Meine Kritik:
"Halloween" von Carpenter ist ja ein heiliges Kalb des Horror/Slasherfilms. Unantastbar. Unerreichbar. Stilprägend. Der 1978 entstandene Film sorgt auch heute noch für ausreichend Gänsehautmomente und verbreitet durch seine schaurig inszenierte Atmosphäre nach wie vor ausreichend gepflegten Grusel.
Womit sich wieder einmal die Frage stellt: Brauchen wir den auch davon ein Remake?
Sind wir ehrlich: Eigentlich nicht und es ist generell ein schwieriges Unterfangen solch einen Film vom Maße eines Carpenter "Halloween" adäquat umzusetzen ohne damit komplett auf die Schnauze zu fallen. Rob Zombie hats trotzdem getan und schlägt sich mehr als achtbar und überraschend souverän aus der Affäre.
Die Story dürfte bekannt sein, also spar ich mir großartige Einführungen. Kommen wir zu den wesentlichen Änderungen, die Zombies Werk vom Original unterscheidet:
Er hat nämlich gut daran getan keine "Eins zu Eins" Kopie zu machen, sondern lagert die Gewichtung des ganzen Filmes viel mehr auf seinen Antagonisten Michael Myers. Wir lernen die (zwar klischeehafte, aber durchaus vorstellbare) kaputte White Trash Familie Myers kennen, sehen dem kleinen Michael zu wie er in der Schule gemobbt wird und wie seine Liebe zu Masken entsteht. Doch irgendwann tickt etwas in dem kleinen Michael etwas aus und er fängt an Amok zu laufen (übrigens hervorragend gespielt von Daeg Faerch).
Den Amoklauf inszeniert Zombie schonungslos und brutal, blutig und rücksichtslos, aber nie an der Grenze zum überzogenen Splatter. Hier wurde genau die richtige Dosis gefunden.
Danach werden wir Zeuge der Einlieferung in eine Anstalt und dürfen Dr. Loomis (Malcolm Mc Dowell) dabei zuschauen wie er versucht eine Bindung zum kleinen Michael herzustellen.
Mc Dowell gibt hier den Loomis deutlich sanfter und Patient bezogener als damals Donald Pleasance. Es wirkt als würde Michael bereits jetzt zum alleinigen, bestimmenden Lebensinhalt des Doktors werden. Loomis bezeichnet Myers sogar als "Freund" ...
Irgendwann switcht der Film um, spult ein paar Jahre in die Zukunft und präsentiert uns einen bedrohlich wirkenden erwachsenen Hühnen mit langen Haaren. Ja, der Rob Zombie Michael mag so gar nicht in das vorgegebene Bild passen, welches wir bis dato von Ihm hatten. Tyler Mane hat als ehemaliger Profi WCW Wrestler eine unglaubliche physische Präsenz und wirkt mit seiner Statur und den leisen verhaltenen Mitteln die Ihm zur Verfügung stehen bedrohlich und latent aggressiv genug um Eindruck zu hinterlassen.
Schließlich kommt es zum Ausbruch und Zombie knüpft an das Original an. Ab hier bleibt Rob Zombie Carpenters Vision erstaunlich nahe und würzt den klassischen Slasher-Part mit etwas mehr Nudity und rauherer Gewalt.
Mir persönlich hat diese neue Version sehr gut gefallen, obwohl Ich überhaupt kein Fan von Remakes bin, aber Rob Zombie entwickelt meiner Meinung nach eine eigenständige Version der bekannten Geschichte und drückt dem Ganzen seinen ganz eigenen Stempel auf.
Hier geht es halt etwas wilder, rauher, brutaler zu, ohne allzu vordergründig auf den Gewaltbonus zu setzen.
Ich bin kein Fanboy, kann also auch mit etwas Distanz beurteilen, im Gegensatz zu den vielen Verfechtern des Originals, von dem sich Zombie in deren Augen zu weit entfernt. Man wirft im eine gewisse Comichaftigkeit vor, er nehme das Thema nicht ernst genug, häte den Namen M. Myers ins Lächerliche gezogen... Wenn man sich von der starren Maxime befreit ein Remake streng an das Original angelehnt zu verfilmen, weiß man Zombies Version zu schätzen. Sicher, kann man Ihm eine gewisse klischeehaftigkeit vorwerfen, aber ehrlich: Das hier ist ein Slasher, der soll uns in erster Linie unterhalten, gruseln und auf gemeine Art Spaß machen.
Ich erwarte da kein fundiertes Konzept über Psychanalyse, kein ausgeklügeltes Schema, woher Michael seine Aggressionen nimmt. Zombie hat uns eine interessante Sichtweise ermöglicht und den Mythos Michael Myers vom unnahbaren, zum absolut bösen degradierten, Übermenschen ein bisschen verständlicher , nachvollziehbarer und menschlicher gemacht.
Fast könnte man Symphatie mit dem Jungen / Mann empfinden. Aber das ist gewollt. Dies ist kein Film über Laurie Stryde die von Ihrem Bruder verfolgt wird, dies ist ein Film über Michael Myers der seine Schwester sucht und im Wahn mordet.
Und hier liegt der eigentliche Knackpunkt des Filmes:
Es kann einfach nicht die gleiche bedrohliche Atmosphäre aufgebaut werden wie es Carpenter einst machte, das lässt die offenbarte Vorgeschichte gar nicht zu. So verkommt Laurie hier zur Nebenrolle und der klassische Slasherpart wirkt demnach längst nicht so intensiv wie Carpenters Vision. Nichtsdestotrotz wurde er spannend und gut inszeniert, etwas mehr Charaktertiefe hätte der Filmfigur Laurie aber definitiv gut getan und eine ausführlichere Einführung Ihrer Selbst fehlt hier einfach.
Ich war überrascht über die souveräne, und gekonnte Umsetzung, nachdem Zombie mit seinen Vorgängerfilmen eher im Mittelfeld lag. Hier wurde meines Erachtens "fast" alles richtig gemacht und ich erkenne seine Eigenständigkeit an. Eine schnöde "Eins zu Eins" Verfilmung hätte niemand gebraucht und wär absolut überflüssig. Zombie spendiert uns eine rauhe, kantige Version des Klassikers mit Makeln, die er mit netten Cameo Auftritten und prominent besetzten Nebenrollen würzt. Sicherlich ist hier nicht alles mit Logik zu erklären, aber wer an diesem Punkt ansetzt, muss auch Carpenters Original auf Logiklöcher abklopfen.
Und dort wird er ebenso viele finden ...
... bestimmt
Von mir aus 8 von 10
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