Inside Job (über Finanzkrise)

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Inside Job

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Regie: Charles Ferguson

Inhalt
In seinem Film Inside Job beleuchtet Oscar-Gewinner Charles Ferguson (No End In Sight) die Hintergründe der globalen Finanzkrise, deren Folgen immer noch nicht ausgestanden sind. 20 Billionen US-Dollar wurden vernichtet und Millionen von Menschen verloren ihrev Arbeitsplätze und auch ihr Heim, doch niemand scheint wirklich verantwortlich zu sein. In seinem Film verfolgt Ferguson den Aufstieg verantwortungsloser Finanzjongleure und untersucht das korrupte Geflecht aus Banken, Politik, Behörden und Wissenschaft. Sprecher der Original-Fassung ist Matt Damon. Das Produkt wird mit deutschen Untertiteln angeboten und erhielt 2011 in der Kategorie "Beste Dokumentation" einen Oscar.

Kritik, Trailer, Bilder bei BGT

Die Wirtschaftskrise führte die Welt an den finanzpolitischen Abgrund, und war Auslöser für einen Dominoeffekt, der weltweit Millionen von Menschen um ihren Job, ihr Heim und ihre Ersparnisse brachte. Doch wie kam es dazu? Was waren die Auslöser für diesen globalen Kollaps, der bis heute die Finanzmärkte verunsichert? Charles Ferguson, der schon für seine Dokumentation No End in Sight, in der er sich mit dem damaligen Iran-Einmarsch beschäftigte, sehr gute Kritiken erhielt, versucht in Inside Job diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Der lohnende Erfolg war der Oscargewinn im Jahr 2011. Seine Dankesrede begann er mit den Worten:
žThree years after our horrific financial crisis caused by financial fraud, not a single financial executive has gone to jail, and that's wrong."
Die unterschwellig durchschimmernde Wut dieser Worte, spürt man trotz der sachlichen Herangehensweise auch bei Betrachtung der preisgekrönten Dokumentation. Aber ist Inside Job auch so gut wie sein Ruf?
 

OxygeneIV

New Member
Gibt es andere, ähnlich gelagerte Dokus schon?

Das weiß ich nicht. Jedoch wurde das Thema in anderen Medien schon derart durchgekaut, dass ich mir ein paar neue Standpunkte bzw. Blickwinkel versprach. Dies wurde durch die BGT-Besprechung genährt.

Aber vielleicht erwarte ich zuviel von dem Thema. Letztendlich werden die Menschen schon seit der Gründung der Börse über den Tisch gezogen, so dass es wohl kaum noch neue Erkenntnisse geben sollte. Außer das sich die Geldbeträge mit jedem Jahrzehnt erhöhen.
;-)
 

Mestizo

Got Balls of Steel
Ja gut, dass so etwas schon in den Medien durchgekaut wurde, mag natürlich sein, aber inhaltlich kann es trotzdem durchaus interessant sein. Bei dir klingt es halt durch, dass du die Doku eher schlecht findest oder kommt das jetzt nur so rüber?
 

OxygeneIV

New Member
Die Doku ist OK. Jedoch für Leute ungeeignet, die sich mit dem Thema etwas beschäftigt haben.

Es gibt Dokus, über deren Inhalte ich gut Bescheid weiß, jedoch regen diese mich zu einem zustimmenden Kopfnicken an, weil das jeweilige Thema bzw. einzelne Aussagen endlich in einem "großen" Rahmen angesprochen werden bzw. mir neue Denkansätze vermittelt werden.

Dies war bei "Inside Job" nicht der Fall. Vermutlich hätte mich das von BGT benutzte Wort "Infotainment" vorwarnen sollen.
Es ist wie bei den großen Unterhaltungsfilmen. Sie laufen an einem vorbei und 10 Minuten nach dem Kinobesuch hat man wieder alles vergessen.

Ist damit deine Frage beantwortet?
(-:
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Das Wort Infotainment wurde von mir auch ganz gezielt und bewusst gewählt. "Inside Job" ist mit Sicherheit keine Doku für Leute, die innerhalb der Branche arbeiten und/oder sich mit der Thematik von vorne bis hinten auskennen bzw. sich stark damit beschäftigt haben. Das wäre in meinen Augen aber auch am Ziel vorbei produziert. Ich sehe auch nicht, dass "Inside Job" den Anspruch erhebt, sich an die Leute zu richten, die sich mit dem Thema beschäftigt haben.

Es ist vielmehr eine Doku für "normale" Leute, die zwar wissen, was passiert ist, jedoch gar nicht so recht wissen, warum es passierte, wo die Ursachen dafür liegen usw. Ich behaupte auch einfach mal, dass diese Leute in der Mehrzahl sind. Ich selbst zähle mich zu dieser Masse und mir wurde durchaus durch diese Doku einiges klar. Und ich denke, dass dies auch die Zielsetzung deer Macher war. Zudemkenne ich auch nichts vergleichbares, wo dieses Thema in dem besagten größeren Rahmen besprochen wurde. Natürlich ging es durch die Medien, natürlich konnte man sich da aus verschiedenen Sendungen entsprechende Punkte und Inhalte rauspicken - aber in dieser Form? Mir zumindest nicht bekannt.

Und handwerklich ... die Grenzen sind da durchaus etwas enger gesteckt als bei normalen Filmen. Das war gut gemacht, mehr brauche ich bei einer Doku auch nicht.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Wenn man Moores Liebesgeschichte als Aperitif interessant fand, ist der hier ein guter Hauptgang. Der lässt die Opfer am unteren Ende der Nahrungskette mal eher außen vor und beschäftigt sich mit den oberen 1%, genauer gesagt mit all denen, die verantwortlich waren. Die allermeisten entziehen sich natürlich dem Dialog und so werden Augenzeugen oder Experten beseite genommen, aber wow.

Man kommt aus der Verblüffung eigentlich nicht mehr raus, wie dreist die waren und womit die durchgekommen sind, viva la Wolf of Wall Street. Da brauchts auch echt niemanden mehr zu wundern, wenn deren Infrastruktur, deren Weltraumtechnik und Zukunftsaussichten für alle Folgegenerationen so dermaßen schlecht ausschaut. Der Kommentator ist auch noch mal merklich direkter und forscher bei ungemütlichen Fragen, sodass man sich fast wünschen würde, er würde noch forscher. Aber dann wird sich ja schnell rausgewieselt. Dass einige der Gezeigten trotz der Peinlichkeiten zugesagt haben, ist echt erstaunlich.

Matt Damon kommentiert im Oton, was will man bitte mehr von einer Doku? Sehr interessant, kann ich nur empfehlen.

Dazu auch schauen: den Spielfilm Margin Call mit Kevin Spacey.
 
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