Wo fängt man am besten an? Bei Teil 1(1) vielleicht: Der gefiel mir sehr gut, hatte aber durchaus Schwächen und konnte durch seine alles neu einführende Art nicht so ganz aus den Puschen kommen und hatte vor allem auch einen vollkommen verschenkten Schurken. Die Fortsetzung baut dann vor allem auf den durchweg gelungensten Part des Reboots auf, der neuen alten Crew der Enterprise, die schon im Vorgänger ganz vorzüglich besetzt war. Die Freundschaft zwischen den Figuren fungiert als emotionaler Haltpunkt der größtenteils durch Daueraction bestimmt werdenden Handlung, was durch die charismatische Besetzung und deren Chemie funktioniert, weil wir ihnen diese Figuren und die Emotionen abkaufen, sei es in den tragischeren Szenen oder den humorvolleren. Diese Beziehung untereinander, die schon die Originalserie bzw Crew zum einzig wirklich sehenswerten Star-Trek-Material machte, gibt auch hier den Ton an und ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und des Films, der so weit über das Niveau eines platten Actionfilms hebt. Action gibt es natürlich auch zu hauf, nach dem recht unentschlossen wirkenden ersten Viertel praktisch ausschließlich, ist der Film nicht nur stumpfe Materialschlacht. Materialschlacht sicher, aber es sind die Hauptfiguren, die es lenken, die nicht nur uninteressante Abziehbilder sind und mit denen wir mitfiebern können, auch wenn einiges vorhersehbar sein mag. Natürlich ist Into Darkness kein besonders tiefgründiger Film, aber er macht für einen reinen Blockbuster praktisch alles richtig: Er mag kein festzementierter Klassiker wie Jäger des verlorenen Schatzes werden, aber was die Mischung aus tempo- und wendungsreicher Geschichte mit gelungenen, glaubhaften und denkwürdigen Figuren und sicher keinem Verzicht auf große Schauwerte angeht spielt Star Trek Into Darkness sicher in einer Liga mit den anderen großen Eventfilmklassikern, sei es nun ein Indiana Jones oder Star Wars, die ebenfalls nie sonderlich anspruchsvoll, tiefgründig oder wie man immer es auch nennen mag waren, aber überzeugen und mitreisen konnten, weil sie mit Liebe und Verstand gemacht worden sind. Und dieses Gefühl transportiert Into Darkness ebenfalls. Das JJ Abrams ein Händchen dafür hat zeigte er ja ebenfalls im schwächeren ersten Teil, aber auch im mir etwas übersehen vorkommenden Super 8, in dem er ebenfalls glaubhafte Charaktere und Emotionen in einem unterhaltsamen Blockbuster präsentierte.
Wie man das als Star- Trek-Fan bewertet ist eine andere Frage. Ich kann verstehen, dass einem nicht gefällt, dass der Film den zuverlässigen Pioniergeist und die Erkundung fremder Welten etwas vermissen lässt, auch wenn die Eröffnungsszene sehr schön eine, natürlich moderne und aufgepeppte, Szene aus der Serie hätte sein können. Die Szene bei den Klingonen und deren Auftritt ist leider recht kurz gehalten und der Film bietet danach beinahe überraschend wenige Schauplatzwechsel, dafür ist der Film zu sehr auf seinen Bösewicht zugeschnitten, der, in dieser Form, keinen Platz mehr für fröhliche Natur lässt. Benedict Cumberbatchs John Harisson ist eine recht offensichtliche Analogie zur modernen Welt, was aber irgendwann sowieso vollkommen wurscht ist, da der Film spätestens nach seinem ersten großen Auftritt kaum noch Zeit zum atmen lässt. Eine unfassbare Actionszene jagt die Nächste treibt einen auf die Sitzkante; So atemlos, mitreisend und spaßig war das Unterhaltungskino in letzter Zeit selten, was vor allem JJ Abrams' einwandfreier Regie, aber auch dem wiedermal wunderbaren Score von Michael Giacchino zu verdanken ist, der hier auf ein neues beweißt, dass er die mit Abstand schönste (Blockbuster-)Filmmusik derzeit komponieren kann und dabei oftmals, wenn es auch ruhig öfter hätte sein dürfen, auf Instrumente zurückgreift, die man so eigentlich recht selten in der heutigen Filmlandschaft hört. Schade ist aber, dass bei all dem Tempo auf die ästhetischen Totalen des Vorgängers verzichtet wurde, die immer etwas formschöne Ruhe hineinbrachten. Was den Inhalt anging mögen viele Sachen sicherlich vorhersehbar gewesen sein, trotzdem hat der Film mich, der bewusst wenig informiert war, oft überrascht in welche Richtung die Geschichte tatsächlich geht und wie man es schafft die letze Szene mit noch mehr tigh inszenierter (
) Action übertrumpfen konnte. Durchaus erfrischend und sicherlich nach JJ Abrams Vorstellung, dass der Zuschauer vorher so wenig wissen sollte wie möglich, wodurch der Film sicher besser wirken kann.
Da mir nun nach diesem ungeplanten Abschweifen kein schöner Übergang mehr zu Benedict Cumberbatch einfällt: Der war gut. Die Figur, wenn sein Motiv auch nicht sonderlich spannend ist, lässt die Schwächen des misslungenen Bana-Romulaners im Film davor vergessen. Cumberbatchs John Harrison ist bedrohlich und hat Ausstrahlung und Präsenz, die man sich von jedem Filmbösewicht wünscht.
Alles in allem: JJ Abrams präsentiert einen wahnsinnig unterhaltsamen, emotional mitreisenden, vor Temo überbordernden, großartig gemachten Abenteuerfilm, der noch etwas länger im Gedächtnis bleibt. Unterhaltungskino und Escapism at its finest. Und deswegen ist Abrams auch perfekt für Star Wars. Schade daran ist nur, dass man dafür länger auf ein weiteres Abenteuer von Kirk, Mr. Spock & Co warten muss.
9/10
(Gesehen in wunderschönem 2D
)