Wo mich jeder kennt[/align]
Sometimes you want to go
Where everybody knows your name,
And they're always glad you came;
You want to be where you can see,
Our troubles are all the same;
You want to be where everybody knows your name.
"Cheers"-Theme
Das alte Kino in meiner Stadt ähnelt wohl dem Klischee-Bild eines Groschenkinos, wie man es nur noch selten findet. Bis auf die Technik des Projektors und der relativ neuen Sound-Anlage ist hier alles noch im alten Stil erhalten.
Der purpurne Vorhang, der die Leinwand verdeckt, wird zu Beginn eines jeden Films vom Kinopersonal per Hand aufgezogen. Statt der unbequemen Klappsitze stehen hier gemütliche alte Ledersessel. Vor einer jeden Reihe befindet sich eine Art Theke mit einer Bibliotheksleuchte.
Der wohl angenehmste Aspekt dieses Kinos ist wohl die Tatsache, dass man sein Popcorn, seine Cola, oder was auch immer man bevorzugt, bequem vom Platz bei einer Bedienung bestellt.
Ich bin alleine hier. Vollkommen entspannt sitze ich auf meinem Stammplatz, welcher sich fast genau in der Mitte des Saals befindet. Von hier hat man einfach die beste Sicht. Im Hintergrund ertönt leise "What A Wonderful World" von Louis Armstrong. Ein Klassiker - wie dieses Kino.
Ich winke die Bedienung zu mir und Delinda bewegt sich auch sofort in meine Richtung. Seit kurzem hat sie ein paar rötliche Strähnen in ihrem schönen blonden Haar. Es färbt wohl sprichwörtlich ab, wenn der Freund Frisör ist.
"Hallo Harvey, was darf's sein?" begrüßt sie mich mit einem tollen Lächeln im Gesicht.
"Guten Abend Delinda, das Übliche bitte." entgegne ich ihr freundlich. Das Übliche bedeutet bei mir eine mittlere Cola und eine ebenfalls mittlere Portion Taccos mit Käsedip.
"Alles klar. Und? Wie geht's dir? Wir haben dich hier gestern Abend vermisst."
"Ach, ich hatte gestern einiges für den Job zu erledigen, und habs nicht mehr in die 21 Uhr Vorstellung geschafft."
"Ich hoffe ja nicht, dass du dem Pandemonium untreu wirst."
"Nene, keine Sorge, das Pandemonium geht mir doch über alles!" sage ich und lache leicht. Warum weiß ich nicht.
Delinda verabschiedet sich und macht sich auf den Weg um meine Bestellung zu holen.
Langsam füllt sich der Saal und ich blicke mich um. In der letzten Reihe sitzt mal wieder eine Bande Jugendlicher, die sich ausgelassen unterhalten. Ein paar Plätze neben mir sitzt ein Pärchen verliebt aneinander gekuschelt und vorne sitzen mehrere Leute, die entweder alleine im Kino sind wie ich, oder auf ihre Verabredung warten. Ich liebe diese Mischung von Menschen wie man Sie nur im Kino findet.
Mittlerweile ist Delinda wieder aufgetaucht und serviert mir meine Bestellung. Es ist kurz vor Neun. Bald wird das Licht gedämmt und der Vorhang aufgezogen. Heute wird "The Breakfast Club" gezeigt. Ich liebe diesen Film.
In diesem Kino habe ich von "Herr der Ringe" bis "Scream jeden wichtigen Film der letzten 15 Jahre gesehen. Naja, eigentlich habe ich jeden Film gesehen, der hier die letzten Jahre gespielt wurde. Die meisten sogar mehrfach.
Endlich gehts los. Ich packe mir meine Taccos und meine Cola auf den Schoß und genieße den Film. Die Filmwelt hat mich fest eingeschlossen und ich befinde mich für anderthalb Stunden in einer Art Trance. Ich fühle mich toll.
Der Abspann läuft und das Licht geht langsam an. Ich warte bis sich der Saal etwas geleert hat und mache mich langsam auf den Weg zur Garderobe. Als ich gerade meinen Mantel und meinen Schal anziehe, kommt Mr. Craigh, der Besitzer des Pademoniums, auf mich zu.
"Hey, Harvey! Wie hat dir der Film gefallen?" fragt er mich, während er mir die Hand gibt.
"Hallo Mr. Craigh! Ein wundervoller Film. Ich habe den zwar schon so oft gesehen, aber ich finde den Film immer wieder klasse."
"Das freut mich. Ich muss jetzt wieder ins Büro, aber ich denke man sieht sich morgen, oder?"
"Gut möglich." sage ich, und Mr Craigh kann sich das Grinsen nicht verkneifen.
Ich verlasse das Kino und warte im kalten Herbstwind auf meinen Bus. Heute habe ich Glück, denn schon drei Minuten später taucht der nächste Bus der Linie 12 auf.
Nach drei Stationen steige ich bereits wieder aus, und gehe in Richtung des asphaltgrauen Plattenbaus. Ich schließe die Haustür auf und gehe langsam die knautschenden drei Treppen zu meiner Wohnung rauf.
Drinnen angekommen entledige ich mich meiner Schuhe, meines Schals und meines Mantels und sehe mich um. Es sieht alles noch genauso aus wie heute morgen. Keine Post. Keine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Einfach gar nichts.
Wie jeden Abend gehe ich in die steril wirkende Küche und gieße mir etwas Kranwasser in das einzige Glas, was ich besitze.
Ich nehme mir das Glas und gehe zu der einzigen Wand in meinem Haus, die nicht total kahl ist.
Hier hängt ein Bild eines süßen kleinen braunhaarigen Mädchens. Meine Tochter. Ihr Name ist Sam. Es ist über 15 Jahre her, dass ich sie und ihre Mutter zuletzt gesehen habe. Ich frage mich, was sie jetzt gerade macht. Sie muss jetzt 19 sein. Vielleicht hängt sie mit ihren Freunden herum. Vielleicht ist sie gerade genauso einsam wie ich es jeden Abend bin.
Ich verdränge den Gedanken und lege mich ins Bett. Morgen gehe ich wieder ins Kino.
Sometimes you want to go
Where everybody knows your name,
And they're always glad you came;
You want to be where you can see,
Our troubles are all the same;
You want to be where everybody knows your name.
"Cheers"-Theme
Das alte Kino in meiner Stadt ähnelt wohl dem Klischee-Bild eines Groschenkinos, wie man es nur noch selten findet. Bis auf die Technik des Projektors und der relativ neuen Sound-Anlage ist hier alles noch im alten Stil erhalten.
Der purpurne Vorhang, der die Leinwand verdeckt, wird zu Beginn eines jeden Films vom Kinopersonal per Hand aufgezogen. Statt der unbequemen Klappsitze stehen hier gemütliche alte Ledersessel. Vor einer jeden Reihe befindet sich eine Art Theke mit einer Bibliotheksleuchte.
Der wohl angenehmste Aspekt dieses Kinos ist wohl die Tatsache, dass man sein Popcorn, seine Cola, oder was auch immer man bevorzugt, bequem vom Platz bei einer Bedienung bestellt.
Ich bin alleine hier. Vollkommen entspannt sitze ich auf meinem Stammplatz, welcher sich fast genau in der Mitte des Saals befindet. Von hier hat man einfach die beste Sicht. Im Hintergrund ertönt leise "What A Wonderful World" von Louis Armstrong. Ein Klassiker - wie dieses Kino.
Ich winke die Bedienung zu mir und Delinda bewegt sich auch sofort in meine Richtung. Seit kurzem hat sie ein paar rötliche Strähnen in ihrem schönen blonden Haar. Es färbt wohl sprichwörtlich ab, wenn der Freund Frisör ist.
"Hallo Harvey, was darf's sein?" begrüßt sie mich mit einem tollen Lächeln im Gesicht.
"Guten Abend Delinda, das Übliche bitte." entgegne ich ihr freundlich. Das Übliche bedeutet bei mir eine mittlere Cola und eine ebenfalls mittlere Portion Taccos mit Käsedip.
"Alles klar. Und? Wie geht's dir? Wir haben dich hier gestern Abend vermisst."
"Ach, ich hatte gestern einiges für den Job zu erledigen, und habs nicht mehr in die 21 Uhr Vorstellung geschafft."
"Ich hoffe ja nicht, dass du dem Pandemonium untreu wirst."
"Nene, keine Sorge, das Pandemonium geht mir doch über alles!" sage ich und lache leicht. Warum weiß ich nicht.
Delinda verabschiedet sich und macht sich auf den Weg um meine Bestellung zu holen.
Langsam füllt sich der Saal und ich blicke mich um. In der letzten Reihe sitzt mal wieder eine Bande Jugendlicher, die sich ausgelassen unterhalten. Ein paar Plätze neben mir sitzt ein Pärchen verliebt aneinander gekuschelt und vorne sitzen mehrere Leute, die entweder alleine im Kino sind wie ich, oder auf ihre Verabredung warten. Ich liebe diese Mischung von Menschen wie man Sie nur im Kino findet.
Mittlerweile ist Delinda wieder aufgetaucht und serviert mir meine Bestellung. Es ist kurz vor Neun. Bald wird das Licht gedämmt und der Vorhang aufgezogen. Heute wird "The Breakfast Club" gezeigt. Ich liebe diesen Film.
In diesem Kino habe ich von "Herr der Ringe" bis "Scream jeden wichtigen Film der letzten 15 Jahre gesehen. Naja, eigentlich habe ich jeden Film gesehen, der hier die letzten Jahre gespielt wurde. Die meisten sogar mehrfach.
Endlich gehts los. Ich packe mir meine Taccos und meine Cola auf den Schoß und genieße den Film. Die Filmwelt hat mich fest eingeschlossen und ich befinde mich für anderthalb Stunden in einer Art Trance. Ich fühle mich toll.
Der Abspann läuft und das Licht geht langsam an. Ich warte bis sich der Saal etwas geleert hat und mache mich langsam auf den Weg zur Garderobe. Als ich gerade meinen Mantel und meinen Schal anziehe, kommt Mr. Craigh, der Besitzer des Pademoniums, auf mich zu.
"Hey, Harvey! Wie hat dir der Film gefallen?" fragt er mich, während er mir die Hand gibt.
"Hallo Mr. Craigh! Ein wundervoller Film. Ich habe den zwar schon so oft gesehen, aber ich finde den Film immer wieder klasse."
"Das freut mich. Ich muss jetzt wieder ins Büro, aber ich denke man sieht sich morgen, oder?"
"Gut möglich." sage ich, und Mr Craigh kann sich das Grinsen nicht verkneifen.
Ich verlasse das Kino und warte im kalten Herbstwind auf meinen Bus. Heute habe ich Glück, denn schon drei Minuten später taucht der nächste Bus der Linie 12 auf.
Nach drei Stationen steige ich bereits wieder aus, und gehe in Richtung des asphaltgrauen Plattenbaus. Ich schließe die Haustür auf und gehe langsam die knautschenden drei Treppen zu meiner Wohnung rauf.
Drinnen angekommen entledige ich mich meiner Schuhe, meines Schals und meines Mantels und sehe mich um. Es sieht alles noch genauso aus wie heute morgen. Keine Post. Keine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Einfach gar nichts.
Wie jeden Abend gehe ich in die steril wirkende Küche und gieße mir etwas Kranwasser in das einzige Glas, was ich besitze.
Ich nehme mir das Glas und gehe zu der einzigen Wand in meinem Haus, die nicht total kahl ist.
Hier hängt ein Bild eines süßen kleinen braunhaarigen Mädchens. Meine Tochter. Ihr Name ist Sam. Es ist über 15 Jahre her, dass ich sie und ihre Mutter zuletzt gesehen habe. Ich frage mich, was sie jetzt gerade macht. Sie muss jetzt 19 sein. Vielleicht hängt sie mit ihren Freunden herum. Vielleicht ist sie gerade genauso einsam wie ich es jeden Abend bin.
Ich verdränge den Gedanken und lege mich ins Bett. Morgen gehe ich wieder ins Kino.