 Türketten.