Vorwort - Einführung
Ich habe Cyberpunk nun gut über 70 Std. gespielt und möchte hier mal meine Eindrücke schildern. In Textform wäre das wohl in Romanlänge, deshalb führe ich meine Pros & Contras im "+/-"-Stil auf. Meine Spielweise sah vor, daß ich zu Beginn Aufträge, Delikte und Cyberpsychos gespielt habe um mich so hochzuleveln und Geld zu verdienen, um es dann bei Neben/Hauptmissionen leichter zu haben, bzw. schon mit diversen Fähigkeiten die Missionen angehen kann.
Mein Spiel-Status
Spiel Version: 1.03
Aktuelle Spielzeit: 78 Std.
Schwierigkeitsgrad: normal
Benutzte Mods: keine
Geschlecht: weibliche V
Herkunft: Nomade
Street Cred und Erfahrungspunkte-Level: 50 / 36 - Beginn von Haupt- und Nebenmissionen
Street Cred und Erfahrungspunkte-Level: 50 / 41 - Aktuell
Spezialisiert auf: Fernkampf - Maschinenpistolen und Hacken/Quickhacks
Technik (Spiel)
+ schnelle Ladezeiten, trotz SATA-Platte
+ es kann zu 99% jederzeit gespeichert werden, zudem gibt es 5 (?) Schnellspeicherpunkte, was bedeutet, daß der sonst übliche 1 Schnellspeicherpunkt nicht direkt überschrieben wird - VORBILDLICH!!!
+ Shooter/Bewegungssteuerung sehr gut umgesetzt
+ Zeit im Spiel kann jederzeit geändert werden
+ Schnellreise sehr gut ins Spiel integriert
+ Gespräche, Autofahrten, Zwischensequenzen können übersprungen werden
+ toller Zoom-Modus - erspart/ersetzt ein Fernglas
+ eigenes Fahrzeug dient auch als Lager
+/- Fahrzeugsteuerung - einige Autos steuern sich viel zu hektisch und haben einen zu langen Bremsweg
- warum lädt das Spiel nicht direkt ins Hauptmenü, stattdessen muß man 2, 3 Mal das Intro wegklicken
- diverse (auch wichtige!!!) Tasten (wie Bewegungstasten, Bestätigungstaste/Interagieren) lassen sich nicht im Optionsmenü umbelegen - das geht nur, wenn man eine Datei editiert
- unübersichtliche Karte der Spielwelt
- Symbole von Missionen und "Fahrzeug kaufen" sind identisch - wieso? Das erschwert eine Mission auf der Karte auszuwählen
- warum wird im Menü nicht angezeigt, wie das jeweilige Auto aussieht, das man kaufen kann?
- Äußeres (Frisur, Tätowierungen, etc.) kann später im Spiel nicht mehr geändert werden
- Aufnehmen von Objekten meist recht fummelig, besonders, wenn mehrere nebeneinander liegen - obwohl man mit dem Mauszeiger über dem aufzunehmenden Objekt ist, wird ein anderes aufgenommen
- viel zu kleiner sichtbarer Bereich der Minikarte. Der Wegroute folgen wird unnötig erschwert
- Objekte "klauen" in fremden Umgebungen wird nicht bestraft
- Cyberware "Raketenarme" nutzlos - Schadenseffekt gleich null, zudem zu großer Streueffekt
- meist lange Laufwege zu gerufenem Fahrzeug
Technik (Grafik, Ton,...)
+ detailierte Spielwelt
+ scharfe Texturen, auch aus der Nähe
+ tolle nächtliche Atmosphäre in der Stadt - mit all dem Neon und Reklametafeln
+ toll umgesetztes Witterungs- und Tag/Nachtwechsel
+ vielfältige und sehr detailierte Fahrzeugmodelle
+ gute dt. Lokalisierung mit bekannten dt. Sprechern, bsw. J. Spitzer, Björn Schalla (männl. V), B. Völz, etc.
+ schöne tonale Atmosphäre in der Stadt - besonders die "Lautsprecher"-Durchsagen wirken stimmungsvoll
+/- Raytracing - für mich eine überbewertete Funktion, die den Kauf einer 600/700 € teuren Grafikkarte nicht rechtfertigt. Ja, die Option wirft detailierte Schatten/Spiegelungen auf Boden und Objekte, aber ich kann auch sehr gut ohne diese Funktion leben. Die Programmierer sollten viel lieber endlich mal runde Objekte auch rund darstellen. Viele Objekte erscheinen aus der Nähe eckig - das betrifft sogar Straßenkurven...!!!
- Fahrzeuge und Figuren poppen schon mal direkt vor dem Spieler auf
- Texturen werden manchmal zu spät geladen
- trotz ausgestellter UT´s werden diese ab und zu eingeblendet und verharren
- kleinere Grafikfehler, aber keine Abstürze
Spielwelt
+ Night City - für eine Zukunftsstadt sehr gut umgesetzt und erinnert an Blade Runner
+ die Stadt erstreckt sich über verschiedene Stadtteile
+ besonders bei Nacht wirkt die Stadt beeindruckend
- Night City - trotz der verschiedenen Stadtteile wirkt alles zu "städtisch". Gebäude folgt auf Gebäude, lediglich die Bauform unterscheidet sich
- keine wirklich nennenswerten Aha-Momente (Aussichtspunkte) die einem als Spieler im Gedächtnis bleiben
- das Ödland bietet auch wenig Abwechslung
- die großen Stadtautobahnen sind außerhalb des Zentrums wenig belebt. Stellenweise muß man Fahrzeuge direkt suchen...
- das Ödland wird viel zu wenig in Missionen eingebunden, vieles findet ausschließlich in der Stadt statt
- eigene Wohnung kann nicht individualisiert werden
Missionen
+ Delikte und Auftragsmissionen machten mir am meisten Spaß. Kurze Ansage vom Missionsgeber und man konnte die Mission angehen/lösen wie man wollte
+ durch die Möglichkeit sich auf bestimmte Fähigkeiten zu spezialisieren, kann man die Missionen bsw. durch Hacken, Schleichen oder Waffengewalt lösen
+ jede Aktion führt zu Belohnung von XP-Punkten (und Geld) die man in passende Fähigkeiten/Attribute investiert und so seinen eigenen Spielspiel fördert
- Neben-und Hauptmissionen habe ich mir extra für den Schluß aufgehoben, da diese (bsw. bei Witcher 3) eigentlich die besten Missionen sein sollten. Aber bisher haben mich diese überhaupt nicht gepackt. Meist endloses Gerede oder rumgefahre in der Spielwelt. Man ist erst froh, wenn man selbst dabei was machen kann. Zudem lässt mich die "Umwelt" während der Gespräche auch kalt - das wirkte beim Witcher 3 alles viel schöner, romantischer und interessanter
- hoch "angepriesene" Figuren, wie Jackie Wells oder Dexter Deshawn, sterben viel zu früh im Spiel. Die Vorschau-Videos zum Spiel vermittelten eher, daß man die viel länger an seiner Seite hätte...
Fazit
Eigentlich kann ich mit Fantasiespielen, Magie und Zauberei wenig anfangen. Umso überraschender, daß, neben GTA 5, Witcher 3 für mich eines der besten Spiele ist die ich jemals gespielt habe. Ein Spiel wie Rage (1), also in einer Postapokalypse spielend, dazu in einer offenen Spielwelt mit Rollenspielelementen, hatte ich mir schon immer gewünscht. Und nun sollten gerade die Witcher 3-Macher so ein Spiel entwickeln - was soll da schief gehen???
Meine Erwartungshaltung war ziemlich hoch, denn die Produktion von Witcher 3 war ERSTKLASSIG und daran muß sich wohl jeder CD Projekt Red-Nachfolger messen lassen. Nun bin ich mit Cyberpunk 2077 fast durch und das Spiel enttäuscht mich gerade in zwei wichtigen Punkten:
1 - Die Spielwelt:
Für sich allein ist Night City wirklich hervorragend umgesetzt wurden. Dennoch finde ich den Aufbau der Spielwelt viel zu "stadtlastig". Ich hatte mit einer ähnlichen Spielwelt a la Witcher 3 gerechnet - also, viel Umland/Ödland, darin einige Siedlungen verstreut und ein oder zwei größere Städte, wie eben Novigrad. Aber in CP77 konzentriert sich alles auf Night City, was die Spielwelt eintönig erscheinen lässt. In Witcher 3 habe ich so viele tolle Momente beim Erkunden der Natur gemacht - allein mit der Lichtstimmung war das damals der Hammer. In CP77 kann ich mich nicht erinnern, daß ich in der Spielwelt kurz stehengeblieben bin und ein "Wow" im Mund hatte. Klar, die Innenstadt von Night City mit den vielen leuchtenden Neonreklamen ist fantastisch, aber es wiederholt sich eben immer und immer wieder. Beim Witcher hatte man mal eine Lichtung, eine Schlucht, Berge, Bach/Fluß, Waldgebiet, Ruinen, Höhlen, eine (verfluchte) Siedlung - eben richtig viel Abwechslung. Warum findet man im Ödland von CP77 keine zerstörten Gebäude, Strukturen oder anderes was einem in Erinnerung bleibt? Somit hatte ich keinerlei Antrieb die CP77-Spielwelt weiträumig zu erkunden.
2 - Neben/Hauptmissionen:
Für mich der Höhepunkt beim Witcher 3 und mit einer ähnlichen Qualität hatte ich auch in CP77 gerechnet. Diese Missionen wurden mit herrlichen Zwischensequenzen beleuchtet und dazu die Gespräche der Figuren waren allesamt so interessant. Dazu hat es das Spiel geschafft jedesmal eine passende Perspektive auf das Geschehen zu legen - da hat es mich auch nicht gestört, wenn ein Dialog sich mal über 10 min hingezogen hat. Da aber CP77 genau das nicht schafft umzusetzen, nerven mich diese (teilweise) endlosen Gespräche und ich erwische mich hin und wieder dabei die Gespräche einfach zu überspringen. Ich denke meist nur "hört mit dem Gelaber auf und lasst mich endlich die Kontrolle übernehmen..." - kein gutes Merkmal für ein Spiel!
Cyberpunk 2077 mag für MICH in diesen beiden Aspekten scheitern, punktet aber mit einer hervorragenden Shooter-Steuerung, die Spezialisierung (bsw.) aufs Hacken und die tolle Waffenhandhabung machen das Spiel dann doch spielenswert - aber eben nicht auf dem gleichen Level wie damals bei Witcher 3. SCHADE!
Becks