Ich bin bei dem Thema hin und hergerissen...
einerseits unterschreibe ich den Kommentar zu diesem Thema gerne, weil ich mir auch Sorgen darum mache, wie man in Zukunft noch erkennen soll, was eine echte Leistung eines Schauspielers ist (dazu gehört auch ein wenig das Aussehen) und was aus dem Computer stammt.
Ich ziehe da direkt Parallelen mit Stunts, Maske und ähnlichem "Handwerk" welches heute digital geschaffen wird.
Andererseits ist der digitale Schritt eine logische Weiterentwicklung aller bisher in der Filmbranche geschaffenen "Optimierungen".
Wenn man früher einen Menschen in ein Godzilla Kostum gesteckt hat, war das für das damalige Publikum gut und angsteinflößend.
Heute wird ein Godzilla digital geschaffen und wirkt realistischer.
Das Ziel - eine perfekte Illusion zu schaffen - ist mit dem digitalen Weg erreicht. Und Film war schon immer Illusion - anfangs sogar nichts weiter als eine Jahrmarktattraktion (Bevorzugt Trickaufnahmen).
Dass ein digitaler Godzilla die einzige Möglichkeit ist ein solches Wesen realistisch zu erschaffen, ist offensichtlich und wird im allgemeinen akzeptiert.
Einen Schauspieler zu schaffen (was technisch erst jetzt möglich wird) wird kritisch betrachtet, weil nun nämlich die Unsicherheit mit ins Spiel kommt.
Wird etwas digital nachgestellt, was theoretisch auch real gefilmt werden könnte, kommt Unverständnis auf.
Denn bei einem Godzilla weiss ich "das sind tolle CGI Effekte". Die im Kommentar angesprochenen Manipulationen fallen aber niemandem auf, wenn man nicht Insider-Infos erhält. Ich denke es ist diese Art des ausgeliefert sein - der Verlust des Vertrauens in das eigene Sehen, der hier ein so unbehagliches Gefühl hinterlässt.
Ich will kurz noch zu dre Themen einschlagen : digitale Welten, digitale Stunts und digitale Abbilder verstorbener Schauspieler.
Digitale Welten (als Oberbegriff). Heute werden historische Bauten, Städte und sogar ganze Planeten digital geschaffen. Auch hier finde ich es prinzipiell toll, dass man ein realistisch aussehendes Ergebnis hat, da alles andere stören könnte. Doch wenn man sich an Filme erinnert, bei denen ganze Stadte nachgeahmt wurden, indem mit Holz und Pappmachee die Illusion der Stadt nachgebaut wurde, oder durch optische Tricks, also Filmtechniken diese realistisch gemacht wurden, dann ist das eine Leistung, die in der heutigen digitalen Welt, kaum noch gesehen wird.
Stunts. Natürlich wissen wir dass bei James Bond Stuntmen eingesetzt wurden. Dies waren Menschen die ihr Leben riskiert (und leider manchmal auch verloren haben). Wenn Stunts heute durch digitale Bilder nicht mehr notwendig sind, ist das echt gut für das Leben und die Gesundheit der Stuntleute, aber erneut geht etwas verloren. Ich will nicht damit sagen, dass ich einen Stunt nur toll finde, wenn jemand sein Leben dabei riskiert hat, aber erneut werden heuta alle bereits geleisteten Stunts - bei denen echte Menschen ihr Leben riskiert haben - verblassen im Vergleich zu dem was heute digital gezeigt wird. Bond Action ist seit der Brosnan Ära längst digital geworden und "Stunts" kann man dass manchmal gar nicht mehr nennen.
Tote Schauspieler. Hier habe ich auch ein Problem. So witzig es in einem Werbespot ist, und wie gelungen es in Filmen wirken kann, die historische Personen zeigen, und wie interessant es auch für eine Fortsetzung eines Filmes sein kann, in der der Schauspieler entweder zu alt, oder tot ist, aber unbedingt erforderlich ist (und sei es nur in einer kurzen Szene) - oder weil der Darsteller während der Dreharbeiten verstorben ist.
Wie will man ohne Kalender und Taschenrechner in Zukunft noch unterscheiden zwischen einer echt geleisteten Schauspielleistung eines Schauspielers, die er zu Lebzeiten erbracht hatte, und der "Leistung" die man später digital darstellen lässt.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Ein junges Publikum, welches heute einen alten Film sieht, erkennt dessen Stellenwert nicht mehr, weil es nicht sieht, welcher bahnbrechender Aufwand, oder welche geniale schauspielerische Leistung, oder welche körperliche Veränderung der Schauspieler extra für die Rolle über sich ergehen ließ, oder welche innovative Kameratechnik hier eingesetzt wurde.
Wie will ein junges Publikum (ich spreche jetzt von denen, die bereits mit digitalen Filmen aufgewachsen sind) unterscheiden was digital ist und was nicht - um z.B. einen Film objektiv zu beurteilen ?
Man müsste heute schon bei alten Filmen einblenden "Achtung - alles ohne CGI !" um das hinzukriegen... Alte Filme oder Schauspieler verlieren hierdurch ihr Ansehen und ihren Stellenwert, weil digital alles möglich ist und real erbrachte Leistungen oberflächlich in den Schatten stellt. Das ist schade, aber lässt sich scheinbar nicht verhindern.
Demnächst braucht man gar keine guten Schauspieler mehr, weil man einfach schauspielerisches Können nachträglich irgendwelchen Komparsen aufrendern kann.... aber so ist es. Es ist halt der Illusionsfortschritt und der gehört auch irgendwie zum Film.
In der Musikbranche werden wir ja auch schon seit Jahren getäuscht und das eigentliche Handwerk (Instrumente spielen, Gesang) ist auch unwichtiger geworden, da heute alles digital optimiert werden kann - sogar live...