Oh Mann, Hollywood hat es echt nicht mehr raus, mit Geld und Technik auch vernünftige Historienfilme zu machen. "Gladiator" hat das Genre wiederbelebt und bleibt nach wie vor der Beste dieser Gattung. Wenn mich "Kingdom of Heaven" den ich noch nicht gesehen habe, auch so enttäuscht, können die das Genre gleich wieder begraben.
Oliver Stone ist doch kein Amateur, aber wo ist das radikale, kritische Element, was Stone immer umgab und wo sind die wirkungsvollen Stilmittel durch Bilder und suggestiver Schnitttechnik? "Alexander" lahmt an großer Belanglosigkeit. Während Petersens "Troja" an einigen Stellen einfach nur grottig war, ist "Alexander" viel zu zahm und unrund, um dem hohen Anspruch gerecht zu werden.
Das größte Problem ist wohl das Drehbuch, dass es trotz epischer Laufzeit nicht schafft, Alexanders Charakter irgendwie entscheidend zu durchleuchten oder seiner Figur gerecht zu werden und auch als Schlachtenepos versagt der Film. Hopkins Erzähler ist a) emotionslos und langweilig und b) zerstört er einen eventuellen roten Faden. Alexanders Kindheit bietet Klischees ohne Ende (Das unbezwingbare Pferd!) und schwupps ist er erwachsen und wieder schwupps hat er schon die Ägyptenepisode hinter sich und steht schon den Persern gegenüber. Alexanders Erklärung zum Halbgott, zu Zeus Sohn wird nur am Rande erwähnt und hat dann keine Bedeutung mehr.
Der restliche Film zeigt nun, wie Alex immer weiter gen Osten marschiert und die eroberten Gebiete zu Untertanen macht und sie respektiert, statt auszurotten. Das Problem? Stone serviert uns gerademal zwei Schlachten, die zwar gut gemacht sind und auch nicht mit Härte und Schauwerten sparen, aber bei einem solchen Film viel zu wenig sind. Und vorallem wird, wie Jigsaw schon sagte, nie deutlich, was Alexander ausgemacht hat. Eher schwächlich, weinerlich, taktisch nicht sonderlich genial und seine Reden waren zwar Pathosgeschwängert aber nicht wirkungsvoll.
Ich finde es ja durchaus gut, dass man sich für Alexanders Charakter interessiert und sich da auch drauf fokussiert, aber 1. fällt drumherum Alles ab und 2. verläuft sich die Charakterstudie irgendwann. Wie schon gesagt, trieft der Pathos überall, aber wahre, epische Emotionen kommen nicht auf. Die homoerotischen Blicke führen ins Leere und allgemein wird damit eher zögerlich umgegangen, was bei Oliver Stone als Regisseur eher überrascht. Handlungsstränge verlaufen sich irgendwann und einige Fragen bleiben gänzlich unbeantwortet.
Da hilft es auch nicht, dass Alles durchaus gut aussieht. Mit Ausnahme von Farrells blonde Löckchen, sind Ausstattung und Kulissen wirklich klasse. Besonders Babylon weiß zu gefallen, mit seinem Prunk und Bombast. Die Art, wie es präsentiert wird, ist aber eher spießig und banal. Kein Feuer, kein "Drive", wie man neudeutsch sagt. Es wirkt, als hakte man nach und nach die Stationen ab um sich dem vorweggenommen Ende zu nähern. Wirklich gut gefällt eigentlich nur der Bezug auf griechische Mythen, auf schicksalhafte Helden, deren auf Wände gemalten Abbilder, immer mal wieder eingeschnitten werden.
Dabei ist Farrell noch akzeptabel, hat halt nur unter dem Drehbuch zu leiden. Kilmer und Leto sind gut besetzt und besonders Ersterer hat auch spürbare Freude am Spiel, ähnlich sind andere Gefolgsleute durchaus noch gut. Angelina Jolie ist aber nicht nur fehlbesetzt sondern auch einfach schlecht. Albernes chargieren und grimassenziehen, sowie intrigante und leere Worthülsen. Besonders bei Alexanders Kindheit, wirkt sie schlicht überfordert und scheint ihrem Sohn mit manchem Blick Angst zu machen - Ich hätte Angst gehabt.
Fazit: Scheitert auf nahezu allen Ebenen an dem eigenen Vorhaben und am gigantischen Vorbild Alexanders, dem der Film nicht ansatzweise gerecht werden kann. Stones Regie ist erstaunlich zahm, das Drehbuch enttäuschend schwach, was den Darstellern erschwerend hinzukommt. Tolle Decórs und Ausstattungen helfen da nicht drüber hinweg, dass die Psychoanalyse Alexanders nicht funktioniert und der Film mit nur zwei Schlachten zu unspektakulär ist und unausgewogen wirkt. Schade.
4,5-5/10 Punkte