Story XIV - Ein perfektes Date

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ein perfektes Date[/align]

Eine weitere Minute meiner, schon recht langen, Wartezeit war verstrichen. Ich stand vor der Eingangstür des Kinos und wartete jetzt schon zwanzig Minuten auf mein Date. Immerhin konnte ich mir derweil schon mal Gedanken zu dem Film, den wir uns ansehen wollten machen. Jacqueline, der Name meines Dates, ließ mir die Wahl zwischen einer romantischen Liebeskomödie und eines Musicals.
Was Männer nicht alles opfern, nur um mit einer hübschen Frau mehr Zeit zu verbringen. In meinem Fall war dieses Opfer der neue Film von meinem Lieblingsregisseur Eli Roth. Wobei ich aber selbst zugeben musste, dass sich ein Film wie Hostel nicht unbedingt für ein erstes Date eignete.

Nach dreißig Minuten war es endlich soweit, Jacqueline stand in ihrer ganzen Pracht vor mir. Sie entschuldigte sich aufgeregt einige Male und erzählte mir, dass etwas in der U-Bahn vorgefallen war. Aber das hörte ich nicht mehr so genau, denn ihre bloße Anwesenheit ließ jeden Frust sofort von mir vorübergehen. Ganz klar, sie war etwas Besonderes.

Im Endeffekt triumphierte die romantische Liebeskomödie und so hatte ich zwei Karten für diesen Film gekauft. Meinem Date war diese Geste sehr unangenehm und deshalb bestand sie darauf die Lebensmittelversorgung (Cola und Popcorn) während des Films zu übernehmen.

Da wir noch eine gute halbe Stunde Zeit hatten, beschlossen wir uns vorher noch einen Kaffee zu genehmigen. So saßen wir also in einem, für Kinoverhältnisse, sehr schönen Café und genossen unsere Getränke. Jacqueline erzählte mir wieder, dass sie sich schon mit einigen Männern aus dem Chat getroffen hatte, aber keiner bis jetzt so einen guten Eindruck auf sie gemacht hatte wie ich. Ihre Worte waren Musik in meinen Ohren.

žLass uns doch gleich die Getränke bezahlen und in den Saal gehen. Ich möchte nicht die Filmtrailer verpassen, sagte Jacqueline bei der zweiten Kaffeerunde und gab dem Kellner ein Zeichen. Obwohl sie auf getrennte Rechnungen bestand, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, sie auch hier einzuladen. Vielleicht revanchierte sie sich ja noch später am Abend.

Die Trailer waren teilweise richtig interessant und einige Filme davon, werde ich mir bestimmt für weitere Dates vormerken. Der Film selber war ein, ich sag es mal so, typischer Frauenfilm.
Eine Frau war unglücklich mit einem Mann verlobt und fand nach gut einer Stunde ihren Traumprinzen. In der letzten halbe Stunde ging es dann nur noch um die Hochzeit. Ein Frauenfilm eben, obwohl ich zugeben musste, dass eine Szene durchaus etwas Atemberaubendes hatte. Es war die erste Begegnung der Frau mit ihrem Traumprinzen, im Park auf einer einfachen, grünen Bank und im Hintergrund der schönste Sonnenuntergang, den ich je auf der Kinoleinwand gesehen hatte.

Nun standen wir also vor dem Kino und waren drauf und dran uns voneinander zu verabschieden. žHättest du vielleicht noch Lust zu mir zu kommen?, sprach ich zu Jacqueline. Sie sah mich an und ihr Gesichtsausdruck wechselte von ernst in erfreut. žAber gerne doch, Bernhard, sagte sie und wurde etwas rot im Gesicht. Erfreut über die positive Antwort, nahm ich ihre Hand und wir machten uns auf den Weg.

Ich wollte Jacqueline seit unserem ersten Treffen meine Bilder zeigen, traute mich aber bisher noch nie, weil ich nicht wusste wie sie darauf reagieren würde. Was wäre, wenn sie ihr nicht gefielen?

Mein größtes Hobby ist es nämlich, beeindruckende Filmszenen selbst nachzumalen. Ich hab dafür sogar einen eigenen Bereich in meinem Keller eingerichtet, mit einer Staffelei, hunderten von selbstgemischten Farbtönen und einer Leinwand vor der ich, ab und zu, auch Modelle platzierte.

In meiner Wohnung angekommen nahm ich Jacqueline ihre Jacke ab und hängte diese in die Garderobe. Danach schenkte ich uns Getränke aus und wir setzten uns ins Wohnzimmer auf die Couch. Wie wir uns so gegenseitig anschwiegen bemerkte sie meine beachtliche DVD-Sammlung und meinte: žWow. Das sind aber viele DVDs. Ich habe vielleicht gerade mal so zehn Stück daheim, aber das müssen ja hunderte sein. žFünfhundert Stück sind es ganz genau, berichtigte ich Jacqueline, žaber das werden sicher noch mehr werden.

Nach weiteren Smalltalk-Gesprächen sagte Jacqueline folgendes: žBernhard, heute war unser mittlerweile viertes Date und wir haben auch schon eine Menge Zeit im Chat verbracht. Aber ich will nicht weitere Treffen nur im Kino verbringen. Ich will einfach mehr mit dir erleben¦ ich will dich! Nach diesen Worten formten sich meine Lippen zu einem Lächeln und ich antwortete: žHeute werde ich es auch riskieren, Jacqueline. Heute wirst du mich erleben, das verspreche ich dir. Sie nickte gespannt und ich erhob mich von der Couch.

Anschließend stellte ich die leeren Gläser ab und ging in Richtung Eingangstür. Jacqueline stammelte darauf: žWas wird das jetzt? Ich dachte wir¦ wir?, doch ich Schnitt ihr das Wort ab: žDu willst doch mehr mit mir erleben? Deshalb will ich ein paar meiner Bilder holen und dir zeigen. Ihr schlief nach meinen Worten regelrecht das Gesicht ein und Jacqueline formte ihre Antwort: žSchon wieder diese bescheuerten Bilder. Ich lade einen Kerl zum Sex ein und der will mit mir Bienen und Blumen malen. Bernhard, du bist echt ein Schlappschwanz! Geh und geil dich an deinen Bildern auf¦ ich verschwinde. Jacqueline ging auf mich zu.

Mein Sichtfeld wurde langsam Schwarz, alle Geräusche verstummten und ich verlor erneut die Kontrolle über meine Handlungen. Ich hatte wieder ein Blackout.

Ich stand nun im Kunstbereich in meinem Keller, hatte den Pinsel in der einen und meine Farbschablone in der anderen Hand. Danach sah ich auf das Papier vor mir an der Staffelei. Das neue Bild war schon fast fertig.
Die grüne Bank war komplett, einige Bäume verzierten den Park und der Sonnenuntergang war mit meinen Orangetönen perfekt getroffen. Danach sah ich nach vorne in Richtung Wand um mein Modell mit dem Bild zu vergleichen und bemerkte gleich, dass ich den Nippel der linken Brust von Jacqueline vergessen hatte. Ich zog noch mal die Konturen von ihr erneut nach und sah hoch zu meinen Regalen, wo der Kopf von Jacqueline lag und mich bei meinem Hobby beobachtete. Da keine negative Kritik von ihrer Seite aus kam, wusste ich, dass es ihr gefiel.

Das Bild war jetzt fertig.
 

conker

War Sucks, Let's Party!
Also....
Die Geschichte lässt wsich schön flüssig lesen und ist auch echt gut ausgedacht. Das Ende hätte vielleicht etwas ausgefileter sein können, aber mir gefällt die Story.
 

MamoChan

Well-Known Member
Nette Geschichte für Zwischendurch. Dein Schreibstil gefällt mir. Hie rund dort gibt es zwar ein paar auffällige Wortwiederholungen, aber trotzdem liest sich die Geschichte sehr gut.

Nur der Schluß will mir nicht so ganz zusagen. Man ahnt zwar nachher schon, worauf es hinauslaufen könnte, aber wenn es denn dann tatsächlich geschieht, wirkt es irgendwie zu holprig. Irgendwie scheint es ein sepeater Teil zu sein, der nicht ganz zum Anfang passen will. Vielleichtläßt sich ja der Übergang etwas anders gestalten. :smile:
 

Deathrider

The Dude
Hmmm... Also... Stilistisch gibt es ja, bis auf so ein paar wenige Stellen, nix zu meckern, auch wenn die Beschreibungen noch ein wenig kalt sind. Vor allem bei der Stelle, die Bernhardt im Film so beeindruckt, hätte ich mir dann doch eine etwas "wärmere", oder besser greibarere, Beschreibung gewünscht. Und auch bei dem was er Jaqueline gegenüber empfindet. Das ist mir nämlich alles ein wenig zu nebulös, auch wenn "Die Trailer waren teilweise richtig interessant und einige Filme davon, werde ich mir bestimmt für weitere Dates vormerken." genauso gut ein Hinweis auf das Ende, wie auch eine beiläufige Erwähnung, für den Fall dass es mit dem Mädel nicht klappen sollte, sein könnte.
Bis zum twistigen (?... ich kann's nicht genau erkennen...) Ende ist die Geschichte dann auch ziemlich gradlinig und auch mit den Beschreibungen konnte ich durchaus noch leben, aber dann wirkt das alles auf einmal so abgehackt und holperig. Ich muss gestehen, dass ich den letzten Dialog nicht ganz 100%ig verstanden habe und der Ausgang, bzw. was jetzt mit dem Mädel ist (und warum und wie), ist mir dann doch noch ein wenig zu sehr im Unklaren. Ich meine, manchmal rätselt man ja gerne, aber hier wirkt es so, als habe der Autor irgendwas vergessen zu erwähnen. Auch hätte ich gern gewusst, was auf Bernhardts andern Bildern so zu sehen ist. Ich meine, ich kanns mir schon vorstellen, aber so nah kann der Autor ja nicht an der Zeichengrenze gewesen sein, dass eine kleine Erwähnung dessen nicht mehr hingepasst hätte.
Den Blackout finde ich dagegen ziemlich unnötig. Das hätte man, wenn dann etwas früher schon einbinden müssen.

Blah, blah... Mecker, mecker...
Technisch, wie gesagt, soweit gut, aber aus Mangel an Klarheit und Details, in meinen Augen leider ein wenig unausgereift.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Eine solide Geschichte, aber das Ende wirkte auf mich etwas zu hektisch. Das hättest du vielleicht etwas ausbauen können.
Vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden, aber wurde nicht vorher gesagt, dass er gerne Filmszenen nachmalt? Welche Filmszene sollte es dann werden am Ende? :headscratch:

Ansonsten aber eine gute Story.
 

3isKaLt

Strahlender Psycho
Ja, hatte mir unter dem Titel etwas anderes vorgestellt... aber warum nicht? :ugly:
Wie meine Vorredner schon richtig sagen, das Ende kam viel zu abrupt und hätte durchaus noch mehr ausgebaut werden können. :wink:
 

Joel.Barish

dank AF
Und schon wieder ein Date im Kino. Der alte Klassiker halt.

Der Einstieg ist ganz nett und nicht schlecht geschrieben, obwohl ich Erwähnungen von Eli Roth und den coolen Trailern zu kommenden Filmen rausgelassen hätte und die Beschreibungen hier und da sicherlich kraftvoller und detailreicher hätten sein können. Aber es war halt ganz nett.

Aber in dem Moment, wo Bernhard seine Bilder erwähnt, war für mich klar: "Jo. Der Kerl killt seine Dates!" Es hätte dann noch mehr Besonderheiten gebraucht, oder ein längeres Abtasten, bis es so weit ist. Doch leider kommt nur ein reichlich merkwürdiger Dialog, der unnötige Blackout und das unzureichend beschriebene Bild. Man hätte eben gerne mehr davon gehabt, damit die Geschichte, die Handlungen und Figuren reichhaltiger wirken.

@Tyler
Welche Filmszene es ist, wird doch eigentlich recht deutlich. Stichworte "Park", "Grüne Bank" und "Sonnenuntergang". Es ist also die Szene aus dem "Frauenfilm", den er und Jaqueline zuvor geschaut haben.
 

Mr. Halfasleep

New Member
Bernhard und Jaqueline? Warum solch ausgefallene Namen, sie unterbrechen den ansonsten angenehmen Lesefluss! Die Story ist okay, obwohl das Ende nach dem Blackout-Point leichter zu erahnen war. Aber egal, denn die Liebe findet immer einen Weg.
 

Smokersdeelight

Smoker No.1
Die Namenswahl finde ich auch nicht so ganz gelungen. Die Namen haette man auch gut weglassen koennen, ein namensloser Irrer passt besser, denn "Bernhard, der Serienkiller" klingt eher ameusant als erschreckend.
Ganz gut finde ich man zunaechst in die Irre gefuehrt wird, denn in der tat scheint es zunaechst ein "Perfektes Date" sein. Ein netter Kinoabend mit einer schoenen Frau, die dann noch mit nachhause kommt und auch noch klar sagt was Sache ist, davon muesste es mehr geben :omg:
Doch der Umschwung zum Unheimlichen klappt leider nicht mehr so ganz, denn
1. werden die Bilder und seine Models zu frueh erwaehnt, da kann man schon was erahnen.
2. ist der Dialog und vor allem die Reaktion von Jacqueline sehr merkwuerdig abrupt und unglaubwuerdig beschrieben.
Und dann macht es sich der Autor auch noch sehr einfach, und laesst den spannenden Teil in einem Blackout untergehen.
Mir ist auch nicht so ganz klar, haette er J. auch umgebracht, wenn sie nicht so abweisend reagiert haette und seine Bilder gut gefunden haette? Sprich, ist er ein eiskalt berechnender Killer oder ein frustierter Nerd dem die Sicherungen durchbrennen? Wird leider nicht so ganz klar, denn der Blackut deutet auf zweiteres, das Ende dann aber wieder auf ersteres.

Fazit
Ganz guter Anfang aber zu vorhersehbares und unausgegorenes Ende.

5 von 10
 

Layla

Nordisch by Nature
Hach ja, schade. Das Ende hätte gut und gerne noch zehn Sätze länger sein können, denn dann wäre dieser Twist noch ein wenig mehr hervorgekommen.

Ansonsten gibt's Schreibtechnisch eigentlich nichts zu beanstanden.
 

RickDreams

New Member
Also meine Vorposter haben ja schon einiges vorweg genommen, zwecks Namen usw.
Die Idee mit den Trophäen (Bilder) finde ich gut und sogar genial. Es stellt auch das abgelutschte Date in den Hintergrund.
Aber schreibtechnichsch wäre da weit aus mehr drin gewesen. Schon mal die Namen sind Stolpersteine, (ok...), irgendwie baut sich nicht so recht eine Atmosphäre auf, weder er als Killer wirkt kaltblütig bzw krank(Schluß), noch das nervöse Warten (Anfang) noch die Zeit im kino (Mittelteil) zieht mich in die Geschichte rein. Sie ist eher kurz, somit hätte der Autor viel mehr mit Adjektiven und genaueren Beschreibungen arbeitenen müssen, dass hätte gut getan.
Sie wirkt noch nicht ausgereift und kann dadurch nicht ihr ganzes Potenzial preisgeben.
Jedenfalls sollte die Story nach em Wettbewerb ausgearbeitet werden, etwas rafinierter gegliedert und besser beschreiben ergibt das eine brisant, kranke Schockstory (<den Ausdruck habe ich eben erfunden)
 
I

In Flames

Guest
Schade. Die Geschichte plätschert erst vor sich hin, um dann total abrupt ein überraschendes Ende zu präsentieren. Gefällt mir nicht. Mit dem Ende hat es sich der Autor irgendwie zu einfach gemacht, ich hätte gern noch mehr erfahren.
Keine Frage, stilistisch ist alles in Ordnung. Liest sich wirklich gut. Aber inhaltlich nicht mein Fall.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Finde ich ganz gut... nur das Ende kommt etwas plötzlich. Liest sich aber gut und man ist gespannt, was wohl als nächstes passiert.

Thumbs up!
 

3isKaLt

Strahlender Psycho
So... diese Story hab ich verbrochen. :wink: :biggrin:
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Die Namen (Bernhard und Jacqueline)
Ich wollte diesmal nicht so diese 0815 Namen wie Jack, John, Tim usw. verwenden.
Mir gefällt der Name Bernhard einfach gut und deshalb heißt der Psycho so.
Außerdem muss ein Killer nicht immer ein "bösen" Namen haben... :wink:
Und diese Jacqueline gab es damals bei mir in der Berufsschule... und die hatte wirklich so eine Art. :ugly:

Der Twist und das kurze Ende
Mir wurde bei meinen anderen Storys geraten, nicht alles ausführlich zu beschreiben und zu erklären...
so habe ich dieses "Ende" eben etwas grober gestaltet. Offensichtlich zu grob. :smile:

Das Blackout
Ich habe mir natürlich beim Schreiben schon Gedanken gemacht, was Bernhard mit Jacqueline anstellen wird.
Hab mich aber dann doch noch für ein einfaches Blackout entschieden, weil sich dann der Leser etwas beliebiges Vorstellen könnte...
In den Filmen klappt das meist auch gut, hier wohl eher nicht. :biggrin:

Aber okay, beim nächsten Mal gibt es dann mehr Details, aber auch noch genug Platz für eigenen Interpretationen.

Zusätzliches
- Bei meinem ersten Entwurf wäre am Ende rausgekommen, dass Bernhard gefasst wurde und diese Geschichte bei einem Verhör erzählt hätte.
- Ich hatte dann auch noch die endgültige Geschichte mit ein paar Sätzen erweitert,
wo Bernhard "unanständige" Sachen mit dem Kopf von Jacqueline macht... das war mir im nachhinein dann aber zu krank. :wink:
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Original von 3isKaLt
- Ich hatte dann auch noch die endgültige Geschichte mit ein paar Sätzen erweitert,
wo Bernhard "unanständige" Sachen mit dem Kopf von Jacqueline macht... das war mir im nachhinein dann aber zu krank. :wink:
Aber es war nicht das, was am Anfang von "High Tension" vorkommt, oder? :ugly: :wink:
 
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