William Gibson - Quellcode
Der zweite Teil der Bigend-Trilogie hat mir nicht so gut gefallen wie der erste (Mustererkennung), aber ich fand ihn immer noch solide. Wobei der Cyberpunk-Anteil sehr gering ist.
Jay Bonansinga - Killer-Parade
Was macht ein berüchtigter Profikiller, wenn er erfährt, dass er todkrank ist und nicht mehr lange zu leben hat? Genau, er bietet sein ganzes Vermögen als Honorar für denjenigen Killer, der ihn zuerst erledigt. Und natürlich stellt sich schon nach kurzer Zeit heraus, dass seine Diagnose nur eine Verwechslung war und er gar nicht todkrank ist. Aber der Auftrag lässt sich nicht stornieren.
Das Buch liest sich wie ein B-Movie-Actionthriller mit allerlei Explosionen, Verfolgungsjagdten und Schießereien. Die vermeintlichen Profikiller verhalten sich wie blutige Anfänger und machen dumme Fehler, bei denen man sich fragt, wie sie in dieser Branche Fuss fassen, geschweige denn überleben und eine Karriere machen konnten. Auch bedienen sie sämtliche Nationalklischees. Die obligatorische Liebesgeschichte darf auch nicht fehlen, und wenn eine schießwütige schwangere Frau keine romantische Vorstellung ist, dann weiß ich auch nicht.
Man muss die Gehirnaktivitäten schon sehr weit herunterfahren, um das Buch durchhalten zu können, aber auf seine trashige Art und Weise war es doch relativ unterhaltsam.
William Faulkner - Schall und Wahn
Ein Klassiker von 1929, den ich nicht besonders gut fand. Es geht (wie so oft) um eine Familie mit dunklen Geheimnissen, hysterischen Frauen und traditionsbewussten/konservativen Männern. Das Besondere an diesem Buch sind sein experimenteller Aufbau und Erzählstil (vor allem für damalige Zeit). Das wäre dann aber auch das Einzige, was ich an diesem Buch positiv oder interessant fand.
Besonders den dritten Abschnitt fand ich sehr unangenehm und schwer zu ertragen. Der Ich-Erzähler ist ein geldgieriger Rassist, Frauenhasser und Antisemit, der krankhaft seine Schwester überwacht.
Mit Antihelden komme ich klar, wenn die Bücher mit solchen Ich-Erzählern satirisch gemeint sind (z.B. wie in "American Psycho" oder "Drecksau"). Aber hier gab es nicht einmal einen Anflug von Ironie oder Satire. Aber auch die anderen Figuren waren nicht viel sympathischer.
Da fand ich "Das Dorf" deutlich besser.
Edward Lee - Die Romanze von Dunwich
Das Buch basiert auf Lovecrafts Erzählung "The Dunwich Horror", ist aber keine Fortsetzung, sondern spielt parallel und beleuchtet näher das Privatleben der Hauptfigur Wilbur.
Zunächst einmal klingt die Hauptfigur in seinen Tagebucheinträgen nicht mehr wie ein Gelehrter von 1928 (immerhin konnte er Latein und war belesen), sondern wie der Bewohner einer heruntergekommenen Wohnwagensiedlung aus unserer Gegenwart. Die Nebenfiguren sind (wie so oft bei Edward Lee) dauergeile Hinterwäldler, die den ganzen Tag lang nichts anderes zu tun haben, als Frauen zu vergewaltigen und diverse Körperflüssigkeiten abzusondern.
Obwohl Lovecraft andere Autoren dazu aufgerufen hatte, seinen Cthulhu-Mythos zu erweitern und neue Geschichten in seinem Universum spielen zu lassen, wäre er sicherlich entsetzt, wenn er dieses Buch hätte lesen müssen. Es passt überhaupt nicht zu seinem Konzept von kosmischem Horror, es ist voller sexueller Perversitäten und in einer vulgären Sprache geschrieben. Dazu noch ein Humor, der bei solchen Themen wie Vergewaltigung sowieso schon deplatziert wirkt, hier aber auch noch gegen die Regeln des kosmischen Horrors verstößt.
So wie ich das sehe, hat Edward Lee in diesem Buch seine übliche Masche abgezogen und nur die Figuren aus der Geschichte von Lovecraft verwendet. Das war nichts.
Es wundert mich, dass es in dieser Reihe (Lovecrafts Bibliothek des Schreckens - Limited Edition) erschienen ist. Alle anderen Bücher in dieser Reihe sind bisher auf weit höherem Niveau und passen viel besser zum kosmischen Horror.
Ich halte es auch für keine gute Idee vom Verlag, dass am Anfang dieses Buches die Originalgeschichte von Lovecraft vorangestellt wurde. Mir hat sie wieder gefallen, aber durch den direkten Vergleich merkte man noch viel mehr die stilistischen und inhaltlichen Unterschiede zur Geschichte von Edward Lee.