Keine Ahnung wer hier Gewohnheit mit Charakterisierung verwechselt. Den meisten Leuten (zumindest hier im Forum) ist es durchaus bewusst, dass einige ihrer Lieblingsserien eher zweifelhafte Qualität haben.
Nehmen wir doch mal das Beispiel Dexter und ignorieren dabei, dass es eine Romanadaption ist. DIe Serie hatte einen Hauptcharakter, wie man ihn vorher noch nie gesehen hat, also haben viele aus Neugierde eingeschaltet. Ein Serienmörder als Hauptfigur? Soll ich den etwa sympathisch finden? Und die Serie hat es geschafft den Zuschauer gerade durch diese moralische Frage an sich zu binden. Als Zuschauer wurde man belohnt durch spannende Handlungen, tolle Charaktere und hervorragende Schauspieler.
Irgendwann später (hier scheiden sich die Geister), hat die Serie ihre Qualität verloren. Die meisten sind trotzdem dabei geblieben. WIeso? Aus Gewohnheit. Wenn ich jahrelang die Serie verfolgt habe, kann man das auch weiter machen, selbst wenn die QUalität schlechter geworden ist.
Anderes Beispiel: Buffy
Ich hab Staffeln 5-7 eigentlich nur wegen Spike geschaut, weil ich den CHarakter einfach super witzig fand und gern gesehen habe. Und 30 Minuten langweilige Folge waren mir wurscht, im Gegenzug für 10 Minuten Spike Time
Woodstock hat schon Serien wie Castle und Mentalist angesprochen. Das sind simple proceduale Serien, aber weil die beiden männlichen Hauptcharaktere cool sind und Spass machen, hat man eingeschaltet. 2-3 Staffeln lang hat das so gut funktioniert, dass man auch an den Fall der Woche Folgen seinen Spass hatte.
Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, von jeder Staffel nur noch die Schlüssel Episoden zu gucken, in denen der rote Faden aufgegriffen wird. Weil ich wissen will, wie der rote Faden, der die Hauptcharaktere angetrieben hat, zu Ende geschrieben wird.
Warum gucken Leute Seifenopern, obwohl sie wissen, dass es Mist ist? Weil sie irgendwann angefangen haben und wissen wollen, wie es weiter geht mit den CHarakteren. Heiraten Bob und Alice oder schmeißt sie sich vor einen Zug? Ist ihr Vater noch am Leben oder die Verschwörung nur ein Trick um an das Erbe zu kommen?
Das ist total flach und bescheuert, aber Zuschauer wollen sehen, was mit ihren CHarakteren passiert.
Es gib tauch im Serien Bereich Themen, die ich nicht anpacke (Mad Men gehört zum Beispiel dazu). Sollte ich jetzt aus Zufall bei einem Bekannten mal eine Folge gucken und feststellen, dass ich den Hauptcharakter total cool finde, schau ich mir die Serie vielleicht doch noch an...
Ich bin wahrscheinlich auch ein Extrem, was meine Sehgewohnheiten angeht, aber Filme gucke ich zum Beispiel so gut wie keine mehr. Weil mich Geschichten, die in 2 Stunden erzählt werden, kaum emotional mitnehmen können und ich keine Bindung zu den Charakteren aufbauen kann.
Das mag auch daran liegen, dass ich durch einen großen Konsum aller möglichen Filme und Serien so gut wie alles gesehen habe und mich die meisten Geschichten und Wendungen langweilen. Man kann mit mir keine Filme gucken, in denen ein Plottwist vorkommt, weil ich den eh schon nach paar Minuten raus habe und mich dann langweile.
Filmisch gibt es eigentlich nur noch folgende Möglichkeiten, mich hervorzulocken:
- etwas Neues, was es bisher (vermutlich) nicht gegeben hat. Interstellar fällt mir hier zum Beispiel ein, obwohl ich keine Ahnung habe, ob mir der Film gefallen wird
- Verfilmungen von Dingen, die ich als Kind toll fand und die ich aus nostalgischer Freunde schaue (Marvel Universum, ich spreche von dir)
... ach ich könnte Stundenlang über das Thema diskutieren. Wir müssten mal einen Offline Abend bei mir zu Hause machen und uns über solche Dinge diskutieren.