Story XIV - Die vierte Wand

Joel.Barish

dank AF
Wo anfangen?
Der Titel nimmt, wenn man mit dem Begriff etwas anfangen kann, eigentlich schon einen Teil der Handlung vorweg. Als der Film dann tatsächlich interaktiv wird, war es für mich weniger "Alter, was geht'n?!" sondern eher "Ah, da geht es also los." Das zerstört halt einen gewissen Überaschungsmoment, aber wirklich schlimm ist es nicht.

Ich mag den Aufbau, dass sich die Beiden immer weiter in ihrem Abend vorarbeiten und dass nur nach und nach die Details des Problems ans Licht kommen. Auch die Filmhandlung wird gut eingebaut, obwohl man sich hier und da etwas arg in den drei Ebenen verstrickt, besonders was die Tempus-Frage betrifft.

Die gesamte Idee der realen Beziehungskrise und des filmischen Pendants ist sehr interessant und ein paar nette Gedanken über Sinn, Anspruch und Realismus des Kinos kommen auch durch. Nur macht man es sich dann etwas einfach mit den plötzlich ankommenden Soldaten (Wtf? Kommen die aus dem Kinosaal nebenan, oder wie?) und dem Tenor: Sprecht miteinander. Klar, oftmals ist das die Basis jeder zwischenmenschlichen Problemlösung, aber es geht etwas fix und das Fantasy-Element wird hier und da auch etwas arg selbstverständlich behandelt.
Aber die letzten beiden Absätze mit dem "Deus Ex Machina Blödsinn" und Alex Einsicht finde ich wieder ziemlich gelungen.
 

MamoChan

Well-Known Member
Abgesehen von einigen Dingen, finde ich die Geschichte recht gelungen. Teilweise war der Mittelteil im Kino ein wenig zu trocken geschildert, ich hatte das Gefühl man würde sich nicht vom Fleck bewegen.

Was mich allerdings wirklich störte waren die zeitsprünge. Beim ersten Lesen dachte ich zunächst, es würde nach dem Kino wieder daheim spielen, bis ich realisierte, daß es ein Rückblick war. Vielleicht wäre es nicht verkehrt gewesen diesen Teil optisch ein wenig abzugrenzen, beispielseise durch Kursivschrift. Wenn man in jenen Passagen dann den Erzählstil ein wenig anpasst, würde es ganz gut klappen.
 

Deathrider

The Dude
Ja, bei den Zeitsprüngen und ihrer Markierung muss ich MamoChan recht geben. Ist nicht immer ganz einfach zu erkennen, ob das jetzt ein normaler Absatz ist, oder ob man doch wieder umdenken muss. Knoten macht man sich deswegen nicht ins Hirn, aber angenehmer zu lesen wäre es allemal.

Apropos angenehm. Finde den Stil sehr ansprechend (Lob an dieser Stelle), dafür will mir aber die Handlung nicht so ganz behagen. Beziehungs-Trouble-Herzschmerz-Dramen sind Geschichten, die sich meinem Verständnis von Unterhaltung eindeutig entziehen.

Zwar versucht die Story, durch den Fantasyeinschlag am Ende gerade noch die Kurve zu bekommen, aber mir kommt das dann doch alles ein wenig zu forciert und aus dem heiteren Himmel. Vor allem die Soldaten finde ich ein wenig ZU aufdringlich (Ich weiß, das soll so sein).
Das könnte man ja noch verschmerzen und als Kalkül bezeichnen, würde man den Sinn des Ganzen dann nicht auch noch in Form dieses "Deus Ex Machina"-Holzhammer-Spruchs (der übrigens meiner Meinung nach überhaupt nicht zur Person passt, die ihn ausspricht) vor den Latz gehauen bekommen. Das hätte man auch durchaus ohne verstanden. Aber so wirkt das, als parodiere sich der Autor selbst, weil Alex genauso gut zu ihm sprechen könnte. Oder ist das auch wieder Absicht?

Und dann noch die offenen Fragen: Was ist jetzt mit den Soldaten im Kinosaal? Waren die überhaupt nötig? Was ist mit den anderen Zuschauern? Was ist mit dem Film? Wie konnte Alex 3 Jahre seinen Sohn verheimlichen? Wäre ein anderer Konflikt-Träger nicht doch ein wenig geschickter gewesen?

Das Ende rettet die ansich sehr schön geschriebene, aber mich von der Handlung her nicht wirklich ansprechende Geschichte und versieht sie mit gewisser Originalität. Das macht aber eine objektive Bewertung für mich ein wenig schwierig. Ich vergebe hier mal ein recht neutrales "ganz gut", denn vielleicht muss es sich ja einfach noch ein wenig setzen. Werde wohl später nochmal über diese Story nachdenken, sollte sich hinter den beiden übrigen Beiträgen, die ich noch nicht gelesen habe, nicht der große Wurf des Wettbewerbs verbergen.
 

Mr. Halfasleep

New Member
Ich muss zugeben dass ich es nicht gewöhnt bin so oft zwischen zwei Handlungen, die miteinander verknüpft sind hin und her zu springen, doch war die Gesamtstory über das Ende einer Beziehung oder deren Neuanfang recht clever und lebensnah. Obwohl, wenn mir mein Lebensabschnittsgefährte eine unbequeme Wahrheit durch einen Film zu vermitteln oder einzuleiten sucht könnte ich doch leicht grün anlaufen und beginnen um mich zu schlagen. Gut geschrieben, nur das hin und her sowie die Soldaten haben mich etwas verwirrt.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Leider nicht mein Fall.

Es ist wirklich gut geschrieben, aber die Handlung hat mir nicht gefallen.
Die Message "Ihr müsst miteinander reden" ist ja schön und gut, aber die Art und Weise, wie sie dem Leser hier mit vorgehaltener Kanone ( :wink: ) präsentiert wird, war wie gesagt einfach nicht mein Fall.

Also schlecht ist diese Story nicht, denn der Schreibstil ist wirklich gut. Nur die Handlung ist hier Geschmacksache.

EDIT: Acha ja, und statt "Aufgeregtheit" hätte ich das Wort "Aufregung" verwendet :wink:
 

conker

War Sucks, Let's Party!
Erst fand ich die Story blöd, aber dann die Kritik des Protagonisten, der sich aufregte, dass sich andere in seine Beziehung einmischen fand ich klasse.
Der Schreibstil ist wunderbar:

während der alte Parkettboden unter seinen schuldigen Schritten unheilvoll knarrte.

Da ist auf jeden Fall viel Talent vorhanden
:super:
 

RickDreams

New Member
Hmmm... etwas unübersichtlich und verwirrend finde ich die Story schon. Vom ersten Lesen hat mir der Stil gut gefallen, die Beschreibungen sind angekommen, die Message sowieso. Ich werde sie wohl nochmal lesen müssen, denn irgenwie blicke ich nicht richig durch :wow:
 

Layla

Nordisch by Nature
Lob auch von meiner Seite an den Autor für diesen wunderbaren Schreibstil! Deshalb habe ich die Geschichte auch sehr gerne gelesen! Das Thema Kino ist hier natürlich auch sehr gut getroffen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ja, das mit den Soldaten ist in der Tat etwas komisch, aber stört wirklich nur minimal. Der Autor könnte auch über Waschmittel schreiben und ich glaub selbst das wär unterhaltsam zu lesen. Tolle Story :super:

Thumbs up!
 

Smokersdeelight

Smoker No.1
Die Geschichte erinnert mich ein wenig an einen Gondry Film: Herzschmerz/Beziehungsgeschichte mit einen fasteilaeufigen Einschlag von Uebernatuelichen/Fantasie. Falls das nicht deutlich wurde, das war ein Kompliment, denn ich liebe Filme wie ESOASM oder Science of sleep. Innovativ und gleichzeitig gefuehlvoll beschrieben. Der ploetzliche Realitaetsbruch hat mich wie die Zuschauer verdutzt und zum Weiterlesen angeregt.
Ich fand auch die Brueche in der Zeit keineswegs stoerend sondern sehr gelungen da sie dem ansonstenv vllt. etwas trockenem Thema einen interessanten touch geben, der zum Weiterlesen anregen.
Das einzige was auch ich nicht so gelungen fand, waren die Soldaten, die ohne erkennbaren Grund ploetzlich auftauchen. Das hat dem Ganzen einen etwas aufgezwungenen und unfreiwilligig komischen Beigeschmack gegeben. .
Trotzdem eine klasse Geschichte und bisher einer meiner Favouriten fuer den Vote!

8 von 10
 
I

In Flames

Guest
Wie schon gesagt wurde, sind die Zeitsprünge ein wenig anstrengend, was die Geschichte etwas unübersichtlich macht. Aber genug dazu, wurde ja bereits gesagt.
Die Geschichte an sich gefällt mir aber. Sehr gut geschrieben und recht kurzweilig.
 

Paddywise

The last man
schon wieder so ne Date Story. Da haben wohl viele Frauen beim Wettbewerb mitgemacht :uglylol:

Kleiner Scherz, an sich nicht mein Thema. Aber ich fand das ganze doch recht gut geschrieben. Vor allem als der Film interaktiv wurde. Der Autor oder die Autorin hat viel Talent. Weiter so !
 

Joel.Barish

dank AF
Ach ja, wir outen uns ja alle im Moment.:squint:

Zunächst mal vielen Dank an Leser, Kommentare und Votes. Die Kommentaren wirkten zwar etwas unregelmäßig, von Geschichte zu Geschichte, aber ich freue mich über jede Reaktion. Auf das beim nächsten Wettbewerb auch wieder zahlreiche Leute dabei sind!!

Zu meiner Geschichte hier:
Zunächst mal muss ich etwas engstirnig, vllt. sogar arrogant sein und sagen, dass diese Wechsel in der Handlung logischerweise Absicht waren und dass ich eigentlich der Meinung bin, dass man gut genug folgen konnte. In der Regel habe ich ja Signalwörter in den ersten Satz gebaut, wie z.B. "damals", "im Kino", "im Saal", "an diesem Tag X" usw. Außerdem zeigt hier jeder Absatz einen Wechsel, zumindest bis zum letzten Drittel, weil es dort eben nicht mehr klar trennbar ist. Aber zuvor war, fand ich jedenfalls :wink:, Flashbackhandlung, Haupthandlung und Filmhandlung klar getrennt. Kursivschrift kommt mir für so was nicht in die Tüte. Sorry.:squint:

Dass einige nicht so ihre Freude mit Beziehungsgeschichten haben werden, war mir klar. Habe ich einfach in Kauf genommen, weil ich diese Geschichte erzählen wollte, nicht unbedingt eine, die am besten ankommen wird, sondern die, die mir am besten gefällt. Auch wieder egoistisch, aber imho muss so ein Autor arbeiten. Man kann es nämlich nie allen Außenstehenden, potentiellen Konsumenten gleichzeitig recht machen. Der Vergleich mit Gondry ist eine kleine Ehre für mich und ja, ich glaube, ich musste beim Schreiben auch so ein bisschen an ihn denken. Obwohl...

Angefangen hat es mit dieser Idee, dass die Handlung auf der Leinwand, irgendwie aktiv Bezug zur Haupthandlung nimmt. Es ging mir um den Kreislauf von "Film immitiert Leben immitiert Film immitiert Leben immitiert..." Das war Anfangs etwas mehr wie ein Thriller geplant, funktionierte aber nicht. Deswegen Beziehungsdrama. Da ließ sich auch besser die kleine Satireschere ansetzen, denn die Mechanismen von Romcoms sind leichter zu durchschauen, wie von Thrillern, oder wie Lynch, der zunächst Inspiration war.

Der "Deus Ex Machina" Spruch war - logischerweise - auch ganz klar Absicht und bewusst geählt. Wo das nicht zu Alex passen soll, darfst du, Deathrider, gerne mal erklären. Ich habe Alex ja, z.B. bei der Anekdote mit der Disco, als ab und an recht aufbrausend beschrieben, als Jemand, der seine Worte nicht immer unter Kontrolle hat, der mal spontan reagiert und auch als Jemand, der weiß, was dieser Begriff bedeutet. Und klar war das plump, aber dass der Spruch auch auf die Geschichte anwendbar ist, war absolut absicht. Es ist eine selbstreflexive Geschichte. Eine Geschichte übers Geschichtenerzählen. Kristin meint, die Mechanismen eines Filmen helfen ihr nicht in der Realität, dabei wird der Film gerade Realität. Beim Film passiert am Ende, zumindest in dieser Art von Film, etwas unrealistisches, was das Happy End bringt. Ist eigentlich Blödsinn, aber in diesem Fall dringt die Künstlichkeit des Films ja in die angebliche Handlungsrealität ein. Der Auftretende Helfer hilft Filmfiguren gleichermaßen, wie den Außenstehenden. Und gleichzeitig nehmen wir Kristin und Alex ja irgendwie als reale Figuren an, wenn wir lesen, wie sie sich über die Künstlichkeit von Filmen unterhalten. Dabei sind sie ja, als Figuren in einer Kurzgeschichte, nichts anderes als die Filmfiguren. Und mit dem Ausspruch entlarvt sich die Geschichte selbst, bzw. sagt so viel wie: "Ich könnte hier alles mögliche schreiben, aber 1. verhält sich das wahre Leben anders und 2. gibt es keine allgemeine Lösung." Der DExM ist in diesem Falle ja auch nur eine Blaupause für das, was Alex durch den Blick auch endlich schnallt. Man braucht keine Hilfe von außen, sondern muss mit dem Problempartner an einem Problem arbeiten.

Die Soldaten. Die kamen natürlich aus dem benachbartem Kinosaal. Hätte ich freie Bahn bei der Zeichenbegrenzung gehabt, hätte ich den Nachbarsaal noch etwas deutlicher gemacht, so musste es so knapp bleiben. Ich kann verstehen, wenn das etwas zu viel des Guten war. Hier ging es in diesem Moment darum, dass im gesamten Kino die Leinwände verschmelzen, zu Einem werden und mit der Handlungsrealität verschmelzen. Plötzlich kämpfen die Soldaten nicht mehr gegen Terroristen, sondern kümmern sich um eine kaputte Beziehung. N bisschen bekloppt, ich weiß, aber ich fands lustig.

So weit von mir. So viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Muss doch ins Bett. :wink:
 

Deathrider

The Dude
Also wegen dem Spruch... Ich weiß dass Alex als aufbrausender Charakter beschrieben wird. Ich habe auch kein Problem damit was er ausdrücken will und in welchem Ton er das tut, sondern dass er ganz explizit den Ausdruck "Deus Ex Machina" verwendet. Ich traue es einer Figur, die ein solches (teilweise echt hirnverbranntes) Verhalten an den Tag legt, einfach nicht zu, sich der tieferen Bedeutung von "Deus Ex Machina" bewusst zu sein und das auch noch hier zu verwenden. Ich hätte eher mit einem "Okay, ich habs ja kapiert und jetzt lasst mich verdammt noch mal in Ruhe!" gerechnet. Aber dass Alex diesen Ausdruck verwendet wirkt so aufgesetzt, als wolltest du dich als Autor selbst parodieren, indem Alex zu dir spricht um dich darauf aufmerksam zu machen, dass es schlicht zu viel des Guten ist. Ich als Leser kam mir dabei auch etwas bevormundet vor, weil ich die Antwort, darauf was es mit der Geschichte auf sich hat, quasi mit dem Holzhammer präsentiert bekommen habe, obwohl der Fall ja irgendwie schon klar war.
Vielleicht wolltest du den Ausdruck auch unbedingt verwenden, was ja okay ist... aber zum Stil hätte eine etwas subtilere Methode gepasst.

Es kann aber gut sein, dass es nur mir so geht. :wink:
 
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