Ach Herrjeh, das wird schwierig...
Erst mal: Tyler? Warum formulierst du denn so komisch mit "Ich sehe den Joel.Barish schon mit einer Axt ausholen,...". Das klingt ja fast wie Pommes McCain, der Obama "That one" nannte.
Zweitens: Können wir uns auf den richtigen Titel einigen? Ist vielleicht pedantisch, aber der Film heißt einfach nur "Birth", ohne Artikel. Wir sind doch selbsternannte Filmexperten, zumindest Fans, da kann man schon den richtigen Titel nennen, denke ich.
Vielleicht so:
Ja, "Birth" legt definitiv wert auf seine Optik. Man braucht sich nur die Eingangssequenz anschauen, dann weiß man, dass Glazers Stil nicht realistisch ist, sondern ein wenig schwälgerisch. Ja, "Birth" wirkt ab und an artifiziell. Die erste Szene mit dem Jogger im Park ist da wirklich das beste Beispiel. Ich liebe diese Szene, diese Atmosphäre, diese Stimmung und die Symbolik, als es zum Schluss in den Tunnel geht. Ich kann verstehen, wenn man dieses Artifizielle nicht mag, aber dazu muss ich für mich persönlich zwei Dinge sagen:
1. Heißt ein künstlerischer Stil noch lange nicht, dass man gehaltlose Bilder aneinander reiht.
2. Kann man diesen Vorwurf sehr leicht ausweiten.
Ich finde, in "Birth" steckt verdammt viel von verdrängter Trauer, Liebe und Lebenslügen drin. Alleine die emotionale Entwicklung widerspricht für mich schon dem Vorwurf, der Film sei nur schick anzuschauene Fassade. 4 Minuten lang Nicole Kidmans Gesicht zu filmen mag man auch als künstlich oder gewollt künstlerisch erachten, aber ich finde die Szene ganz groß. In etwa auch zu vergleichen mit dem Ende von "About Schmidt". Die Badewannen-Szene mag da nur ein weiterer Schritt sein, um zu zeigen, dass Anna die Möglichkeit als Wahrheit annimmt, dass der Junge ihr Mann ist. Es gab zwar durchaus kontroverse Reaktionen, aber dann gleich bloße Provokation für PR-Zwecke zu unterstellen, finde ich etwas weit hergeholt.
Und dass ältere Frau mit kleinem Jungen besser funktioniert als älterer Mann mit kleinem Mädchen hat nichts mit Gleichberechtigung zu tun, sondern mit einem gesellschaftlichen Bild davon, dass Pädophilie eigentlich nur von Männern ausgeht. Und als Gegenbeispiel werfe ich einfach mal "Leon - Der Profi" in den Raum. Dort wird zwar nicht gebadet, dafür gibt es andere Tendenzen und Szenen, die man entsprechend deuten könnte.
Und "Die Träumer" ist für mich eine wunderschöne Hommage an das Kino der 50er, 60er und 70er, auch wenn die Handlung nur in den 60ern spielt. Die Zitate und das Spiel mit Filmanspielungen und freier Liebe mag tatsächlich nicht realistisch wirken, aber es passt zum Einen zu den angesprochenen Filmen und zweitens ist es für mich auch auf keinen Fall selbstverliebter, inhaltloser Kunstbrei. Ein politischer Bezug und offener Sex ist ja nicht Alles, was es da gibt, obwohl ich die Figuren in "Die Träumer" einen Tacken oberflächlicher als bei "Birth" finde. Aber eben nur oberflächlichER, nicht völlig substanzlos. Die Handlung zwischen Dreiecksbeziehung, Filmen und 1968er Politaktivismus ist auf jeden Fall nicht leer.
Und nur, weil ein Regisseur einen etwas anderen, visuelleren Stil hat, heißt das noch lange nicht, dass er einfach nur pseudomäßig Kunst machen will. "American Beauty" hat auch ein paar stilisierte Szenen, die eigentlich nicht so sinnvoll waren, wie sie vielleicht wirkten. Dennoch ist "AB" ein fantastischer Film. Aronofsky oder Ridley Scott sind doch auch primär visuelle Regisseure, wo besonders Scott nicht immer 100% auch das inhaltliche Futter bietet.
Bei Tarantino stimme ich oft zu, Rodriguez ebenso und "Elementarteilchen" hat mich auch sehr gestört, aber scheinbar gibt es Unterschiede, wie man filmische Reichhaltigkeit auffasst. Ich finde z.B., dass man Handlung und Figuren nicht zwingend mögen und verstehen muss, solange ihr Handeln Sinn und Auswirkungen hat und solange die Figur für sich, auch wenn man ihr widersprechen möchte, geschlossen und homogen bleibt.
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Ich schreibe hier später eventuell mehr zu. Jetzt muss ich erst mal weg.