War vorgestern im OV Double Feature (ja, der Film ist erst vorgestern in Österreich gestartet, warum auch immer). Teil 1 war noch besser als ich ihn in Erinnerung hatte, Teil 2 war aber ebenfalls ziemlich zufriedenstellend.
T2: Trainspotting ist nicht so gewitzt wie der Vorgänger, er ist träger, folgt eher einer klassischen Narrative als Teil 1. Trainspotting gab sich storymäßig noch bewusst dezent ziellos, spiegelte so das Seelenleben und die innere Unentschlossenheit der Charaktere damit wunderbar wieder. Selbst ein richtiger Klimax fand nicht statt. In Teil 2 sind nun 20 Jahre vergangen, die Charaktere haben zum Teil Kinder, Depressionen, Wehmut, und sehen generell sehr zweifelnd und doch mit einer gewissen Nostalgie (in manchen Fällen: Wut) auf ihr früheres Leben zurück. Dementsprechend gibt sich auch der Film ein wenig konservativer punkto Aufbau. Diesmal gibt es mit dem durch etliche Jahre Knast noch aggressiver und unberechenbarer gewordenen Begbie auch einen echten Antagonisten und einen Klimax im letzten Drittel, auf den der Film hinarbeitet. Mir persönlich war dieser Aspekt im Vergleich zum verschrobenen Trainspotting fast schon zu sehr hollywood, aber innerhalb des Films an sich funktioniert es.
Schön (speziell in Bezug aufs Double Feature) war, dass T2 mit einer ähnlich unspektakulären Stimmung beginnt, wie Trainspotting endete, sich dann im Mittelteil aber teils doch wieder auf witzigere Pfade begibt, wo Boyle wieder mit dem Medium Film spielen darf (Texteinblendungen, schräge Kameraperspektiven). Drogen spielen in T2 eher nur noch am Rande ein Thema, der Fokus liegt auf der fragwürdigen Freundschaft der Gruppe und wie man mit Rentons Verrat vor 20 Jahren umgehen soll.
Auch wenn T2 im Vergleich mit Trainspotting stellenweise fast schon zu konventionell daherkommt, ist es im Grunde genau der Film den man als späte Fortsetzung machen konnte. Trainspotting ist Kult und traf mit seinem eigenwilligen Style einen bestimmten Nerv zur richtigen Zeit. T2 versucht vernünftigerweise nie ernsthaft, sich damit messen zu wollen. Stattdessen versteht er sich als Nachbetrachtung, als Versuch, lose Enden doch noch zusammenzufügen - Wie erfolgreich das den Charakteren letzten Endes tatsächlich gelingt ist durchaus diskutabel, und gerade deshalb richtig und konsequent.
7,5/10
Btw - Ich war verdammt froh, dass T2 Untertitel hatte. Brauch ich in 95% der Fälle nicht, aber Begbies und Spuds schottischer Akzent, uff.