Aha, einen etwas zu leichtgläubigen Film über die Läuterung eines brutalen Nazis und Mörders darf es also geben? Soso...
Spoiler: Nicht lesen, wenn man den Film noch nicht kennt!
"American History X" ist ein gefährlicher Film, finde ich, weil er manipuliert und weil er eine oberflächliche Lösung anbietet. Er zeigt die 180° Drehung eines von Hass und Wut durchtriebenen Rassisten, der Jugendliche manipuliert und Rassismus predigt. Und nach einer recht kurzen Zeit im Knast ist er ein ganz anderer Mensch. Warum? Weil ein Schwarzer nett zu ihm war? Weil er von Weißen missbraucht wurde? Weil sein damaliges Vorbild sich als Arschloch entpuppt? Das ist meiner Meinung nach zu simpel und zu wenig. Der Mann lebte Jahrelang mit tiefstem Hass und soll nun so schnell kuriert sein?
Und das Ende? Warum muss ausgerechnet ein Schwarzer nach einer bescheuerten Aktion, den Bruder erschießen? Eine sehr ungünstige und unglückliche Wahl. Manche sehen es vielleicht als ironisch an, manche vielleicht als konsequent oder als Schicksal. Ich finde es gefährlich und billig. Wenn es die Intention des Regisseurs war, darauf hinzuweisen, dass Derek eben nicht geheilt ist, dass diese Aktion ihn wieder zum Nazi macht, ist die Intention zu schwach herausgearbeitet und das würde den ganzen Film noch ne ganze Ecke krasser machen, da hier vorher eindeutig Mitleid für Derek aufgebaut wurde, was eh schon ein schwieriger Aspekt ist.
Versteht mich nicht falsch. Ich mag den Film, aber in seiner Botschaft ist er entweder arg naiv oder geradezu gefährlich.
Dennoch spielt Edward Norton einfach genial. Auch wenn die Läuterung an sich, komisch wirkt, so ist sie doch verdammt gut gespielt. Auch tut dem Film der Bruderaspekt sehr gut, da diese Figur den Film und die Geschichte weiter bringt. Die Inszenierung mit viel Handkamera und S/W-Szenen ist gut gelungen, der Film ist packend und enorm kraftvoll und die eigentliche Geschichte ist gut und mutig, nur halt wie gesagt, etwas naiv.
7,5/10 Punkte vergebe ich mal.