Story XVII - Vergessene Stadt

squizo

Zillion Dollar Sadist
Zitternd stand die junge Frau vor ihrer Zimmertür und starrte das Bett an. Es stand da wie vorher, aber sie hörte immer noch Geräusche. Dann war wieder alles ruhig. Während sich Vera noch versuchte einzureden, dass sie das alles nur geträumt hatte, schoss das Bett plötzlich fast zwei Meter durch das Zimmer. Panikartig dachte sie gar nicht mehr daran, die Zimmertür zu entriegeln, sondern lief einfach blind auf die nächste Tür zu das Badezimmer. Sie fiel förmlich durch die Tür, schmiss sie hinter sich zu und legte den primitiven Riegel um. Als sie zitternd nach dem Lichtschalter tastete, fiel ihr ein, dass dieser vor der Tür angebracht war. Vor der Tür hörte sie jetzt Stimmen und Kichern. Sie fing an zu weinen und drückte sich an die Tür. Es war stockdunkel im Badezimmer, kein Fenster erhellte ihr Blickfeld. Während man vor der Tür nun scheinbar am Holz kratzte, fiel der jungen Frau plötzlich ihr Handy ein. Damit konnte sie Hilfe rufen und vor allem hatte sie etwas Licht, um sich zu orientieren. Aus dem Kratzen war nun mittlerweile ein klopfen geworden. Mit zittrigen Fingern zog sie das kleine Gerät aus ihrer viel zu engen Tasche, so dass es ihr prompt entglitt und auf den Boden fiel. Aus dem klopfen war nun ein wütendes schlagen an der Tür geworden. Die Stimmen kicherten nun nicht mehr, sondern sie schrien und tobten.
Sie bückte sich, und suchte hektisch mit beiden Händen nach dem Mobiltelefon. Gott sei Dank da war es ja, sie spürte es an ihrer rechten Hand und griff zu. Aber ¦ was war das dort an ihrer linken Hand? Sie blieb in ihrer hockenden Position, drückte auf einen beliebigen Knopf und drehte das Display gleichzeitig um, so dass das Lichtfeld auf den Boden fiel. Als sie erkannte, was es war, sprang sie mit einem Schrei zurück und rutschte auf den noch nassen Fliesen bis zur Tür zurück. Denn sie hatte nicht anderes als Eingeweide gefunden, die dort auf ihrem Boden lagen. Ihr Handy war immer noch an, daher bekam sie trotz ihrer Panik mit, dass das nicht alles war, was sich im Badezimmer verändert hatte ¦ der Raum wirkte auf sie plötzlich viel kleiner. Langsam drehte sie das Display nach oben und schrie auf: Denn an der Decke hing irgendetwas. Sie musste nur eins und eins zusammen zu zählen, um zu wissen, was das war. Die Alte war nicht übergeschnappt, sie hatte recht gehabt. Langsam richtete sie sich auf, die Stimmen, das Klopfen und das Kichern waren nun wieder weg. Als sie aufrecht stand bewegte sich der Duschvorhang etwas ¦ oder war das nur ein Lichtreflex?
Dann wurde er plötzlich zur Seite gerissen und ein riesiges Messer glänzte im Licht der Handybeleuchtung.

žNa, wie gefällt dir meine Arbeit, Kleines? hörte sie die Stimme aus der Duschtasse. Schreiend warf sie sich gegen die Tür, bekam den Riegel zu fassen, legte ihn um, während sie hinter sich den Unbekannten wahrnahm, der sich im Vorhang verhedderte und stürzte. Das gab ihr Sekunden Bruchteile Vorsprung. Vera dachte auch gar nicht mehr daran, dass da noch jemand vor der Tür sein könnte. In blinder Panik stürzte sie aus dem Badezimmer, knallte die Tür ihrem unbekannten Verfolger vor die Tür und rannte auf das Fenster zu, da sie Angst hatte, dass sie ihre Zimmertür nicht wieder aufbekam. Das Fenster hatte zwei Griffe: Der erste brach ab, als sie daran zog, beim zweiten öffnete sich das Fenster ein kleines Stück, verhakte sich dann aber wider. Die Geräusche hinter der Tür ließen darauf schließen, dass sich da gerade wieder jemand erholte. Während Vera mit allen Kräften an dem Griff zog und sich das Fenster Millimeter für Millimeter öffnete, blickte sie zur Tür. Da¦da bewegte sich der Türgriff. Die Frau verstärkte ihre Bemühungen und zerrte wie eine Besessene an dem Griff und endlich: Das Fenster sprang plötzlich auf. Vom eigenen Schwung getragen, fiel sie hin, während die Badezimmertür aufgestoßen wurde.
Schreiend kam Vera auf die Beine, kletterte auf das Fensterbrett, schaute nach unten und sah, dass sie es schaffen konnte. Nach einem kurzen zögern stieß sie sich ab und ¦ rutschte mit ihrem Sprungbein aus, knallte mit dem Kopf gegen den Fensterrahmen, verlor fast umgehend das Bewusstsein und schlug daher völlig ungebremst mit dem Kopf auf dem harten Betonboden des nach hinten gelegenen Hofes auf. Eine rote Blutlache floss im stetigen Strom unter ihrem aufgeplatzten Kopf hervor.

Einen Moment herrschte gespenstische Stille, dann kam ihr Verfolger aus dem Badezimmer, stürzte ans Fenster und sah herab.
žScheiße!, murmelte er.
Da, wo das bett gestanden hatte, öffnete sich eine nahezu unsichtbare Klappe und zwei weitere Gestalten kamen hervor, drängten den vermeintlichen Angreifer zur Seite und blickten schweigend nach unten.

žIhr seid Idioten!
Ohne dass der Rest der Familie etwas davon mitbekommen hatte, erschien Angelica Kirby in der Tür, die ihr von ihrem angeblichen Steuerberater geöffnet worden war.
žIhr solltet sie zu Tode ängstigen, damit wir Zeit gewinnen. Was macht ihr?
Sie rollte an ihnen vorbei und starrte sie an.
žJetzt haben wir nur noch eine Möglichkeit und wenig Zeit. Sie seufzte.
žJohn und Wes: Ihr holt die Kleine, packt sie in Folie und verfrachtet sie in den LKW. Vergesst nicht, den Hof sauber zu machen. Darren und Bob: Ihr beseitigt die Sauerei im Bad, dann stößt ihr zu den anderen beiden und helft ihnen. Fahrt in den Ort, und macht das, was schon vor Jahren nötig war.
Loomis sah die Alte an und schluckte.
žDu meinst, wir sollen sie ¦ ž
Angelica nickte.
žJa, es geht jetzt nicht anders. Entweidet sie und nagelt sie irgendwo fest. Es wird nicht lange dauern, bis die Aasfresser bei uns sind. Aber das gibt uns Zeit.

Auszug aus dem Wakefield Courier, neun Tage später:

žGrausiger Fund in Geisterstadt. In der verlassenen Stadt Nada fanden Polizisten die Leiche der vermissten Vera Hauk. Diese war im Auftrag der MacReady Corp. in Nada, um die Pläne einer Neuansiedlung [Wir berichteten darüber] voran zu treiben. Nach dem nach wie vor ungeklärten, grausigen Verbrechen zogen sich jedoch alle Investoren bis auf weiteres zurück.
 

MatchesMalone

New Member
Juhu, eine Geistergeschichte mit Slasher-Elementen - oder umgekehrt.

Schöne Geschichte, vor allem der Teil, dass das Hotel das Böse aufgesogen hat, fand ich gut.

Einige Kleinigkeiten habe ich zu bemängeln:

Weder sie noch die anderen drei Familienmitglieder hatte Vera bis dato nicht gesehen, was sie jedoch nicht überraschte, da sie bereits aus den Akten entnommen hatte, dass Angelica die alleine Chefin des Clans war.

Weder nicht gesehen ist doppelt-gemoppelt und alleinige nicht alleine.

knallte die Tür ihrem unbekannten Verfolger vor die Tür
Spricht für sich, oder? Hätte sich das jemand anderes durchgelesen wäre es ihm/ihr bestimmt aufgefallen.
Ich hätte gerne noch etwas mehr Blut gehabt, aber das hängt vom persönlichem Geschmack ab.
Was mich mehr gestört hat, ist das die Polizei nicht auf die Familie als Täter kam, schließlich hat Vera kurz vor ihrem Tot, vom Hotel aus, telefoniert.
Fazit: Die unheimliche Atmosphäre des Hotels, kam gut rüber. Der Leser weiß was ihn erwartet, ist aber bei dieser Geschichte nicht störend.
Gut
 

MamoChan

Well-Known Member
Die Einleitung war für meinen persönlichen Geschmack ein wenig zu ausführlich, doch der Rest wusste wirlich zu gefallen. :smile: Die Ungereimtheiten im Satzbau, die mir aufgefallen waren, hatte ja MatchesMalone bereits gepostet. :wink:
Die Wendung am Schluß fand ich durchaus gelungen, auch wenn es mich etwas überrascht hatte, daß man es von der Falltür unter dem Bett aus bewerkstelligen konnte, daß ganze Bett quer durch den Raum zu werfen. Aber vielleicht wurde es ja auch zuvor dementsprechend präpariert.
Daß es anscheinend keine Untersuchung bezüglich des Todes von Vera gab oder man nicht darauf kam, daß die Familie damit zu tun hatte, obwohl gerade diese ja ein perfektes Motiv bot, fiel mir ebenfalls negativ auf.
Aber im großen und ganzen war die Geschichte wirklich ganz gut. :smile:
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Eine solide Geschichte. Der Anfang zieht sich ein wenig und neben den Satzbau-Fehlern, die MatchesMalone schon genannt hat, fielen mir noch ein paar auf:

...um einen Wahnsinnigen zu finden, der sie bei diesem Wetter mit seiner alten Schrottmühle eben zu diesem verlassenen Privatflughafen zu bringen.
Müsste "bringen würde" heißen.

Während sie sich mit einer Hand das Haar abtrocknete, wischte sie mit der anderen von dem Spiegel die Feuchtigkeit ab, die einen Spiegel bedeckte, ab und schaute sich prüfend an
Der Teil ist überflüssig :wink:

Bis auf diese Sachen ist die Geschichte aber gut geschrieben.

Ansonsten besitzt die Geschichte viele klassische Horror-Elemente, wie z.B. die Abgeschiedenheit, Blitz und Donner, Dunkelheit und das "Monster unter dem Bett":biggrin:

Das Ende hat mich doch überrascht, und auch wenn mir die eine oder andere Sache nicht sehr glaubhaft erscheint, so fand ich es insgesamt doch ordentlich.
 

Puni

Well-Known Member
Ja, die Idee hinter der Geschichte ist echt mal was Neues, während so manche Szenen ein wenig den Charme eines Clive Barker versprühen, besonders im Badezimmer. Grammatikalisch ist diese Geschichte allerdings weniger gelungen, einige Sätze machen wenig Sinn, haben falsche Grammatik und die Absätze, die du gemacht hast, sind auch meistens unsinnig. Das Ende fand ich dann wieder ziemlich gut, auch wenn die Idee vom "Erschrecken" von Vera irgendwie doof ist. Wie kann ein Bett einfach so durch den ganzen Raum fliegen? Das hatte ja was Übernatürliches, und die Idee des Erschreckens kauf ich der Familie irgendwie nicht ab.

Ansonsten eine solide Geschichte, die du ruhig nochmal hättest Korrektur lesen können. :wink:
 

Belial

New Member
Hmmm, ich mag diese Geschichte. Allerdings finde ich sie auch nicht ganz fehlerfrei.

Einige Formulierungen sind weniger geglückt, und nehmen viel von den Atmosphäre weg:

...zu Fuß dieses hässliche, rein auf Funktionalität bedachte Hotel zu erreichen. Gott sei Dank kam das Taxi ja dann doch noch, halb erfroren war sie trotzdem.

Der zweite Satz ist irgendwie zu umgangssprachlich, er passt nicht, weil du sonst sehr literarisch schreibst. und was ist "rein auf Funktionalität bedacht". Entweder du erklärst es genauer, oder du zeigst es. Oder: was ist "adrett"? Und wie habe ich mir Eingeweide vorzustellen? Diese Begriffe sind zu generell, um wirklich etwas auszusagen. Auch, dass das Bett durch das Zimmer "schießt" und Geräsuiche klingen als ob sich jemand "erholt", sind wirklich sehr vage.

Am Schluss hättest du ruhig weniger Hnweise auf die "normalität" der Vorkommnisse geben können, denn man hat es ja wenige Zeilen später erfahren.
 

Mr. Halfasleep

New Member
Eine wirklich gute und passend zusammengegruselte Geschichte, die zu meinen Lieblingen hier zählt. Tja, nu uff zum Gemäcker...

"Mac Ready Corp. musste sogar eine einstweilige Verfügung erreichen, damit Vera Hauk überhaupt das Hotel betreten und sich dort aufhalten konnte." - wie geht denn das? Das Hotel gehört ihnen doch nicht oder stehe ich hier im Regen? Oder gehört der Corp. das Land, das Hotel darauf aber den Kirby's? - Wie kann man Land kaufen und was darauf is nicht besitzen?

"[...]das Heft des Handelns in der Hand hatte." - nur für solche Sätze allein lohnt es sich die Stories zu lesen! :omg:

"[...]oder war das nur ein Lichtreflex?" - Lichtreflektion vielleicht?

"[...]während sie hinter sich den Unbekannten wahrnahm, der sich im Vorhang verhedderte und stürzte." - das is echt witzig, habe sehr gelacht! :omg:

Der Schlußsatz: Die Familie Kirby wird von der Polizei nun näher untersucht. - wäre zwar nüchtern, aber hätte alles realistischer und dennoch ungewiss gemacht (wer weiß ob sie ihnen den Mord nachweisen können). Egal, alles in allem eine schöne Geister-Blut-Mensch-Geschichte, die mit einer weiteren Person (z.B. ihre Assistentin ist mit ihr dort und sie sieht ihre Chefin sterben und wird dann umgebracht oder so) mehr Charakter bekommen hätte. Keep on your good writing! :super:
 

Joel.Barish

dank AF
Ich finde den Einstieg ganz gelungen, mit Vera in der Dusche, einem kurzen Blick zurück, der die Fast-Erfrierung erklärt, aber nicht zu viel sagt und wie es dann zurück ins Badezimmer geht. Man ahnt etwas über die Figuren, hat irgendwie auch etwas Mitleid für den schweren Weg bis in dieses heruntergekommene Hotel - ja, das passt. Leider passt die folgende Erklärung zu den Eigenheiten und der Vergangenheit des Hotels nicht mehr so gut. Es ist gut geschrieben, aber es reißt raus, weil wir bei Vera waren und uns das Hotel nicht interessiert. Jedenfalls nicht so sehr, dass wir eine so lange Hotelhistorie lesen, bzw. gut finden würden. Aber "MacReady Corp." ist witzig. Und Loomis später auch.:squint:

Dass der Dreh zu Vera kommt war klar und er rettet diesen erklärenden Abschnitt auch, aber es ist ein gedoppelter Flashback und das passt nicht. Wir hatten Dusche - Flashback: Flughafen, Erwähnung von Verträgen - wieder Dusche - wieder Flashback - wieder Dusche, bzw. beim Ankleiden. Klar soweit?

Schön davon die Beschreibungen wenn Vera sich das erste Mal mit Angelica und dem Anwalt trifft. viele Details, nicht zu schwülstig, schön flüssig. Das ist gut und da überliest man die ein, zwei Wortfehler im Text auch leichter. Diese Fehler haben sich wohl irgendwie durch Unachtsamkeit eingeschlichen, denn z.B. sagt Angelica "Ich weiß nur, was sie nicht sein sollten. woraufhin Vera wie aus dem Nichts fragt, "wo" (!) sie, Vera, denn nicht sein dürfe? Die Antwort von Angelica Kirby passt dann wieder, aber das Vera nach dem "wo" fragt passt nicht. Ist aber nur eine Kleinigkeit. Genauso wie es etwas komisch wirkt, dass die angebliche Spezialistin Vera sich so leicht und so schnell unterbuttern lässt.

Tatsächlich ungünstig ist, dass der Erzähler Vera plötzlich nur beim Nachnamen nennt. "..., setzte Hauk..." heißt es da und eigentlich fühlen wir uns Vera schon näher, als dass wir sie über ihren Nachnamen - den wir eh etwas spät erfahren haben - ansprechen müssten. Und dass, wo doch der Dialog, zumindest von Mrs. Kirbys Seite, ganz gut entwickelt ist. Es dreht sich etwas zu lange im Kreis mit diesem "Wo sollte ich denn sein"-Spiel, aber das ist an sich schon gelungen. Nur müssten es schneller zum Punkt kommen. Stattdessen wird der Anwalt zur komplett überflüssigen Figur und es häufen sich doch auffälligere Fehler in der Groß-/Kleinschreibung und Interpunktion. Mal fehlen Anführungszeichen, dann ist der Satzanfang klein, doppelte Doppelpunkte in einem Satz, das fällt hier mittlerweile etwas mehr auf. Und mal ehrlich, ist das ein guter Satz?
Sie blieb noch einen Moment im Raum stehen, doch von der alten Dame kam keine Antwort mehr, daher schritt sie durch die Pendeltür, stürmte die Treppe hoch, öffnete ihre Zimmertür, schloss diese doppelt ab, setzte sich aufs Bett, warf ihre Unterlagen zur Seite, legte ihr Gesicht in ihre Hände und rieb sich mit den Fingerkuppen die müden Augen.
Eine Kommataorgie, die im richtigen Kontext vielleicht Wirkung erzielt, hier einfach unpassend ist. Leider.

Unabhängig von den sprachlichen Defiziten ist die Geschichte eigentlich gut erzählt, wenn auch das Gespräch - wie gesagt - einen Hauch zu lange dauert. Veras Resignation ist nett dargestellt und man ahnt irgendwie, nicht zuletzt durch Angelicas Kommentar, dass da noch etwas Übernatürliches kommt. Das kommt auch und zwar urplötzlich und mit dem Holzhammer, aber gar nicht mal uneffektiv. Der eigentliche Twist des Charade-Spiels hätte nicht sein müssen, könnte aber funktionieren, wenn, ja wenn dadurch nicht fragen aufkämen, die aber auch für die übernatürliche Lösung aufkämen. Warum passiert das/ macht die Familie das? Sie wollten Vera erschrecken, damit sie zu MacReady rennt und sagt, dass es dort spukt und die vom Kauf absehen? Halte ich für etwas weit hergeholt. Ebenso halte ich es für unwahrscheinlich, dass nachher keiner mehr Interesse hat, wegen einem Mordopfer mehr.

Und übrigens, auch wenn das vielleicht persönlicher Geschmack ist, würde ich nach so einer Geschichte nicht wörtlich aus der Zeitung zitieren. Das passt überhaupt nicht rein. Du hättest schreiben können: "In den Zeitungen hieß es, dass..." wäre besser.

Insgesamt eine durchaus gut geschriebene Geschichte, die aber ab der Hälfte immer mehr Fehler aufbietet, die irgendwann etwas stören. Die Handlung hat ihre Makel, ist aber durchaus rund, hat spannende Momente, die Figuren sind gut erarbeitet und es wirkt irgendwie harmonisch. Nur das Ende ist streitbar.
 

Deathrider

The Dude
In dieser Story ist vieles sehr kürzenswert. Allein die Einleitung, die sich mit den Flashbacks sehr an filmischen Stilmitteln bedient, hätte die Fülle an erschlagenden Details nicht gebraucht. Dann doch lieber einen Rückblick zu einem Gespräch mit der Firmenleitung, wenn Vera den Auftrag bekommt. Das wäre ebenso informativ, es wäre passender (würde also nicht wie eine Nacherzählung aus dem Text herausstechen) und du hättest Zeilen gespart. Und das hätte wiederum dazu geführt, dass sich deine Geschichte mehr im Zeichenlimit befindet. Ich persönlich find's ja nicht so schlimm, wenn man mal ein bisschen drüber geht, aber das hier war schon arg viel.

Im weiteren Verlauf machst du's aber nur geringfügig anders und schreibst sehr sehr detailliert. Die Lesbarkeit leidet zwar nicht darunter, aber vor allem bei dem, zugegebenermaßen verdammt gut geschriebenen Dialog im Mittelteil, verschenkst du unnötig Platz. Der von Joel erwähnte Abschnitt mit "Ich weiß nur, was sie nicht sein sollten. ist z.B. ist zwar nett, aber man weiß schon direkt wo die nächsten Zeilen hinführen.

Danach wird die Story ziemlich gänsehautlastig. Und genau da lag die eigentliche Stärke des Textes. Du schreibst wirklich verdammt spannend und hast tolle Einfälle.

Das Ende ist dann wieder überraschend, aber es will mir nicht so recht schmecken. Ich bin eben kein Freund von "Alles nur ein Hoax"-Auflösungen. Klar kann sowas auch funktionieren, aber da muss schon (speziell bei Geistergeschichten) eine verdammt gute Motivation & Begründung kommen. Und grade da hakt es hier, und zwar an Gründen die meine Vorredner bereits ansprachen.
Zudem: Wenn diese Familie es gewöhnt sein soll, Leute zu töten und auszuweiden (im Übrigen bin ich mir fast sicher dass es das Wort "entweiden" nicht gibt), die ihnen in die Quere kommen, warum wurde dann aus dieser Geschichte plötzlich eine Fake-Geistergeschichte und nicht einfach eine Slasher-Story (hätte auch durchaus seinen Reiz haben können)? Das wäre viel plausibeler gewesen und du hättest dich nicht so verbiegen müssen, damit es zumindest ein bisschen passt.
Und der Zeitungsartikel am Schluss ist schlichtweg unnötig. Ich hätte es dort enden lassen.

Positiv: guter Stil, gute Dialoge, klasse Horrorszenen, überraschendes Ende
Negativ: die Länge, zu ausführlich, Logiklücken die auch durch die Erklärungswut nicht ausgeglichen werden, unpassendes Ende

Du kannst was. Du solltest dich nur a) mehr auf deine Stärken besinnen (Dialoge und Gruselszenen) und b) bereit sein auch mal heißgeliebte Stellen zu streichen, denn weniger ist manchmal mehr.

Fazit: Gut, aber leider kein Treppchen-Kandidat.
 

Paddywise

The last man
da hat wohl jemand einen kleinen Film in seinen Kopf gehabt. Gut geschrieben wenn auch etwas zu ausführlich.

Das man sich hier ein wenig an Harpers Island orientiert hat ist offensichtlich. Allerdings hätte man bestimmte Stellen, auch wenn sie gut geschrieben waren streichen können. Das Vera durch den Regen muss, oder das die alte Frau erstmal im Dunkeln gehüllt ist. Gut geschrieben, aber für den weiteren Handlungsverlauf abkömmlich.

Ich hätte das ganze direkt bei der Verhandlung angefangen. Vera auch etwas ernergischer Verhandeln lassen, so . Ich meine sie erhofft sich doch eine Aufstiegschance davon, und lässt sich dann von etwas mystischen und abergläubischen Geschwätz beeindrucken. Etwas unlogisch. Zumal ihr ja onehin schon alle Daten bekannt sind.

Die Gruselstellen und Dialoge erzeugten am meisten Atmopshäre.

Das Ende, kam dann überaschend. Auch wenn es wenn man überlegt wo die anderen 4 waren gar nichtmehr so überaschend kommt.

Und dann der Ausweidebefehl, an sich unglogisch in seiner konsequenz.

Gut geschriebene Geschichte mit schwarzhumorigen Stellen, die an den falschen Stellen ausgebaut ist, und logiklöcher aufweist.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Jo, dann werde auch ich mich mal zu erkennen geben. Die hier war von mir. Und was die Kritikpunkte des Satzbaus usw. angeht, habt ihr natürlich recht.

Kurze Erklärung: Ich hatte eigentlich einen anderen Ansatz, doch nachdem ich mit der Geschichte ein paar tage rumgespielt hatte, musste ich fest stellen, dass die Idee zwar gut war, es aber einfach viel zu lang geworden wäre. Erschwerend hinzu kam, dass ich die Erkenntnis am Tag des Abgabetermins gewann. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: ich habe die Grundidee der eigentlichen Story übernommen, diese aber in eine andere Richtung gelenkt und in einem Rutsch innerhalb von etwa 30 Minuten runter geschrieben, damit ich sie mit Ach und Krach noch bis Mitternacht abgeben konnte.

daraus resultieren evtl. auch einige von euch angeprangerte Logiklücken, die ich zwar nicht als so tragisch ansehe, die aber unwidersprochen da sind. Was mich ärgert: Einige Elemente gefallen mir ziemlich gut, und ich bin mir sicher, dass ich mit etwas mehr Sorgfalt da was richtig Gutes hätte zaubern können. In der Form sehe ich dann aber auch mehr Schatten als Licht.

Egal: Danke fürs lesen und für die aufschlussreichen Anmerkungen.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Huch, darauf wollte ich ja gar nicht hinaus. :omg: Ich wollte nur aufzeigen, warum es zu diesen Aussetzern kam.

Aber ja, abgesehen davon fällt es mir recht leicht, wenn ich einmal angefangen habe.
 
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