Das Problem von solchen Aktionen ist immer, dass sie wahrscheinlich nicht natürlich wirken, sondern wie ein bewusstes Statement. Und generell ist gegen bewusste Statements nichts zu sagen, aber sie sollten schon in einem angemessenen Rahmen präsentiert sein und wirklich aus einem sozial-politischen Antrieb heraus entstehen. Ich fürchte, mit Spider-Man (!) in einem Film (!) so zu verfahren, wäre eher kontraproduktiv. Es wäre so gewollt, so "schaut mal, wir sind super tolerant". In der Popkultur fährt man mit solchen Themen besser, wenn sie sich natürlich entwickeln, wenn man nicht groß darauf hinweist, wie außergewöhnlich ein schwuler/nicht-weißer/wasauchimmer Superheld wäre. Figuren wie Spidey, die seit Jahrzehnten etabliert sind, können eher Wirkung erzielen, wenn sie in der Handlung auf solche Themen reagieren, wenn Peter sich z.B. für einen schwulen Mitschüler oder so einsetzt. Aber Peter selbst schwul, bi-curious oder dergleichen zu machen, würde für eine öffentliche Aufruhr sorgen, die die Fronten nur weiter verhärtet und wahrscheinlich ziemlich viel unterdrückte Homophobie heraufbeschwört.
Von daher erscheint es mir hilfreicher, wenn das Unterhaltungskino generell mutiger wird, so was zu erforschen. Aber eben nicht unbedingt mit bekannten Figuren und Franchises, sondern grundsätzlich auf natürliche, ungezwungene Weise, mit Helden und Hauptfiguren in großen Filmen, die vom Standard abweichen. Wie schwierig das beim Thema Homosexualität im Film noch heute ist, hat doch "ParaNorman" kürzlich noch gezeigt. Dort gibt ein gar nicht mal so wichtiger Nebencharakter am Ende mehr oder minder deutlich zu verstehen, dass er als Junge andere Jungs mag. Das hat hier und da (in den USA) durchaus für Diskussionen gesorgt, aber eben weniger im Sinne von "Yay, das ist mutig, das ist gut", sondern häufiger mit dem Tenor "solche Figuren gehören nicht in einen Kinderfilm."
Wir kriegen es im Blockbusterkino ja noch immer nicht geschissen, regelmäßig vernünftige Frauenfiguren zu kreieren, geschweige denn Frauen als Hauptfiguren, als Helden zu haben. Insbesondere im Superhelden-/Comicfilm Bereich, weil man vor der jugendlich-männlichen Hauptzielgruppe kuscht. Ohne Joss Whedon wäre das ne reichlich finstere Angelegenheit.