Du hast auch eine eher absolute Meinung aufgestellt, dass man das grundsätzlich darf und diese habe ich durch ein Beispiel aufgehoben. Also darf man allgemein nicht alles ändern, was man will. Es zeigt eher, dass es doch auf die persönliche Beziehung zum Ursprungsmaterial ankommt.
Naja, aber wie bereits erklärt hast du die für mich keineswegs aufgehoben. Auch nicht mit diesem Beispiel.
Denn es gilt halt, wie gesagt, für jeden Film. Da hakt die Kunstfreiheit nicht bei bestimmten Stoffen aus.
Doch und gerade weil niemand danach fragt, ist es gerade bei Spielfilmen und Serien ist es umso wichtiger, wenn man bedenkt, wie viele Menschen dadurch erreicht werden! Gerade bei historischem Material sollte man immer versuchen möglichst hohe Qualität und Nähe zum Ausgangsmaterial zu erreichen.
Ist aber komplett egal, wie viele Menschen damit erreicht werden, da diese Menschen den Film nicht gemacht haben.
Ich wiederhole mich, aber der Filmemacher/Autor sollte und müsste eben gar nichts, was seine Vision anbelangt.
Es handelt sich immer um ein persönliches Kunstwerk. Deswegen ist es nicht frei von Kritik und deswegen ist es nicht gleichzeitig auch besonders hochwertig aber es ist das Werk eines oder mehrerer Künstler.
Ein Künstler muss sein Werk nicht erklären.
Wenn Bruce Springsteen Born in the USA singt und die Massen das als patriotisches Pro-USA Lied wahrnehmen, obwohl es das Gegenteil ist, dann ist das nicht sein Problem.
Deswegen muss er sich nicht einfacher ausdrücken, oder einen Beipackzettel hinzufügen auf dem eine Erklärung steht.
Wenn Caspar David Friedrich eines seiner berühmten, romantischen Bilder von Deutschland vorgestellt hat, muss er nicht dazu sagen, dass diese Orte gar nicht existieren oder aus mehreren Landschaften zusammengeschustert wurden, obwohl die breite Masse denkt, es gibt diese Orte tatsächlich.
Und trotzdem haben die Menschen daraus etwas gezogen und daraus gelernt. Weil Kunst eben nie nur Abbildung ist sondern immer auch Interpretation und Aufforderung über etwas nachzudenken.
Wie langweilig wäre das ganze geworden, wenn man gesagt hätte "Ey, wenn du Deutschland malst, muss es auch Deutschland sein. Wenn man etwas echtes malt, muss es auch authentisch sein."
Die Menschen wissen dass ein Historischer Film nicht akkurat ist und die, die es nicht wissen, sollten es halt lernen. Sie schauen keine Dokumentation.
Vielleicht ist es ohnehin eines der größten Probleme unserer medialen Zeit, dass die Leute kurze Ausschnitte, ob in künstlerischer, humoristischer, politischer oder sonstiger Weise, direkt als tatsächlichen Sachverhalt wahrnehmen.
Die Antwort darauf ist natürlich, wie meistens, Bildung. Und zu dieser Bildung gehört auch Spielfilme richtig einzuordnen.
Geschichtliche Authentizität in Filmen ist eine Illusion. Sie existiert ohnehin nur in relativ geringem Ausmaß. Es ist ein Schauspiel.
Ein Act mit verschiedenen narrativen Zielen.
Und was du oder ich davon halten und wann man näher am tatsächlichen Geschehen bleiben sollte, ist einerlei. Ändert nichts am Prinzip der Kunstfreiheit.
Wie definierst du hier Realität? Ich verstehe diese Aussage nicht. Gehören Autoren und Regisseure nicht zu unserer Realität? Haben diese keine Agenda oder Motivationen?
Na eben wie geschrieben die tatsächlichen Ereignisse im Fall von historischen Stoffen oder zumindest der derzeitige Wissensstand.
Natürlich haben Regisseure eine Agenda und Motivationen. Wie alle Menschen. Nur drehen sie halt Filme und können diese nach belieben in ihre Werke einfließen lassen.
Mal ein Beispiel: Ein Film welcher im Jahr 2022 spielt, muss ja allgemein auch nicht die tagesaktuelle oder politische Realität wiederspiegeln.
Genausowenig die von Gestern oder von vor 20, 30 oder 100 Jahren. Zumal die Nachzeichnung von Ereignissen ohnehin immer schwierig ist.
Jetzt kann man natürlich anführen "Aber was ist mit dem Film der auf wahren Begebenheiten beruht" egal ob aktuell oder historisch (wobei es den wirklich aktuellen Film natürlich nicht gibt).
Der Film auf wahren Begebenheiten ist natürlich weiterhin ein Kunstwerk. Es wird ein narratives Ziel verfolgt, dramatisiert, inszeniert. Oftmals ist die Fiktion sogar besser darin ein authentisches Gefühl einer Zeit zu erzeugen. Ein Ereignis nachzuvollziehen in sehr begrenzter Zeit, als es ein langweiliges Abfilmen von Fakten wäre.
So ist es auch bei Romanen überhaupt bei Geschichten. Ob von wahren Ereignissen inspiriert oder nicht.
Ein Sachbuch gibt dir Fakten. Ein Roman will das du den Regen im Gesicht spürst, die schreie der Verwundeten hörst, dir vorstellen kannst ein Wikinger zu sein. Vikings will das. Auch mit Schlachten und Personen, die es nicht gab.
Auch ein historischer Film nach wahren Begebenheiten ist das filmische Equivalent zu einem Roman.
Und genau das meine ich. Es kommt auf die allgemeine Nähe zum Ursprungsmaterial an und ich behandle nun mal jedes historisches Ereignis so. Es ist alles unsere Geschichte und ob ich näher am Ersten Weltkrieg bin oder an Ragna ist dabei vollkommen hinfällig. Ab einem gewissen Punkt, ist es persönlich egal, ob wir 100 oder 1000 Jahre weg sind. Geschichte ist Geschichte und die aktuelle Politik hat da nichts zu suchen.
Es liegt halt im Ermessen des Filmemachers ob und was aktuelle Politik da zu suchen hat. Auch die absichtliche Ausblendung dieser Dinge (wenn überhaupt möglich) ist eine willentliche Reaktion auf die aktuelle Politik.
Alle Geschichtenerzähler jeglicher Art, egal über welches Jahrhundert oder Jahrtausend sie erzählen, erzählen auch etwas über sich selbst und die aktuelle Lage. Das ist anders beinahe nicht möglich.
Die allermeisten historischen Filme bilden ganz willentlich Parallelen zum hier und jetzt.
Und genau kann ich nicht zustimmen. Ja, wenn man Dialoge erfindet, muss man zumindest in der Realität bleiben, welche man versucht darzustellen. "Master & Commander" ist z.B. ein sehr historischer Film, denn obwohl es so nicht passiert ist, hätte es so geschehen können. Es spiegelt die damalige Realität und das Leben auf solchen Schiffen sehr gut wider. Und aus denselben Gründen ist "Apokalyptico" eine komplett fürchterliche Katastrophe.
Da sehe ich absolut kein Problem, es ist auch eine Notwendigkeit, da du sonst keinerlei historischen Stoffe verarbeiten dürftest, egal ob als Buch oder Film.
Master & Commander ist ein historisch sehr detailgetreuer Film, wenn auch lange nicht so detailgetreu wie die Romanvorlage.
Nur um das nochmal klarzustellen, ich habe nichts gegen Detailtreue oder Authentizität in historischen Filmen oder Serien.
Wir verlieren das ursprüngliche Thema aus den Augen.
Man kann natürlich Filme drehen, die so nah am tatsächlichen Geschehen sind, wie man es so gerade hinbekommt ohne der Story zu schaden.
Man muss es aber nicht.
Man muss nämlich was die kreative Ausrichtung anbelangt nichts.
Jetzt kann man das Argument bringen, was ist, wenn man Personen, womöglich noch lebende, absichtlich, böswillig denunziert?
Wenn man alles ändern darf, darf man ja auch das!
Natürlich darf man das nicht. Denn das hat nichts mit Kunstfreiheit oder eine kreativen Ausrichtung zu tun. Und wie bereits ausführlich beschrieben, darf man in der Kunst alles. Jemanden böswillig zu denunzieren ist aber einfach Verleumdung und sicher keine Kunst.
Denn 1. ist das so als wenn ein Architekt beim Bau eines Märchenschlosses in einem Freizeitpark alle Freiheiten seiner Kunst genießt und dann Falltüren einbaut um Leute zu verletzten. Das ist dann ja nicht mehr Kunstfreiheit, weil es keine Kunst mehr ist. Sondern Körperverletzung.
2. Darf man hier bei all den Extrem-Argumenten nicht aus den Augen verlieren, dass es hier darum geht, einen Menschen von einem anderen Menschen darstellen zu lassen.
Dieser Mensch mag einen anderen Hautton haben und andere Genitalien aber es handelt sich wie gesagt ja eben um ein Schauspiel.
Hier wird Theater gespielt und keine Geschichte geschrieben.
3. Zudem das alles kein Problem wäre, wenn sich mehr Menschen mit Kunst auseinandersetzen würden anstatt Spielfilme, unter welcher Überschrift auch immer, als Grundwahrheit aufzufassen.
Die meisten Filme enthalten Grundwahrheiten. Diese halten sich aber eher in der Narrative auf, denn im Plot, der Ausstattung oder der Hautfarbe von Darstellerinnen.
Aber das ist doch exakt, das was man macht. Man schreibt die Geschichte um. Wie kann dieser Vorwurf Unfug sein, wenn es exakt das ist, was geschieht? Sorry, aber die biedern sich doch so oder so ignoranten Deppen an....
Nochmal: Vikings schreibt keine Geschichte. Höchstens Filmgeschichte und was das bedeutet, sollte nun wirklich jedem klar sein.
Vikings bezieht sich höchstens auf niedergeschriebene Geschichte und das nun wirklich, wie du selbst schreibst, mal mehr mal weniger. In diesem Fall, aus deiner Sicht, halt weniger.
Ist es nicht vielmehr so, dass wenn man Menschen ohne Blick auf Geschlecht oder Ethnie besetzt, man sich genau nicht ignoranten Deppen annähert. Denn diese Deppen betreiben den ganzen Tag nichts anderes als Identitätspolitik, weil für sie Identität nur aus äußerlichen Dingen und bescheuerten Massenerzählungen besteht.
Für sie besteht Identität aus Hautfarbe und Geschlecht. Heute, wie vor 1000 Jahren. Dabei ist Identität doch etwas viel innigeres, etwas viel komplexeres, wärmeres.
Wir können einen Charakter spielen lassen, von wem immer wir wollen. Die Kunst machts möglich.
Sorry, wenn ich da Dinge wie "woke shit" und so höre, denke ich lediglich, da ist wieder einer durch die Indoktrinierungsmaschine gelaufen. Hat bei 9gag gelernt was Rassismus ist - oder vielmehr - sein soll.
Nicht das du das gesagt hast (hast du nicht) und nicht das es nicht auch aus der Ecke eine Menge Bullshit gibt. Aber das ist doch keine Auseinandersetzung mit dem Thema. Das sind doch nur Buzzwörter die man gelernt hat und eine völlig unbestimmte, gegnerische Gruppe beschreiben sollen.
Es ist ohnehin seltsam, dass die die bei kreativen Entscheidungen am schnellsten "woke" oder "Cancel Culture" schreien, genau diejenigen sind, die im selben Atemzug sagen, dieses oder jenes "darf" man nicht oder "sollte" man in dem Fall (Setting) nicht.
Wenn sie irgendeine neue Quelle haben für diese Caständerungen, dann will ich diese sehen. Gib sie mir! Gib mir einen Grund diese Quellen nachzulesen, zu übersetzen,
Das verstehe ich nicht ganz.
Hat mich schon angekotzt, dass Ivar bei den Rus war. Er war sehr wahrscheinlich in Irland und da war er nie in der Serie. Ubbe war auch nie in Nordamerika! So unnötig. So viele Menschen haben damals große Dinge geleistet, warum musste man es so umändern?
Vielleicht. Aber woher weißt du das? Natürlich nicht durch Vikings. Verstehst du was ich meine?
Mir geht es hier eher um etwas Grundsätzliches und weniger, um nur diesen Cast speziel.. Ich bin gerne bereit den gesamten Standpunkt zu überdenken und gespannt auf Argumente.
Du, auch wenn wir hier nicht zusammenkommen, habe ich doch deinen/euren Standpunkt besser verstehen gelernt und das ist doch schon ein Gewinn.
@Etom
Du tust mir jetzt ein bisschen leid.
Schon wieder so viel Text. Naja, aber dafür ist so ein Forum ja irgendwo auch da. Um sich auszutauschen.
Und im Prinzip ging es ja auch unter anderem um die neue Vikings Serie, zumal ich immer dieses Auslagern von Diskussionen sehr mühselig finde.
Wenn dich die Diskussion nicht interessiert hat, lies sie doch einfach nicht. Ehrlich, Diskussionen, die mich nicht interessieren, lese ich auch nicht. Einfach überspringen.