Überhaupt gibt es aktuell vermutlich keinen Regisseur, der Größe und Soundempfinden eines Kinos so auskostet wie Nolan. Da kann der beste 4K TV mit Heim-Sound nicht mithalten. Ich bin ja eigentlich niemand, der Kino nur auf "groß und laut" reduziert bzw. reduzieren möchte, aber das kann Kino eben *auch* sein. Und dahingehend ist "Tenet" ein Erlebnis.
Da bin ich ganz gegenteiliger Meinung und komme somit schon zu meinem größten Kritikpunkt, den ich auch schon bei Dunkirk anbrachte. Der einzige Grund warum die Action "wuchtig" oder "groß" wirkt ist der dröhnende Soundtrack! Und der ist derart im Vordergrund um die eigentlich recht simple Action zu überspielen. Ohne dem Soundtrack wäre der Film einfach langweilig (wie schon bei Dunkirk).
Technisch find ich das nicht sonderlich berauschend. Ich war in einem Dolby Atmos Kino, hab aber kaum Surround-Elemente beim Sound wahrgenommen, weil alles einfach vom Soundtrack überdeckt wurde. Wenn ich das mit Ready-Player-One Vergleiche, welcher bei der Start-Szene auf jeglichen Soundtrack verzichtete, dann ist Tenet hier höchstens Mittelmaß an guten Sounddesign. Ja es ging einiges rückwärts und es kamen fast nur praktische Effekte zum Einsatz. Ist ja lobenswert, aber im Endeffekt "fährt nur ein Flugzeug in eine Wand", oder beim Überfall wird ein simples Loch in den Transporter geschnitten und das wars. Oder beim Endkampf wird wild auf "was auch immer gechossen, denn Feinde sieht man eigentlich kaum".
Ich hab keine Ahnung warum hier Nolan so gelobt wird.
Interstellar hat auch einen dominanten Soundtrack, aber der passte zu den Bildern! Bei Tenet dachte ich mir mehrfach: Wow, so ein druckvoller Soundtrack, aber die Bilder zeigen mir nur kompliziertes rumgehopse oder eine langsame Verfolgungsjagd.
Nur weil sich Nolan es leisten kann einen Film ohne CGI zu machen, muss es nicht immer sinnvoll sein. George Miller (Fury Road) oder Alfonso Cuaron (Gravity) haben bewiesen dass man mit praktischen Effekten in Kombination mit CGI wirklich epische Action schaffen kann. Nolan ist von dieser Perfektion meiner Meinung nach meilenweit entfernt.
So, das würde mir jetzt auch nicht so viel ausmachen wenn wenigstens die Story super wäre (wie bei Inception). Aber leider packte mich die Story zu keiner Zeit und war für mich ganz klar zu kompliziert. Die Beweggründe warum jetzt was gemacht wurde, war mir zu keiner Zeit klar. Ja schon klar, es soll ja nicht alles offensichtlich sein, aber wenn man eine simple Story schon so verschachtelt verpackt, dann sollte es wenigstens beim ersten mal schauen einigermaßen logisch wirken. Da der Film für mich äußerst anstrengend war und kaum Spaß machte, werde ich ihn auch kein 2. mal schauen um ihn zu verstehen...
Das klingt jetzt alles äußerst furchtbar, im Großen und Ganzen ist es natürlich noch immer ein überdurchschnittlich guter Film, der in seinen Einzelteilen durchaus grandios ist; keine Frage. Aber er hätte als einfacher Thriller ohne den dröhnenden Action-Anteil besser funktioniert. Action reduzieren, 30 Minuten kürzer machen, mehr Ruhe rein und ich wäre zufriedener. Anders ausgedrückt: Ohne dem Mammut-Budget hätte es vielleicht den besseren Film gegeben.
Keine Ahnung wie ich das jetzt bewerten soll, aber mehr als 6/10 würde ich nicht geben.
Positive Punkte:
- Robert Pattison (ich freu mich jetzt richtig auf Batman)
- John David Washington (sehr sympathisch und man kauft ihn den harten Typ einfach ab)
- Elizabeth Decki (auch sehr sympathisch und gutes Schauspiel)