TRON:Legacy ist die gleiche Leier wie bei fast jedem Sequel/Remake eines Kindheitsklassikers: Technisch hui, Story/Charakterlich pfui.
TRON kann zwar einiges rausreissen durch einige wirklich beeindruckende 3D Action-Sequenzen aber beim Rest werden viele, die das Original lieben, enttaeuscht sein... deswegen schonmal an dieser Stelle der Rat Erwartungen lieber runterzuschrauben..
Ich habe mir das Original vor meinen Kinobesuch nochmal angeschaut und auch wenn es natuerlich technisch arg 80er ist, hat der Film (besonders die Parts im Computer) einen sehr ausgefallenen und eigenen Stil, der auch heute noch einzigartig ist. Und da kommt im neuen Tron schon die erste Enttaeuschung: Die Welt im Computer ist nicht die abstrakte Welt wie im Original sondern eine duestere Fantasywelt ala Narnia meets Blade Runner. Die Menschen, die ja eigentlich Programme sind, waren im Original alle dementsprechend uniform in Gestalt und Verhalten, im neuen TRON sind die Figuren sehr gemischt und unnheitlich, von Cyberpunkig, Roboteraehnlich bis homosexuelles Alienwesen (dazu spaeter mehr).
Unausgegoren ist auch die Story. Ansich eine Vater-Sohn Geschichte wirft der Film einige Handlungsstraenge ein, die nie wirklich konsequent erklaert werden und flach fallen. Jeff Bridges und sein (nicht wirklich gelungener) Computer-Part sind Rivalen aber das "wie, warum, weshalb?" wird hier, wie auch auf einige andere Aspekte der Story bezogen, dezent weggelassen, um wieder Spielraum fuer einige visuelle Effekte zu machen..
gutes Beispiel dafuer ist Martin Sheens Cameo als tuntenhaftiger Clubbesitzter, der, Oh welch Ueberraschung, nicht das ist fuer was er sich ausgibt. Diese gesamte Sequenz ist sinnlos und diente anscheinend nur dazu die Cameos von ihm und Daft Punk unterzubringen.
Apropo, Soundtrack by Daft Punk! klingt auch besser im ersten Moment als es wirklich ist. Der Grossteil des Soundtracks besteht aus (be)droehnenden, duesteren Tonfolgen ala Inception, die zwar teilweise bombastisch sind und toll zum Einsatz kommen, aber auf der anderen Seite viel zu sehr in den Vordergrund treten, nicht zum gezeigten passen und eher stoerend wirken.. Verschenktes Potenzial..
Das gilt uebrigens auch fuer den Auftritt des titelgebenden TRON, dessen Charakter hier vollkommen untergeht (ich habs anfangs garnicht geschnallt dass er dabei ist) als stummer, dumpfer Assasin...
Ueber die ganzen negativen Aspekte laesst sich nur bedingt hinwegblicken, denn auch wenn das Visuelle wirklich beeindruckend ist, verschiesst der Film auch hier etwas zu schnell sein Feuer indem die beste Szene schon in der Mitte kommt. Danach zieht sich der Film durch unnoetige oder nur angeschnittene Storyelemente, banale Dialoge und ein kitschiges Finale..
Das Original war sicherlich auch keine tiefe Geschichte mit oscar-wuerdigen Auftritten, aber es hatte einen unnachahmlichen Charme und Kultpotenzial, der der neuen Version vollkommen fehlt. Es wird mehr als deutlich dass viel,viel mehr Muehe& Zeit in das Visuelle gesteckt wurde und alles andere lieblos "drangeklatscht" wurde um schnell fertig zu werden..
So schlimm das klingt, schlecht ist TRON:Legacy nicht. Die Actionsequenzen unterhalten und haben interessanten 3D-Stil, Darsteller sind OK ( insbesondere Jeff Bridges bei dem auch immer etwas von The Dude durschscheint ist klasse) und die Musik ist von Daft Punk (ja, trotz obiger Kritik ist das auch ein Pluspunkt). Schoen auch dass einiges aus dem Original uebernommen wurde ( Arcade, die Waechter), da lohnt es, das Original vorher nochmal zu schauen (auch wenn das dem Verstaendnis der teilweise konfusen Geschichte nicht wirklich hilfreich ist)
Ahja, und Olivia Wilde im hautengen Anzug ist nettes Eye-Candy
Fazit
Von aussen ein kurzweiliges, atemberaubendes Spektakel,
innen aber hohl, unausgegoren und ohne jeglichen Charme des Originals.
Ein typischer Popcorn-Blockbuster, der auf grosser Leinwand aber Spass macht, soweit man keine "KultFilm" oder "Bahnbrechendes Erlebnis" Erwartungen hat.
6.5 von 10
gesehen im Ausland, IMAX 3D