@Revolvermann: Das Blockbusterkino der Gegenwart versucht halt gezielt auf Emotionen zu setzen. Der Zuschauer soll auf eine Identifikationsreise mitgenommen werden, die viel tiefer greift, als es die Protagonisten früherer Auflagen ermöglichten. Wenn man Bond heute zeigt, wie er liebt, wie er tagträumend in einem Museum sitzt oder wie er die Pfade seiner Jugend erkundet und dort nach Sicherheit sucht, dann findet sich der Zuschauer darin 1:1 wieder. Es ist kein Wow-Gefühl mehr, was man nach Skyfall hatte, sondern ein Hmm-Gefühl. Optisch hoch poliert. Indem es tiefer und tiefer in den Kosmos der Reihe geht, indem der Zuschauer eventuell sogar Dinge erfahren kann, durch die die gesamte Reihe überdacht werden muss (was wissen wir noch nicht über diesen Bond?), entwickelt sich eine Anziehungskraft, die durch Emotionen getragen wird. Ganz klar wird dies durch solche filmerischen Momente, in denen der Protagonist eigentlich seine Fähigkeiten ausleben sollte (Action), der Moment der Nichtausübung seiner Fähigkeiten jedoch elektrisierend (auf einer tieferen Ebene hochemotional) aufgebaut wird.
Bei Bond fehlt meines erachtens die Entladung. Das Ende von Skyfall war für viele, trotz eines astreinen Films, schwach. Schon alleine der Ort ließ spüren, dass man Bond noch nicht ins Zentrum bringen wollte, sondern den abgelegensten Ort suchte, um in seiner Vergangenheit aufbauende Kraft zu suchen. Wir erfahren soviel über seine Psyche, wie von keinem seiner Vorgängerversionen. Was die Aneinanderkettungen der Film betrifft sollte langsam der Moment der Entladung (Entsperrung der "Waffe Bond") kommen. Bond ist noch immer keine Waffe, sondern jemand der die Vergangenheit nicht hinter sich lässt. Ich hoffe einfach, dass mit Spectre diese Reise endlich aufhört und Bond den Aufschrei wagt. Kurz: Heldenstatus im Agentenkosmos gewinnt. Meines erachtens ist die erste Hälfte von Casino Royal zu nichts anderem geschrieben und gedreht worden, als den Zuschauer auf diesen abschließenden Moment gespannt warten zu lassen, in dem Bond knallhart und intuitiv (gegen den Verstand) zu dem technisch perfekten Alleingang ansetzt, den wir aus allen vorherigen Filmen erwarten und deshalb völlig neu interpretiert (durch Craigs Härte) erfahren. Wenn ich an die alten Filme denke, dann erinnere ich mich an Gegner, die seine Fähigkeiten im Detail kannten. Ich denke die Bond-Reihe brauch endlich diesen Modus, in dem Bond technisch gefährlich und unaufhaltbar wird. Anders wird die Reihe meines erachtens wegen Bond alleine nicht mehr lange für Spannung sorgen. Die Schauplätze sind irgendwann nicht mehr der Rettungsanker. Es muss einfach die Zeit kommen, indem man wieder denkt .... "WOW .... jetzt ist er der Herr im Haus!"
Und für jeden, der dann noch nicht weiß, dass nicht mehr nach der Pfeife der Gegner getanzt wird, wiederholt er dann: "Mein Name ist Bond, James Bond!"